Chapter One

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Wie schon so oft in diesem Jahr laufe ich in die ortige High School, in der mein jüngerer Bruder mal wieder etwas angestellt haben soll. Miss Tiny, die Direktorin der Westerfield High,  rief mich während der Arbeit an und ließ mich nichts Gutes vermuten. Mit einem flauen Magen öffne ich die schwere Betontür, die mich eher an ein Verließ denken lässt als an eine High School für dreizehn bis achtzehnjährige. Ich rücke meine Handtasche zurecht und begegne auch sogleich Anwar Keith, einer von Scotts besten Freunden.

"Parrish, es ist schön Sie hier zusehen", begrüßt mich dieser und schenkt mir sein berüchtigtes Lächeln.                                                                                                                                                                              "Die Freude liegt ganz bei mir. Magst du mir erzählen, was dieses Mal passiert ist?" Ich schenke ihm ebenfalls ein kleines Lächeln und sehe mich dann in dem kleinen Gang um.

An den beigen Wänden hängen einige Bilder von unterschiedlichen Künstlern. Einige von ihnen sind bekannter als andere, wie "Das blaue Pferd" von Franz Marc und das Gemälde "Caféterrasse am Abend" von Vincent van Gogh. Aber es hängen auch Bilder von Marie Curie, Albert Einstein und Isaac Newton an der Wand.

"Das solltest du ihn lieber selbst fragen. Das Büro der Direktorin ist dort hinten", entgegnet er mir und deutet mit seinen Zeigefinger auf die gelbe Tür am Ende des Ganges, die deutlich hervor sticht und welche ich bereits zu gut kenne. Ich danke dem fünfzehnjährigen Jungen  und gehe mit großen Schritten auf die auffallende Tür zu. Ich atme nochmal kurz durch und klopfe dann an. Es ertönt ein "Herein",  sodass ich die Tür öffne und eintrete. Mein Blick fällt sofort auf Scott, der schuldbewusst auf seine Finger sieht und meinen Blick gewiss meidet.

"Guten Tag, Miss Parrish. Ich bin froh, dass Sie so schnell kommen konnten. Setzen Sie sich doch bitte."

Ich schließe die Tür hinter mir und lasse mich dann auf den Sessel gegenüber der Direktorin sinken.

 "Es tut mir wirklich leid, wenn Scott Ihnen schon wieder Schwierigkeiten bereitet hat. Er wird natürlich für die Konsequenzen geradestehen müssen", entschuldige ich mich für ihn.

"Natürlich wird er das müssen! Solches Verhalten dulden wir hier nicht und ich mache bestimmt keine Ausnahmen bei ihm! So leid es mir auch tut, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm einen Verweis zu geben, somit ist er für die nächsten zwei Wochen von der Schule und schulischen Aktivitäten ausgeschlossen." Streng blickt die korpulente Frau zu meiner Linken. "Wenn ich ihn noch einmal hier haben werde, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn von der Schule zu werfen!", stellt sie sofort klar, weshalb ich nicke und ein souveränes "Natürlich" meine Lippen verlässt. Ich blicke zu meinem Bruder und berühre ihn bei seiner Schulter, damit er seinen Kopf hebt und antwortet.

"Es wird nicht mehr vorkommen, Miss Tiny." Er stößt seinen Atem aus und redet letztendlich zu Ende. "Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht was mich dazu geritten hat, aber egal was es war, es war falsch und das weiß ich jetzt."

Prüfend blickt die Direktorin ihn an, bevor sie schließlich nickt und uns entlässt. Ich entschuldige mich erneut und verschwinde dann mit ihm aus dem Raum und aus der Schule.

 "Bist du sauer?", höre ich Scott fragen. Kurz darauf beißt er sich auf die Unterlippe und sieht unsicher zu mir auf. Ich schließe das Auto auf und deute ihm einzusteigen.

 "Hayds?", versucht er es nochmal.

"Was hast du dieses Mal getan?", frage ich ihn stattdessen, bevor ich den Rückspiegel sehe und schließlich aus der Parklücke fahre.

The working womanOnde as histórias ganham vida. Descobre agora