1. Halt mein Highschoolleben

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Sydney P.o.V.
Donnerstag, 17.05

Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber ist es nicht wirklich das totale Klischee, wenn der Basketballkapitän mit der Schulschlampe alias Megan Valeria zusammen ist? Das klingt ja wie einer dieser Kitschfilme, den man nur guckt um wie ein Mädchen aus zu sehen. Wer mag denn bitte diese total überdramatisierten Dramen?

Trotzdem, was wäre eine Geschichte ohne eine gute Prise Drama? Es wäre keine gute Geschichte. Also erzähle ich die Geschichte einfach mal genau so wie sie gewesen ist. Denn es hat ihr an wirklich Vielem gefehlt, aber nicht an Überdramatisierung. Jedenfalls von Seiten der Schulschlampen gab es genug. Allein schon jeder Auftritt Megans ließ den Spiegel so hoch steigen, dass ich mir eigentlich keinen Kommentar über andere Geschichten erlauben dürfte.

Ich tus trotzdem. Tja Pech gehabt.

Im Moment sitze ich mit meiner besten Freundin in der Cafeteria und inhaliere mein Brot. Nein, ich ernähre mich nicht ausschließlich von Grünzeug. Ein Mädchen, das behauptet damit glücklich zu sein, lügt auf jeden Fall.

Warum ich mein Essen runter schlingen muss ?

Sobald Megan sich von ihrem Mittagsgeturtel frei machen kann, bin ich ihr Opfer. Ich würde mich nicht als Mobbingopfer beschreiben. Ich werde auch von Megan nicht richtig gemobbt. Aber wenn in der Nähe des Klassennerds etwas fettiges zu Essen steht, sollte man natürlich die Gelegenheit beim Schopfe packen. Jedenfalls denke ich, dass Megan so denkt.

Weil das eindeutig zu viel 'denken' in einem Satz war werde ich mich jetzt wieder ganz auf mein Essen konzentrieren. Gerade schiebe ich mir das letzten Stück in den Mund, als der Teufel auf Glitzerpumps in die Mensa rauschte. Beide Seiten der breiten Eingangstüren schlugen an die Wand. Alle Schüler waren auf einen Schlag still und schauten sie an. Sogar ältere Schüler und ein paar Lehrer guckten ängstlich. Was für Feiglinge!

Ihr Blick glitt suchend durch die Menge, bis sie mich entdeckte. Mit großen hallenden Schritten stolziere sie zwischen den Tischen entlang auf mich zu. Ich sagte ja, wenn Megan auftaucht ist das Drama vorprogrammiert. Alle Blicke liegen nur auf mir, schließlich ist es ein tägliches Spektakel, wie ich, alias Nerd, von Megan bloßgestellt werde. Mit einem letzten Blick zu Amy, meiner besten Freundin, machte ich mich aus dem Staub. Sie kannte das schon.

Das ist zwar ziemlich feige, aber...

Naja, eigentlich gibts keine Ausrede. Ich war schon so oft vor Megan weg gelaufen, dass ich den Weg mit geschlossen Augen hätte gehen können. Mit möglichst ruhigen Schritten nahm ich eine der hinteren Eingangstüren auf den Sportplatz.

Mit dem Blick auf den Rasen gerichtet ging ich an der Wand entlang. Irgendwo setzte ich mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und nahm meine Tasche auf den Schoß. Dann holte ich meinen Collegeblock raus und begann mit den Hausaufgaben.

"Caleb, hier", hörte ich einen Jungen rufen und sofort schaute ich hoch. Caleb machte gerade einen Schritt zur Seite und schnappte sich den Ball. Er dribbelte ein paar Meter bis er den Ball an seinen Freund Riley abgab. Während der versuchte an Rick vorbei zu kommen, rannte Caleb sich frei und stellte sich unter den Korb. Dabei rutschte ihm eine Haarsträhne ins Gesicht. Schnell fuhr er sich durch die Haare, wobei er wieder los rannte um den Ball, den Riley verloren hatte, wiederzuholen.

Seine Augen folgten dabei aufmerksam dem Ball und den Gegenspielern. Seine Bewegungen waren schnell und präzise, man sah die Anspannung seiner Muskeln. Er hatte den Ball längst zurückerobert und rannte wieder Richtung Korb. Dort sprang er dann hoch und traf ohne Probleme in den Metallring.

"Okay, noch ein Korb, dann will ich eine Besprechung", rief er. Dabei zog er sich das T-Shirt über den Kopf und brachte einen durchtrainierten Oberkörper zum Vorschein. Die Mannschaften stellten sich auf und die letzte Runde für diese Pause begann.

Man konnte wirklich jeden Muskel sehen, wie sie sich bei jeder seiner Bewegungen anspannten. Es war echt bewundernswert wie sportlich er war. Und nicht nur das, er war auch klug.

Okay, das klingt jetzt total bescheuert, aber es stimmt.

Seine Noten sind okay, obwohl er nie Hausaufgaben macht. Er ist intelligent, passt halt nur meistens nicht auf. Wahrscheinlich interessiert ihn das meiste nicht, aber zum Beispiel in Mathe scheint er gut zu sein. Neulich war er beim Konstruieren von so nem Vierecksdingsbums schneller fertig als Amy. Und das will was heißen.

Riley warf den letzten Korb gerade und die Jungs versammelten sich um Caleb, ihren Kapitän. Da es mich sowieso nicht interessierte was sie besprachen, versuchte ich erst gar nicht zu lauschen.

Ich packte meine Sachen wieder zusammen und stand auf. Da ich vermutete,dass Amy noch in der Mensa wartete, machte ich mich auf den Weg zu ihr.

Angekommen sah ich wie erwartet Amy, zusammen mit Edvin, ihrem Freund, noch an unserem Tisch sitzen. Sie teilten sich mittlerweile einen Stuhl, sie auf seinem Schoß. Er hatte ihr die Hände um die Hüften gelegt und sie ihre um seinen Hals. Und sie knutschten.

Versteht mich nicht falsch, ich gönne es ihnen, beiden. Ich fand sie waren ein Traumpaar, gerade Amy, die von ihrem letzten sitzen gelassen wurde, hatte einen verdient, der es ernst meinte. Doch irgendwie ist es echt komisch meine beste Freundin und ihren Freund beim knutschen zu zusehen. Deshalb drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum nächsten Unterricht. Ich weiß, das ist vielleicht kindisch, aber da will ich wirklich nicht zugucken.

Im Gang vor den Physikräumen setze ich mich an die Heizung, weil wir ohne Lehrer nicht in die Fachräume dürfen. Ich mein, wie alt sind wir denn? Bei Siebtklässlern kann ich das ja noch verstehen, diese Rotzlöffel stecken in der Pubertät, aber meine Klasse machet dieses Schuljahr Abi.

Ich schlag die verbleibende Zeit mit dem Beobachten der anderen Schüler tot. Leute tun wirklich komische Dinge wenn sie denken niemand sieht es.

Endlich kommt Miss Haine. Zusammen mit Amy, die kurz nach dem Klingeln aufkreuzte, setze ich mich in die letzte Reihe, da wir dort ungestört reden können.

Das denken sich aber auch alle anderen und setzen sich so weit wie möglich nach hinten. Nur Caleb setzt sich in die zweite und Riley in die erste Reihe. Das liegt aber nicht an ihrem Interesse an dem Fach, sondern an Miss Haine. Die ist total paranoid, vor allem bei Oberstufenschülern. Wenn man nach ihr geht wurde sie schon zig mal Belästigt und wäre noch häufiger fast erblindet.

Als sie sich jetzt vorne vors Pult stellt sieht man sofort in ihrem Gesicht, dass ihr die Sitzordnung missfiel. Dem zufolge fängt sie an, die ersten Reihen zu füllen und die letzten zu leeren.

"Amy du kommst hier neben Riley. Und du Sydney, setzt dich bitte da in die dritte Reihe."

Wir stöhnen synchron auf. Zu meinem Glück musste ich nur neben Hannah sitzen. Die sagte zwar nicht besonders viel, aber wenn waren es nur Nettigkeiten.

Meine Sachen hatte ich zum Glück noch nicht ausgepackt, also schnappe ich mir meine Tasche und schlenderte extra langsam zu meinem neuen Sitzplatz. Trotz Hannah war es immer noch Reihe drei.

Sobald Miss Haine angefangen hatte ihren Unterricht zu führen, schaltete ich ab. Das Thema hatten wir irgendwann in der zehnten schon mal. Damals hab ich's nicht verstanden, wieso sollte es jetzt anders sein?

Ich holte meinen Collegeblock raus und fing an zu zeichnen. Weil ich schräg hinter Caleb sitze, bot er sich als Motiv praktisch an. Dabei muss ich nur aufpassen, wegen Megan, die direkt neben Hannah saß. Sie scheint aber beschäftigt, also mach ich mir da weniger Sorgen.

Im Laufe der Stunde lernte ich nur wenig Physik, dafür war ich zu sehr mit dem Portrait beschäftigt. Ich liebte es Bilder mit dem Bleistift einzufangen und wiederzugeben. Mit kleinen Strichen ein Bild entstehen zu lassen.

Trotz präziser Arbeit war ich nie mit dem Ergebnis zufrieden. Irgendwann hatte ich schon so viel radiert, dass das Papier so dünn war, dass man hindurchsehen konnte. Als es endlich klingelte warf ich nicht mal mehr einen letzten Blick auf die Zeichnung, bevor sie zerknüllt im Müll landete.
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