"Ist alles okay?", fragt sie mich. Sie hatte schon Anfangs gemerkt, dass es mir ab und zu nicht gut ginge, und sorgte sich ständig um mich.

"Alles bestens", antworte ich ihr lächelnd, stelle das benutze Glas zur Seite und drehe mich mehr zu ihr.

Sie sieht mich kurz grübelnd an, bevor sich ihr Gesicht erhellt. "Du bedienst gleich Tisch Nummer siebzehn, der befindet sich oben am Fenster", teilt sie mir mit. "Ich habe so das Gefühl, dass sie unsere Gäste sein könnten." Grinsend sieht sie zu mir. "Ich übernehme einfach deine Tische."

"Möchtest du sie nicht lieber bedienen? Es sind schließlich deine Tische und du schufftest echt hart für das Geld. Du hättest es mehr als verdient!" Verständnislos sehe ich sie an.

"Du solltest mir doch nicht mehr widersprechen!" Kopfschüttelnd läuft sie zur Tür. "In zehn Minuten kommt die angekündigte Truppe, damit du Bescheid weißt", zwinkert sie mir zu und verschwindet zurück ins Geschehen.

••••

"Hayden!", ruft Cordelia nach Arbeitsschluss und kommt mit zügigen Schritten auf mich zu. Ihre blonde wellige Mähne streicht sie sich währenddessen aus dem Gesicht. "Du glaubst nicht, was passiert ist", grinsend wedelt sie mit einem weißen Umschlag vor meiner Nase rum.

"Das wäre?", frage ich sie, da ich zu erschöpft war, um es aus ihr herauszukitzeln. Ich quetsche mich an ihr vorbei, schließe meinen Spind auf und nehme mir meine Jacke und meine Handtasche.

"Ein gewisser Jemand hat dir ein bisschen extra Geld hier gelassen", zwinkert sie mir zu und lässt ihre gleichmäßig gezupften Augenbrauen schwingen.

"Von den Geschäftsmännern?" Fragend sehe ich zu ihr, während ich meine Jacke anziehe und den Reißverschluss hochziehe.

"Nein, also doch schon, aber von ihnen war nicht die Rede!"

Verwirrt lege ich die Schürze zusammen und verstaue sie in dem kastenförmigen Schrank und hänge mir meine Tasche um.

"Ich rede von dem gut aussehenden Mann, der ganz offensichtlich etwas für dich übrig hat." Ihre Augen beginnen zu leuchten. "Warum hast du mir nichts von ihm erzählt?"

So langsam schwirrt mir eine Vorahnung durch den Kopf. "Ich fand das nicht sonderlich erzählenswert. Er hat mir nur geholfen, nicht gefeuert zu werden und eine Nacht eingesperrt zu sein", zucke ich mit den Schultern und durchforste mein Handy nach Nachrichten.

"Jedenfalls scheinst du ihm zu gefallen", erwidert Cordelia bloß darauf. Wahrscheinlich hatte sie begriffen, dass ich keine Lust hatte darüber zu reden.

"Er sieht mir sympathisch aus. Halt ihn fest, Süße!" Das blonde aufgeweckte Mädchen vor mir drückt mir den Umschlag in die Hand, küsst mich auf die Wange und verschwindet mit einem Hüftschwung. Bevor sich die Tür schließt, höre ich noch ein: "Komm gut nach Hause!"

Kopfschüttelnd sehe ich auf die Tür, durch die sie vor wenigen Sekunden noch durchgegangen war. Ich sehe auf den Umschlag in meiner Hand. Warum sollte er von ihm sein? Wir hatten nichts miteinander zu tun. Damit ich mir keine weiteren Gedanken darüber mache, die ich mir sonst immer mache, stopfe ich den Umschlag in meine Tasche und verlasse dann, nachdem ich mich von Fred verabschiedet habe, das leere Lokal.

Die kühle Nachtluft Atlantas frisst sich in mein Gesicht und meine Kleidung. Ich ziehe den Reißverschluss noch höher und entspanne mich dann sogleich wieder. Mein Blick liegt auf den leuchtenden Straßen der Stadt. Einige Geschäfte, wie der Kiosk an der Ecke, das chinesische Restaurant und der Walmart schließen auch jetzt erst. Ich grüße Liane, die das Restaurant leitet und laufe in die Richtung, in der ich mein Auto geparkt habe. Mit trägen Schritten laufe ich auf den kleinen Golf zu, der mein ganzer Stolz ist. Mein Grandpa hatte ihn mir damals geschenkt und ich bin mehr als froh darüber. Hätte ich das Auto nicht, dann wäre unser Leben noch viel komplizierter als es sowieso schon ist und das könnten wir echt nicht gebrauchen. Er meinte damals zu mir: "Hayden, ich weiß, es ist nicht das Modell, das sich ein Teenager heutzutage wünscht, aber es erfüllt seinen Zweck! Wie an jenem Tag als ich ihn von meinem Großvater bekam!" Die Erinnerung an ihn ließ mich lächeln. Er war einer meiner liebsten Menschen. Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen und muss mich sichtlich zusammenreißen nicht zu weinen.

"Hey, alles okay bei dir?" Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich hoch und blicke in blaue Augen. In diese bestimmten blauen Augen Zanders.

"Alles bestens", entgegne ich ihm und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. "Was machst du hier?", stelle ich ihm eine Frage und trete näher an mein Auto heran.

"Ich war eine Kleinigkeit essen und bin nun auf dem Weg nach Hause", antwortet er mir und schiebt seine Hände in die Taschen seines teuer aussehendes Sakkos.

"Was hat es mit dem Umschlag auf sich?", frage ich ihn konkret, da ich nicht um den heißen Brei herum reden will.

Seine Augen wandern über mein Gesicht, dann leckt er sich über seine Unterlippe, um diese zu befeuchten. "Ich habe dich arbeiten gesehen."

"Und da dachtest du dir, sie hat zwei Jobs, sie braucht das Geld, komm ich stecke ihr was zu", unterbreche ich ihn und schlinge meine Arme um mich.

"Du hast super gearbeitet, warst nett, selbst als einige es nicht zu dir waren und hast immer die Kontrolle behalten. Ich finde es bemerkenswert, wie du gehandelt hast. Du hast mich zwar nicht bedient, das heißt aber nicht, dass ich dich nicht Kellnern gesehen habe, und weiß, dass du es verdienst. Du verdienst das Geld", führt Zander seinen Satz zu Ende und kommt einen Schritt auf mich zu. "Ich habe dich einfach nur für deine Tat bezahlt. Das würde jeder tun." Er schenkt mir ein leichtes Lächeln. Seine Hand hebt sich und legt sich zart auf meine Wange.

Unwillkürlich schließe ich für einen Moment die Augen, bevor ich mich von ihm löse.

"Geh' mit mir aus", höre ich ihn flüstern. Überrascht sehe ich wieder zu ihm auf. Er möchte wirklich mit jemandem wie mir ausgehen? "Wie wäre es am Mittwoch?"

Ich nicke ihm zu, da ich gerade zu nichts Weiterem im Stande wäre.

"Ich werde dir schreiben."

Schreiben? Ich hatte ihm nie meine Nummer gegeben. "Du hast meine Nummer doch gar nicht", entgegne ich ihm verwirrt.

"Cordelia war so nett", lächelt er mir entgegen und tritt einen Schritt zur Seite.

Ich höre mich schmunzeln. Diese Frau ist einfach einzigartig.

"Dann sehe ich dich Mittwoch. Gute Nacht, Hayden." Er schenkt mir sein berüchtigtes Lächeln, dreht sich um und verschwindet in die erleuchtete Nacht. Mit pochendem Herzen und völlig außer mich lässt er mich stehen. Ich lehne mich mit geschlossenen Augen an meinen Golf und lasse den Tag Revue geschehen.

Ich habe ein Date mit Zander Laslo. Nachdem ich mich etwas erholt habe, schließe ich das Auto auf, steige ein und fahre nach Hause.

Das war ein langer aber auch ein erfolgreicher Tag.

Je hebt het einde van de gepubliceerde delen bereikt.

⏰ Laatst bijgewerkt: Jan 19, 2018 ⏰

Voeg dit verhaal toe aan je bibliotheek om op de hoogte gebracht te worden van nieuwe delen!

The working womanWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu