Kapitel 6 - Stimmen in meinem Kopf? Kehle raus reißen? Was?

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Ein breites Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als er meinen Blick sah. Bevor ich ihm irgendwas an den Kopf werfen konnte, klingelte es zum Pausenende. Er zwinkerte mir zu und verschwand in der Menge. Ich sah zu Cole rüber, der mich perplex mit offenen Mund anstarrte. Ich sah ihn an und stand auf. Ich musste hier raus. Ich könnte gerade jedem an den Hals springen. Ich war rasend.

Ich dachte an die nächste Stunde und verzog das Gesicht. Ich habe in der nächsten Stunde Chemie, das hieß ich musste Blake ertragen. Super. Genau das was ich jetzt wollte. Ich schlängelte mich durch die Menge und wartete dann an der Tür doch auf Cole, der immer noch geistesabwesend vor sich hin starrte. "Cole?", fragte ich ihn und stieß ihn in die Seite. Er schüttelte den Kopf als müsste er erst mal aus einem Traum aufwachen. "Jamie, ich... ich... was war das gerade? Warum... wie... Was? Hast du gesehen wie schön es aussieht wenn er lächelt?" Jetzt klappte mein Mund auf. Ich wollte anfangen zu schreien doch ich ließ es. "Cole!! Was zur Hölle ist los mit dir? Er ist ein mieses Arschloch und du denkst ernsthaft an sein LÄCHELN? Hast du sie nicht alle?" Ich fuchtelte mit meinen Händen herum. Es regte mich einfach alles so auf. Wahrscheinlich wollte Blake das auch erreichen. Ich atmete tief ein. Ich würde ihn ignorieren und nicht mehr an ihn denken. Wenn jemand seinen Namen sagt, werde ich wie die Ruhe in Person nur nicken und nichts sagen. Ich muss mich kontrollieren. Ich wollte Blake keine Gefallen tun. Ihm würde es sicher gefallen wenn ich mir wegen ihm alle Haare raus rupfe.

Cole und ich machten uns schweigend auf den Weg zum Chemiesaal. Er hatte nichts erwidert. Ich glaube er hält mich für total durchgeknallt aber das war mir egal. Cole verstand mich einfach nicht genauso wie ich ihn nicht. Ich sah mich nicht um, sondern ging einfach gerade aus und atmete immer wieder tief ein und aus. Wir setzten uns ganz nach Hinten und ich stellte sicher, dass ja kein Platz neben mir frei war. Während wir auf den Lehrer warteten, holte ich meinen neuen Block raus und kritzelte wie immer geistesabwesend darauf rum. Ich versank in meinen Gedanken und vergaß alles um mich herum. Nur für einen Moment.

Dieser Moment wurde mir genommen als Cole mich anstupste. Ich sah auf und traf auf Blake's Augen. Er kam nach Hinten. Der Platz neben Cole war frei. "Cole rutsch rüber auf meinen Platz. LOS", zischte ich ihm leise zu und wir tauschten schnell die Plätze. Mir war es egal was er von uns hielt. Ich wollte nur nicht, dass er Cole bedrängte. Tatsächlich setzte sich Blake neben mich. Seine bissige Bemerkung konnte er sich natürlich nicht ersparen. "Na? Wolltest wohl neben mir sitzen, was?" Ich würdigte ihm keines Blickes und drehte mich leicht zu Cole, der mich nur verwirrt ansah. Der Lehrer kam rein und ich atmete erleichtert auf. Jetzt war es nicht so leicht ein Gespräch zu führen.

Ich versuchte heute wirklich denn Unterricht mitzuverfolgen um nicht an die Person zu denken, die links neben mir saß. Ich merkte wie er sich leicht nach vorne beugte, als ich das Geschriebene an der Tafel auf mein Blockblatt übertrug. "Hast du Angst vor mir?" fragte er so leise, dass wirklich nur ich es verstanden habe. Ich hob mich nur leicht vom Tisch ab aber gab ihm keine Antwort. "Wusste ich's doch", kam wieder von ihm. Ich drückte meinen Füller fest ins Papier, beruhigte mich aber wieder und schrieb weiter. "Die solltest du auch haben." War das wieder eine Drohung? Ich sah zu Cole, der seelenruhig weiter schrieb. Er hatte nichts gehört. Er blickte mich auch nicht an, sondern schrieb einfach weiter, als wäre ich nicht da. "Weißt du es?", hörte ich wieder von ihm. Diesmal hatte er es laut gesagt und es hätten bestimmt alle gehört. Doch keiner hob den Kopf, auch Cole nicht. Ich wurde panisch. Was wusste ich? Was möchte er von mir?

Ich hatte ihn immer noch nicht angeschaut. Ich hatte mir vorgenommen ihn zu ignorieren und das würde ich jetzt auch tun. Egal was er sagen würde. "Ich weiß, dass du es weißt." Was zum Teufel redet er da? Was soll ich angeblich wissen? Er machte immer einen ziemlich großen Abstand, bevor er wieder etwas sagte deswegen zuckte ich immer leicht zusammen, wenn er etwas sagte. "Ich werde dir die Kehle raus reißen." Jetzt wurde ich aufmerksam und sah ihn mit offenem Mund an. Sein Blick war nach Vorne gerichtet, seine Arme vor der Brust verschränkt und er verzog keine Miene. "Gehts dir noch gut?" schrie ich ihn an und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Blake zog nur vergnügt eine Augenbraue hoch. "Ist was nicht okay, Jamie?", fragte mich mein Chemielehrer. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein alles okay. Tut mir Leid." Der Lehrer drehte sich wieder zur Tafel und setzte den Unterricht fort. Ich sah Blake nochmal böse an. Er lächlte nur vergnügt. Ich wand meinen Blick ab. Cole stubst mich mit seinem Ellenbogen in die Seite und sah mich fragend an. Ich winkte nur ab und wand mich meinem Block zu. Was war gerade passiert? Warum hatte er das gesagt? Wie würde er mir 'die Kehle raus reißen'? Wie ein Tier? Ich verstand rein gar nichts. Hatte ich mir das eingebildet? Nein, das kann doch nicht sein oder? Er hatte ganz sicher was gesagt aber warum hat es sonst niemand gehört? Und genau in diesem Moment hörte ich wieder seine Stimme. "Willst du Erklärungen? Wundere dich nicht. Nur du hörst mich." Ich sah leicht zu ihm und nickte. Und wie ich Erklärungen wollte. "Weißt du wo im Wald die Quelle ist?" Seine Lippen hatte sich nicht bewegt aber er hatte es gesagt. Ich war mir ganz sicher. Wie machte er das? War ich vielleicht doch verrückt? Trotzdem schüttelte ich den Kopf. "Ich führe dich dort hin. Dort werde ich dir alles erklären. Warte nach der letzten Stunde auf mich und dein Freund darf nichts davon wissen." Sollte ich mich darauf einlassen? Er hatte mir gedroht und ich wusste das ich mich darauf einlassen würde. Ich musste es einfach wissen auch wenn ich damit vielleicht mit meinem Leben bezahle. Ich würde Cole sagen mit wem ich unterwegs war. Wenn er mir wirklich was tun würde, sollte jeder wissen wer es war. Ich nickte den Kopf und hoffte darauf, dass ich damit nicht meinen Tod unterschrieb.

Under the woods [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt