The Century-Krieg Kapitel 1

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An diesem Abend war es kalt. Eiskalt. Im Laufe der späten Abendstunden legte sich milchiges Eis auf die Außenseite meiner Fenster. Das führte dazu, dass sich in meinem Zimmer eine düstere Atmosphäre ausbreitete. Meine Lippen sind schon blau-grau angelaufen. Wie in Trance schnürte ich meine Decke enger um meinen Körper, der schon seit einigen Minuten erbärmlich anfing zu zittern. Doch meine Seele bekam das nicht mit. Sie ist leer, leer wie der Tod, schwer wie ein Fels und dunkel wie die Nacht. Meine Seele wurde belogen, gedemütigt und verletzt. Das alles sind schon Gründe um zu sterben und im Jenseits in Frieden weiter zu leben.

Leise klopfte es an die Tür. Nur eine wichtige Person in meinem Leben klopft so geheimnisvoll an meine Zimmertüre. Sabby, meine zwölfjährige Schwester. Nein, stopp. Sabby. Ist. Nicht. Meine. Schwester. Ich kann es einfach nicht glauben, dass sie nicht meine Schwester ist. Ganze 16 Jahre ließen mich meine geglaubten Eltern nicht wissen, wer ich wirklich bin und woher ich wirklich komme. Bis vor einer Stunde wusste ich nicht, wer Brid-Cecilia Cumberland überhaupt ist.

»Herein! « war alles, was ich aus meiner trockenen Kehle heraus brachte. Leise öffnete Sabby die Tür.

»Wie geht es dir Brid? Du hast ja ganz blaue Lippen. Hier, trink das, vielleicht wird es dir dann auch wieder wärmer. «

Sie streckt mir mit ihrer dünnen Hand eine große Porzellan Tasse mit meinem Lieblingstee entgegen. Dankbar nehme ich ihn ihr ab. Geduldig wartet sie ab, bis ich mit kleinen Schlucken die halbe Tasse austrank. Ich spüre sofort, wie es mir wieder wärmer wird. Ich blicke direkt in Sabbys grüne Augen, tief in ihre Seele. Geborgenheit, Liebe und Sorge kann ich erkennen. Den Rest versteckt sie wie immer hinter ihrer Blicksicheren Fassade.

»Ich kann es einfach nicht fassen, dass mich deine Eltern so lange angelogen haben und von jetzt auf nachher von mir verlangen, dass ich diejenige sein soll, die über den Century-Krieg herrscht. Ich meine, wie können sie das von einer sechzehnjährigen verlangen? «

Verzweifelt such ich den verständnisvollen Blick von Sabby.  Langsam kam sie auf mich zu und nahm mich in die Arme. In dem Moment spüre ich, was Liebe heißt. Das bringt mein Fass zum überlaufen. Ohne darüber nachzudenken breche ich in Tränen aus. Ich lasse alles raus. Sabby lässt es zu, dass ich ihre hellblaue Bluse mit meinen Tränen schmutzig machte. Sachte streicht sie mir mit ihrer kleinen Hand über meine blonden Locken und meinen Rücken. In diesen Sekunden des Beisammen seins, fühle ich mich so, als ob ich doch die Leibliche Tochter des Paares bin, das mich vor einer Stunde verletzt hatte und nicht, das einsame Weißenkind, das vor sechzehn Jahren vor die Haustür gelegt wurde, durch die es ihr ganzes Leben lang ein und aus ging.

Mit der Zeit werden meine Augenlider immer schwerer. Langsam löse ich mich von Sabby, die überrascht ihren Kopf hebt, welchen sie die ganze Zeit auf meiner Schulter liegen hatte. »Ich glaube ich gehe jetzt schlafen. Danke noch einmal für den Tee. « Sie nickte und wünscht mir noch eine Gute Nacht, bevor sie leise die Tür öffnet und sie hinter sich wieder schließt. Gleich in der nächsten Sekunde fühle ich mich wieder erbärmlich, ohne die Anwesenheit meiner „nicht mehr Schwester“.

Als ich den heutigen Abend noch einmal Revue passieren lasse, ist meine Müdigkeit von jetzt auf nachher plötzlich verschwunden.

»Brid! Sabby! Das Essen steht auf dem Tisch, kommt ihr runter? «rief meine Mutter, wie jeden Abend um halb sieben, von der Küche aus in unsere Zimmer hinauf. »Jaa, ich bin gleich unten! « antwortete ich mit einem gutgelaunten Ton nach unten. Ich war gerade dabei meine Englischhausaufgaben fertig zu machen. Meine Privatlehrerin brummte mir einen vier seitigen Aufsatz über die Zeiten während des jährlichen Century-Kriegs auf. Meiner Meinung nach hat Miss Newman damit wieder einmal reichlich übertrieben, da zum einen das Thema Krieg für mich in die Kategorie Geschichte gehört und nicht in Englisch. Zum anderen waren vier Seiten über den Century-Krieg, innerhalb eines Tages, nur sehr knapp zu bewältigen. Also mal ehrlich, was sollte man auch so viel über einen Krieg schreiben? Doch Dank meiner Großmutter und meiner Leidenschaft zum Schreiben, war ich nach gut dreieinhalb Stunden so gut wie fertig. Als der Essensruf meiner Mutter in mein Zimmer drang, war ich gerade dabei die Rechtschreibfehler zu verbessern. Zufrieden mit meiner Leistung legte ich meinen Stift zur Seite und machte ich mich auf den Weg in unser Esszimmer. Nach einer knappen Minute saß ich auf einem der teuren Holzstühle. Wie meist jeden Abend lächelten mir abgöttlich, leckere Speisen entgegen. Schweinefleischkotletts mit Pilzsoße, Salzkartofffeln, Karotten, Brokkoli und ein gemischter Salat. Unsere Köchin ist einfach eine Heilige. Ohne sie wären wir schon längst verhungert. Meine Eltern saßen auch schon auf ihren Stühlen und warteten auf Sabby, die gerade die Treppe herunter gestürmt kam. Auch ihre Augen fingen an zu leuchten, als sie sah was auf dem Tisch stand. Sabby hat kaum platzgenommen, schöpfte sie sich auch schon eine riesen Portion auf ihren Teller. »Seid ihr beide mit euren Hausaufgaben fertiggeworden, ihr wisst ja dass Miss Newman etwas gegen ungemachte Hausaufgaben hat. «erwartungsvoll schaute meine Mutter zu erst Sabby und dann mich an. »Also ich bin schon lange fertig. Ich musste nur drei Matheaufgaben fertig lösen. « sagte Sabby stolz. Dann waren alle Blicke auf mich gerichtet. »Was schaut ihr denn so? Ich bin auch vorhin fertig geworden. « Zufrieden widmete sich meine Mutter wieder ihrem Essen. Ich beobachtete meinen Vater gerade aus dem Augenwinkel, als plötzlich das Handy von ihm anfängt zu klingeln. Mit einem entschuldigen Blick griff er danach und verschwand im Nebenraum. Man konnte nur noch ein undeutliches Gemurmel hören. Nach ungefähr 5 Minuten kam er wieder aus dem anderen Zimmer und setzte sich schweigend wieder an den Tisch. »Wer war es denn? « wollte meine Mutter wissen. Sabby und ich schauten neugierig zu unserem Vater. Doch ich merkte sofort, irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er sah ganz verstreut und vor den Kopf getreten aus. »Mr. Carter…« sagte er nur zu meiner Mutter gewannt. Sie verstand wahrscheinlich ihrer Reaktion zu Folge sofort. Sabby und ich jedoch verstanden garnichts. Plötzlich stand meine Mutter wie von der Tarantel gestochen auf und presste »John? Kommst du bitte einmal mit, ich muss mit dir unter vier Augen sprechen. «aus ihrem Mund heraus. Mein Vater erhob sich von seinem Stuhl und folgte ihr in die Küche. Uns rief sie noch über die Schulter zu, wir sollten doch schon einmal weiter essen.

Fortsetzung folgt...

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