Missverständnis", sage ich. In dem Moment schaut er mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. "Nein ich bin mir sicher!", sagt er voller überzeugung. "Wenn es um das Zimmer 666 geht, dann weiß ich bescheid. Logen hat mir es schon mal gezeigt. Ich wollte aber nichts damit zu tun haben, deswegen bin ich einfach nicht mehr hergekommen. Und Logen hat das auch akzeptiert. Er meinte, er hätte sein Interesse daran verloren, weswegen wir auch nicht mehr darüber gesprochen haben. Ich dachte, dass damit verbunden ist, dass er auch nicht mehr herkommt, aber ich denke es ist nicht so schlimm, wenn doch,  denke ich." Mit jedem Wort, welches ich sage, wird sein Gesicht immer ernster. Er ballt seine Hände zu Fäusten, als wäre er total wütend. "Du wusstest davon?", fragt er leise und er geht ein paar Schritte zurück, fässt sich durch die Haare. Dann kommt er wieder auf mich zu. Jetzt schreit er. "Du wusstest davon und unternimmst dich dagegen? Ich fasse es nicht!" Er stemmt seine Hände in die Taille. "Wow, ich wollte nichts damit zu tun haben, okay? Was soll ich denn machen?", schreie ich jetzt zurück. Ich kann gar nicht verstehen, wo jetzt das Problem liegt. "Du hättest, keine Ahnung, irgendetwas machen können. Das da ist nicht Menschenwürdig!", schreit er und zeigt auf das Zimmer. "Ich hätte niemals sowas von dir gedacht. Offenbar bist du genauso krank wie mein Bruder." Er dreht sich um und geht weiter denn Flur entlang. "Genau das bin ich eben nicht, deswegen hab ich nicht zugelassen, dass er sowas mit mir macht!" Er dreht sich um. Bleibt stehen, sein Blick ist starr auf mich gerichtet. Scheiße, was passiert jetzt? Langsam kommt er auf mich zu, schaut total unglaubwürdig. Ganz ruhig fragt er: "Er wollte das auch mit dir machen?" Ich verschränkte die Arme. Irgendwie ist mir das ziemlich unangenehm. "Ich denke schon", sage ich kleinlaut. "Oh Gott, du arme", sagt er und umarmt mich. Seine Umarmung ist warm und voller Mitleid. Ein wenig verwirren mich seine plötzlichen Stimmungswechsel. "Er hat aber akzeptiert, dass ich sowas nicht möchte", sage ich noch einmal zu Logens 

Verteidigung. Ich nehme seine Hand. "Also, alles ist gut. Kein Grund zur Aufregung." Ich lächle ihn an, in der Hoffnung, dass er sich beruhigt. Er schüttelt sie ab. "Nein, es ist nichts in Ordnung. Es ist schrecklich das er das auch mit dir machen wollte, aber es ist dennoch nicht okay, dass du nichts dagegen unternimmst!" Ich schaue ihn perplex an. "Was meinst du mit auch?"

Alles passiert so schnell. Ich höre einen Schrei. Schnell laufe ich auf das Zimmer 666 zu und bleibe davor stehen. Mein Herz schlägt immer schneller. Wieder höre ich einen Schrei. Es kommt eindeutig von einem Mädchen. Ich kann mich nicht bewegen, ich schaue einfach auf die Tür und realisiere, was hier passiert. Logen hat zwar akzeptiert, dass ich nicht in diese SM Szene geraten will, hat aber gelogen, was seine sexuelle Zuneigung betrifft. Trotz unserer Beziehung ist er hier mit einem anderen Mädchen. Ein Mädchen, was sich darauf einlässt geschlagen und gefoltert zu werden. Ein Mädchen, was mit ihm schläft. Das Mädchen, mit der er mich betrügt. Endlich kann ich mich wieder bewegen. Ich gehe ein paar Schritte zurück, lehne mich an die Wand und fange an zu heulen.

Ich glaub das alles einfach nicht. Noch vor einigen Stunden, habe ich mit Logen geschlafen. Ich dachte er liebt mich. Ich dachte ich wäre die einzige für ihn. Offenbar lag ich damit total falsch. Wie konnte ich überhaupt denken, dass so jemand wie er so jemanden wie mich überhaupt will. Er spielt nur mit mir und das schon die ganze Zeit. Lukas kniet sich zu mir runter. "Hast du- du wusstest nichts von ihr oder?" Ich schüttle nur den Kopf. Wie konnte ich nur so dumm sein. Das liebe kleine Mädchen, will den bösen Jungen verändern und ihn zu jemanden besser machen. Niemals wäre das passiert. Ich beiße meine Zähne zusammen und schaue auf Lukas, der mich bemitleidend ansieht. "Er betrügt mich", sage ich und fange wieder an zu heulen. Er nimmt mich in den Arm. "Ich weiß nicht, ob er mit ihr schläft, aber er hält sie da gefangen. Wir müssen ihr einfach helfen und sie befreien, jetzt. Das verstehst du doch?" Ich schüttle wieder den Kopf. "Nein, die Schlampe macht das doch freiwillig mit. Wenn sie nicht wollen würde, dann hätte er sie gehen lassen, genauso wie mich." Ich stehe langsam auf. Meine Knie zittern und stehe nur schwer auf den Beinen. Lukas tut es mir gleich. Ich wollte gerade gehen, da nimmt er meine Hand. "Vielleicht überlegst du dir es ja anders, wenn ich dir sage, wer da drin ist", sagt er voller ernst. Jetzt wird mir alles klar. Ich schüttle den Kopf. "Nein, nein das kann nicht sein." Ich reiß mich los. Ich schüttle nur den Kopf und spüre wieder die Tränen über mein Gesicht laufen. Lukas hebt seine Hände, weißt darauf hin, dass er mir nichts tun möchte, doch mit jedem Schritt, den er auf mich zukommt, gehe ich einen zurück. "Amelia, es ist Miley."

"Das kann alles nicht wahr sein. Miley wurde entführt, ich werde bedroht und gezwungen Sachen zu machen, die ich gar nicht will. Logen ist mein Freund, er liebt mich. Das muss alles ein großes Missverständiss sein." Ich gehe auf und ab. Lukas hat nichts mehr gesagt. Er sieht mich nur an, beobachtet mich, wie ich hier eskaliere. Ich höre wieder ein Schrei aus dem Zimmer und bleibe stehen. Erst jetzt fällt mir auf, dass es Mileys Stimme ist. Ich drehe mich zu Lukas um. Oh mein Gott. "Was machen wir jetzt?", frage ich Lukas. Es fällt mir schwer überhaupt etwas zu sagen. "Okay, da du dich ein wenig beruhigt hast, sollten wir sie da raus holen." Ich nicke und will die Tür öffnen. Verschlossen. Ich gucke verzweifelt zu Lukas. "Warte ich hab mir einen Schlüssel machen lassen. So leise wie möglich öffnet er das Schloss. "Okay, bist du bereit?", fragt er mich und ich nicke. Ich war sowas von nicht bereit.
Er öffnet die Tür und vor mir steht das, was ich so lange versucht habe zu verdrängen. Der Raum wirkte so düster wie schon davor. Ich lies meinen Blick über den Raum schleifen. Das Bett, der Käfig, das Andreaskreuz, seinen ganzen Peitschen und die Kommode. Ist beim Beitreten des Raumes sehe ich sie. Unsere Blicke treffen sich und ich bin so unglaublich froh, dass ich sie endlich gefunden habe. Trotz der Situation lächle ich Miley an. Meine Gefühle waren gemischt aus Freude, Trauer und Wut. Sofort suchte ich den Raum nach Logen ab, aber er war nicht zu sehen. Also laufe ich auf Miley zu. "Amelia hilf mir. Das war alles Logen. Er hält mich hier gefangen und er ruft dich auch von hier aus an. Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast." Ich konnte ihr nicht antworten. Zu tief war der Schmerz. Ich konzentriere mich drauf den Käfig zu öffnen. "Du hast nicht zufällig einen Schlüssel für den Käfig?", frage ich Lukas, der seinen Kopf schüttelt und anfängt zu suchen. "Er trägt den Schlüssel immer bei sich. Er muss gleich wieder kommen, er wollte nur auf Klo." Ihre Stimme klingt total verzweifelt und ist nur ein Flüstern. Ich betrachte sie vom nahen. Sie steht nackt vor mir, nur in Unterwäsche. Ich ziehe meine Strickjacke aus und quetsche sie durch das Gitter. Dankend nimmt sie sie an und zieht sie an. "Mir ist so kalt Amelia und ich hab Angst." Ich umfasse die Stäbe. Jede Sekunde müsste Logen kommen. "Was hat er dir angetan?", frage ich sie, doch sie schüttelt nur den Kopf. "Viele schlimme Dinge, aber noch bin ich nicht in der Lage darüber zu sprechen." Ich nicke. Verständlich.

Lukas kommt auf mich zu. "Und?", frage ich. "Nichts. Ich denke wir müssen warten bis er wieder kommt. Wie gehts dir?" Erst wollte ich antworten, bis ich begriff, dass es nicht an mich gerichtet war. "Jetzt wo ihr hier seid, schon viel besser. Länger hätte ich das hier nicht mehr ausgehalten. Wie habt ihr mich gefunden?", fragt sie und schaut abwechselnd von mir zu Lukas. "Lukas ist Logen gefolgt. Ich hatte ja keine Ahnung", sage ich zu ihr. "Ich weiß. Amelia, er ist ein richtiger 

Psychopath. Er hat immer wieder gesagt, es sei deine Schuld und er würde mich nur wegen dir hier festhalten." Sie fängt an zu weinen. Schuldgefühle treten in mir auf. Wenn ich mich auf ihn eingelassen hätte, hätte er sie denn dann noch entführt? Hat er sie überhaupt entführt? Gerade wollte ich nachfragen, als ich höre, wie Logen ins Zimmer kommt.  

Solange wir schweigenWhere stories live. Discover now