Kapitel 2 - Ryder

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"Aufwachen! Joanna, wach auf!" Panisch rüttelt Luke an meiner Schulter. Müde öffne ich meine Augen und schaue ihn an.

"Was denn?" Mürrisch drehe ich mich. "Joanna, da war ein Geräusch."

Endgültig öffne ich meine Augen und setze mich auf. "Bist du sicher?" Flüstere ich. Doch meine Antwort wird durch ein lautes Rumpeln bestätigt. Angespannt sitze ich da. "Geb keinen Mucks von dir, hast du mich verstanden?" Hauche ich meinem Bruder ins Ohr und bekomme ein Nicken zur Bestätigung.

Langsam stehe ich auf und tapse die paar Schritte zur Tür. Gerade möchte ich abschließen, als die Tür aufgerissen wird und ich nach vorne geschmissen werde. Luke schreit.

Ein Mann, komplett in schwarzer Ausrüstung, kommt herein, mit einer Waffe in der Hand. Hinter ihm erkenne ich weitere Männer, die in die Wohnung laufen.

Sofort stehe ich auf und möchte zu Luke. "Zu jung." Kommt es von den Mann und er schießt ein paar mal auf Lukw.

"NEIN! NEIN, NEIN, NEIN! LUKE!" Sofort stürze ich auf ihn zu und fahre ihm über die Haare. "Luca, alles gut. Du bist nicht tot, nein! Luke!" Tränen rangen über meine Wangen und wollen gar nicht mehr aufhören.

"Seid ihr bescheuert?" Schreie ich energisch und Tränen überströmt. "Dein Vater ist tot." Kommt es unter der dunklen Maske hervor. Ich schließe meine Augen, während noch mehr Tränen fließen.

"IHR MISTKERLE!"

So schnell ich kann stehe ich auf und rase aus der offen stehenden Wohnungstür. Ich stoppe nicht einmal und renne immer weiter.

Draußen angekommen, sehe ich einen großen Truck. Verzweifelt und immer noch weinend schaue ich mich um. Dann renne ich nach links, weg von dem ganzen. Immer weiter, ohne eine Pause.

Sie werden mich finden.

Schnell erhasche ich einen Blick über meine Schulter, als ich den großen Truck in die Straße einbiegen sehe.

So schnell, das ich gar nicht reagieren kann, werde ich in eine Gasse gezogen. Mein Mund wird zugehalten, während ich in den Armen von jemanden liege.

Mein Atem geht unregelmäßig. Ich versuche in der Dunkelheit etwas auszumachen, doch ich kann nichts erkennen. Nur, dass der Truck an der Seitengasse vorbei fährt.

Die Person löst die Hand von meinem Mund. Entgeistert schaue ich, wer mich so kräftig festgehalten hat.

Es ist ein Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre älter, gut gebaut und groß. Schweratmend schaue ich ihn an.

"Was soll das?" Frage ich. "Ich hab dich gerettet, könntest mir also ruhig dankbar sein." Kommt es von dem Jungen. "Was machst du hier alleine draußen?" Frägt er.

Ich fahre über mein Gesicht und spüre die getrockneten Tränen an meinen Wangen. "Ich bin abgehauen. S-sie haben meinen Bruder und Vater getötet." Flutscht es aus mir heraus und lässt mir Tränen über die Wangen fließen.

Schnell denke ich an etwas anderes, was einfach unfassbar schwer ist.

"Und du?" Frage ich dann. Erst jetzt bemerke ich seine Waffen und so klärt sich meine Frage von ganz alleine. "Du möchtest purgen." Mein Blick senkt sich.

"Ich möchte nicht wirklich purgen. Es ist ein Drang in dieser Nacht unterwegs zu sein. Die Waffen sind nur zum Schutz." Gibt er lässig von sich und schaut sich um. Wahrscheinlich nach Scharfschützen.

"Dir macht es Spaß in dieser Nacht draußen zu sein?" Verwirrt schaue ich ihn an. "Es ist kein Spaß, sondern eher ein Verlangen nach Risiko und Abenteuer."

Aha, okay.

"Du könntest dabei drauf gehen!" Gebe ich schnippisch von mir. "Und ich weiß das." Meint der Typ.

"Ich bin Ryder. Und du?"

Ryder. Der Name hört sich gefährlich an, aber dennoch beruhigend.

"Joanna." Bringe ich bloß hervor und schaue mich um. "Okay, Joanna. Geh lieber wieder nach Hause, die Gang ist ja weg. Versteck dich und komm die Nacht nicht mehr raus!" Ryder möchte gerade zum Gehen ansetzen, als ich hysterisch rufe: "SEH ICH SO AUS, ALS KÖNNTE ICH DORTHIN ZURÜCK? MEIN VATER UND MEIN BRUDER LIEGEN DORT! TOT!" Etwas erschrocken schaut Ryder zu mir. "Klappe jetzt oder willst du das uns jemand hört!" Zischt er und fuchtelt bedrohend mit seiner Waffe vor meiner Nase rum.

Als er meinen ängstlichen Blick sieht, senkt er die Waffe. "Ich komme mit dir." Kommentiere ich und ziehe eine Waffe aus seinem Gürtel. "Bist du bescheuert? Du kannst nicht mal schießen!" Ein leichtes Grinsen huscht über sein Gesicht.

"Achja? Glaubst du nicht, dass mein Vater, schon als ich 11 war, mir beigebracht hat mit einer Waffe umzugehen? Meine Mum ist in einer Purge-Nacht gestorben. Er hätte es nicht ertragen können, könnte ich mich nicht verteidigen." Erzähle ich.

Nach kurzem Überlegen, nickt Ryder. "Okay, aber sei vorsichtig!" Genervt verdrehe ich die Augen.

Locker halte ich die Waffe in meiner rechten Hand und ziehe mit der linken Hand ein Messer aus meinem Socken. Verwirrt starrt Ryder mich an. "Messerwerfen, seit ich 8 bin." Gebe ich ihm zur Kenntnis und watschel an ihm vorbei.

"Was ist unsere Mission?" Frage ich und schaue mich um, während Ryder sich neben mich gesellt.

"Die Nacht überleben."

The PurgeWhere stories live. Discover now