• Kapitel 2 •

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Das Ganze ist vor einem Jahr passiert. Wir 3 wohnen bei unserer Tante Maria. Sie hat ein großes Haus mit 2 Stockwerken. Es ist alt und mit Efeu und anderen Pflanzen überwuchert. Es besitzt große Fenster und hohe Decken. Mein Zimmer befindet sich am Ende eines Ganges im 1. Stock. Es ist groß und hat neben meinem Doppelbett ein wirklich großes Fenster. Ich sitze oft auf dem Fensterbrett wenn ich Musik höre oder zeichne. Ich liebe es hinaus zu blicken und den Vorgarten zu begutachten. Oder die Bäume die langsam ihre Blätter rot, orang oder gelb färben. Ebenfalls besitze ich nun einen riesigen Holzschrank mit 2 Türen den man begehen kann. In der Schublade meines Schreibtisches sind die Erbstücke meiner Eltern die für mich bestimmt sind. Mehr besitze ich eigentlich nicht. Mr. Peanut miaunzt mich an und springt vom Boden aus auf mein Bett. Er klettert auf meinen Bauch und rollt sich dort zusammen. Ich öffne meine Augen und sehe zu dem kleinen Vierbeiner hinab. Ich sehe wie er seinen Schweif über sein Näschen legt und immer mal wieder mit den Ohren zuckt. Ich setzte mich auf, wodurch der schwarze Kater auf meinen Schoß rutscht. Ich setze mich in den Schneidersitz und streichle Peanut sanft an seinem Rücken. Er hat weiches Fell und ich beobachte wie es von meiner Hand leicht an ihn gedrückt wird und anschließend wieder in seine Ursprungsform geht. Ich habe den kleinen Kater sehr schnell ins Herz geschlossen.
Ich blicke zur Seite auf meine Kommode. Mein Wecker zeigt 5:48 Uhr an. Um 6 Uhr würde er klingeln. Ich wache in letzter Zeit immer früher auf als sonst. Das liegt an den Albträumen und Gedanken die mich aus dem Schlaf reißen. Ich seufze leise und hebe P vorsichtig hoch und lege ihn von meinem Schoß weg auf die Decke. Ich drücke mich mit einer Hand von der Matratze ab und stehe auf.

Meine Arme heben sich fast automatisch in die Luft und ich strecke mich. Anschließend lasse ich sie einfach fallen und drehe den Kopf seitlich zum Fenster. Ein leichtes lächeln huscht mir übers Gesicht als ich ein orang/gelbes Batt vor meinem Fenster vorbei fliegen sehe. Meine Beine tragen mich aus Gewohnheit ins Bad am anderen Ende des Flurs. Ich schließe ab und stellt mich vor den Spiegel. Zögernd öffne ich meinen Dutt mit dem ich geschlafen hatte und ziehe den schwarzen Haargummi über mein Handgelenk. Ich ziehe mich aus und sehe nochmal ins den Spiegel. Ich streiche mir mit den Fingern über mein rechtes Schlüsselbein. Dann steige ich in die Dusche und lege meine Hand auf den Duschknopf. Ich drücke ihn. Das Wasser beginnt auf mich hinab zu prasseln. Es ist angenehm warm und ich fahre mir mit den Händen über die Haare. Die Wasserperlen fließen an meinem Körper entlang und fühlen sich angenehm an. Ich liebe es zu duschen. Ich wische mir mit den Händen über das Gesicht und greife dann zum Shampoo und beginne mich zu waschen.
Heute gehe ich in meine neue Klasse. Zuvor wurde ich nach dem Unfall unter Aufsicht meines Psychologen bei einem Privatlehrer unterrichtet. Doch nun war es, laut meinem Arzt, zeit eine öffentliche Schule zu besuchen. Ich habe zugegebener weise ein wenig Angst davor neue Leute zu treffen.
Ich stelle das Wasser ab und steige aus der Dusche. Trockne mich und ziehe mir meinen Bademantel an. Er reicht mit knapp unter die Knie. Ich binde meine Haare zu einem Zopf und blicke in den Spiegel. Ich wasche mein Gesicht nochmal zusätzlich und trockne es. Dann beginne ich es ein wenig zu schminken. Nichts auffälliges. Ich öffne die Tür und tappe langsam und leise wieder in mein Zimmer. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. 5:58 Uhr. Ich laufe rüber zu meinem Schrank und öffne beide Türen. Ich suche mir ein ganz normales weißes shirt raus und ziehe dazu enge, dunkelblaue jeans an. An den Knien befinden sich künstliche Löcher. Ich kremple die enden der Hosenbeine 2 mal hoch und ziehe mit schwarze sneaker Socken an. Ich zucke stark zusammen als mein Wecker zu klingeln beginnt und sehe nach hinten. Er blinkt laut und ich merke wie Mr. Peanut aufsteht und sich ausgiebig streckt. Er springt von meinem Bett hinab und gähnt. Ich laufe hinüber zu dem laut ringenden Wecker und stelle ihn aus. Ich höre meinen Bruder aus seinem Zimmer gehen und den Gang entlang zum Bad laufen.
Ich bewege mich zu meinem Wandspiegel und mache mir schnell meine Haare. Eigentlich kämme ich sie nur und föhne sie dann. Danach kämme ich sie ein weiteres mal und fahre einmal durch sie. Ich laufe aus dem Raum und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Ich gehe zur Haustür und ziehe mir meine Schuhe an. Anschließend meine Lederjacke. Als ich gerade nach meinem, am Vorabend schon bepacktem, Schulrucksack über die Schulter legen wollte, kommt Mia die Treppe hinunter. "Du gehst jetzt schon? Beginnt die Schule nicht erst um 8 Uhr?" Sie hebt die Hand und hält sie sich vor den Mund als sie gähnt. Sie legt den Kopf leicht schief, wobei ihr eine braune Locke ins Gesicht fällt. "Ich wollte noch was erledigen.. Gib Maria bitte bescheid das ich schon weg bin. " Ich rede leise und setzte mir den Rucksack nun auf. "Bis später Mia." Bevor sie noch etwas sagen konnte öffne ich die Tür und verlasse das Gebäude und das Grundstück. Meine Hände stecke ich in meine Jackentaschen. Die rechte Hand umschließt meinen kalten Schlüssel und ich laufe den Weg entlang zu dem kleinen Waldstückchen. Ich mag es durch den Wald zu laufen. Die Stille und der frische Wind sind angenehm und wirken beruhigend auf mich. Am Wald angekommen laufe ich den schmalen Kiesweg entlang. Ich war allerdings noch nie so früh hier. Aber selbst um 12 Uhr waren hier nur Leute die eventuell mit ihrem Hund hinaus gehen. Niemals Jungendliche in meinem Alter. Ich greife gerade nach meinem Handy in meiner Tasche als ich Schritte höre. Ich hebe den Blick und sehe seitlich hinter mich. Ein mindestens 1,80 m großer, schwarzhaariger Junge läuft hinter mir den Weg entlang. Er blickt ebenfalls vom Boden auf und sieht mir direkt in die Augen. Er hat wunderschöne, eisblaue Augen. Ich sehe weg als sich unsere Blicke trafen und umfasse den Schlüssel in meiner Tasche nur noch fester. Er läuft den ganzen Wald entlang hinter mir. Er beunruhig mich, aber er kam nie näher. Am Waldende angekommen ist es nun 7 Uhr. Ich sehe 200 m weiter die Bushaltestelle die ich zur Schule nutzen muss. Ich gehe den Steinweg entlang zu der Haltestelle und setzte mich dort auf die Bank. Der schwarzhaarige Junge kommt nun auch bei der Haltestelle an. Er setzt sich neben mich auf die Bank, wenn auch mit Abstand. Ich schätze ihn auf 17,18. Jedenfalls nicht jünger als ich. Ich sehe vorsichtig seitlich zu ihm als ich bemerke das er mich ansieht. Er blickt weg und spannt anscheinend kurz die Schultern an. "Warum läufst du schon so früh durch den Wald?" Seine Stimme ist angenehm. Er blickt mich nicht an während er redet. Ist er genervt das er nicht alleine im Wald sein konnte? Ich sehe weg auf den Boden. "Ich mag den Wald. Ich wollte vor der Schule noch ein wenig alleine sein." Ich rede recht leise und nehme nun meine Hände aus der Jackentasche. "Verstehe.. Ich habe dich noch nie bei dieser Haltestelle gesehen, Bist du neu in der Stadt?" Ich sehe im Augenwinkel das er zu mir sieht und sehe ihm kurz in seine Augen und dann an ihm vorbei auf die Straße. "Ich wohne seit ca einem Jahr in dieser Stadt." Er schaut ein wenig verwundert bevor ich weiter rede. "Ich war zuvor auf einer anderen Schule." Log ich. Er scheint es zu glauben, denn sein verwirrter Gesichtsausdruck verschwindet. "Mein Name ist Taylor. "
Er fährt sich durch die Haare und lächelt mich ein wenig an. "Ich heiße Autumn.. " Ich blicke ihm kurz in die Augen und sehe dann auf meine Hände. Der Bus soll endlich kommen. "Autumn.. das ist ein wirklich hübscher Name. Ich mag den Herbst." Beginnt er nach einer Weile Stille. Warum sagt das jeder wenn er meinen Namen hört? "Auf welche Schule gehst du denn, Autumn?" Ich weiß nicht ob ich die Wahrheit sagen soll. Wenn er auf die selbe Schule geht, würde er mich ja eh irgendwann dort sehen. "Auf das Gymnasium 8 Haltestellen entfernt." Antworte ich dann. Ich entschied mich ihm die Wahrheit zu sagen. "Und du?" Ich hätte gerne seinen Namen ausgesprochen. Aber ich lasse es doch lieber. "Du gehst auf das Michigan Gymnasium? Ich auch." Er lachte ein wenig. Sein lachen war genau so perfekt wie dieses von Lucifer.
Der Bus kommt angefahren und ich stehe auf. "Ich fahre mit diesem Bus." Sage ich dann leise und sehe nich zu ihm. Dieser Bus fährt einen Umweg. Somit dauert die Fahrt mit diesem ganze 10 Minuten länger als die von dem Bus der 5 Minuten später kommt. Aber ich will nicht mit Taylor zusammen fahren. Es ist mir unangenehm neben einem fremden zu sitzen. Und dazu habe ich Angst mich mit ihm zu befreunden. Gegen meiner Erwartung antwortete er darauf lächelnd "Ich auch." Er steht auf und steigt ein. Er wartet an der Tür und sieht mich an. Ich frage mich ob er eine Freundin hat. Er sieht echt gut aus, und scheint ein netter Mensch zu sein. Ich steige zu ihm in den Bus und die Türen schließen sich hinter mir. Er winkt zu einem Platz im Hinteren Bereich des Busses und setzt sich dort hin. Er blickt mich auffordernd an und sieht dann aus dem Fenster. Ich setze mich Widerwillig neben ihn und hole mein Hand hinaus. »10 Verpasste Anrufe, 6 Sms.« Ich klicke auf die Nachrichten und sehe das sie fast allesamt von Tante Maria sind.
»Wo bist du? Mia sagte du bist schon los? Hast du überhaupt etwas gegessen?« 6:12 Uhr
»Weißt du den Weg zur Schule? « 6:18 Uhr
»Bist du schon im Bus? «6:50Uhr
»Autumn, ich mache mir sorgen!« 7:15 Uhr
»Bitte ruf zurück!« 7:37 Uhr
Eine Nachricht war von Lucifer.
»Ich weiß das du im Wald bist. Pass auf dich auf. «

Ich merke das Taylor mir aufs Handy geschaut hatte. Er blickt mich an. "Du kennst Lucifer? Das ist doch Lucifer Cawnbell, nicht?" Ich sehe zu ihm. Lucifer geht schon seit einem halben Jahr in die Schule. Taylor ist wahrscheinlich mit ihm befreundet. Vielleicht sogar in seiner Klasse. Bevor ich antworten konnte hängte er noch eine Frage hinterher "ist er dein Freund?" Diese Frage überrascht mich. Warum interessiert ihn das. "Ja, Lucifer Cawnbell.. " sage ich nur und stecke das Handy weg. "Er ist nicht mein Freund." Füge ich noch schnell dazu und blicke wieder auf meine Hände. Taylor wendet den Blick nach einer Weile auch wieder ab. Sein Bein berührt kurz mein Bein bevor ich es etwas weiter weg zog. Der Bus wackelt als er über ein Schlagloch fährt und Taylors Arm wird leicht an meinen gedrückt. Ich sehe weg und wünsche mir endlich an der Schule zu sein. Das ist mir wirklich peinlich.
Nach einer Weile Busfahrt hält der Bus an der Richtigen Haltestelle. Ich stehe recht schnell auf und gehe zur Tür. Ohne auf Taylor zu warten laufe ich auf das Gebäude zu. Es ist eine große Schule. Nach kurzer Zeit merke ich Taylor neben mir laufen. Ich sehe kurz zu ihm hoch "Ich muss noch ins Direktorat. Man sieht sich sicher." Ohne auf Antwort zu warten laufe ich den Ausgeschilderten Weg entlang zum Direktorat. Hier sind schon überall Schüler welche sich an einander vorbei drängeln. Ich klopfe an der dunkelbraunen, lackierten Tür und öffne sie. Als ich hinein schaue, sehe ich schon meinen Psychologen, Dr. Lawson, auf dem Stuhl auf der einen Seite des Schreibtisches sitzen. Neben ihm ist noch ein Stuhl frei auf dem ein Kissen liegt. Gegenüber von ihm vor dem Fenster sitzt der Direktor, Herr Skarner. Er ist dicklich und hat graue Haare. Während Dr. Lawson blonde Haare besitzt und so ziemlich das Gegenteil von dick ist. "Setzte dich doch, Autumn." Beginnt Herr Skarne nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Ich setzte mich neben Dr. Lawson auf den Stuhl und blicke den alten, dicken Mann an. Er lächelt Freundlich. "Ich freue mich das du diese Schule ab heute besuchst. Dein Klassenzimmer ist im 3. Stock. Raum 303. Du wirst ihn schon finden." Er machte es sich auf seinem Ledersessel bequem. "Wenn es Probleme geben sollte, oder du nicht zurecht kommen solltest, komm bitte hier her." Er legt seine Arme auf der Lehne zurecht während er redet. Dr. Lawson nickt nur und sieht dann zu mir. Ich stehe wieder auf. "Natürlich. Danke." Erwidere ich nur und verlasse so schnell wie möglich den Raum und laufe in Richtung meines Klassenzimmers.
Ich hatte mir dieses Gebäude schonmal angesehen, als ich mit Lucifer hier war. Wer wohl alles in meiner Klasse ist? Ich laufe die Treppen hinauf und streiche dabei mit meiner Hand über das Geländer. Es fühlt sich kalt an und auf den Gängen ist nun niemand mehr. Man hört nur noch durch manche Türen das Gemurmel mancher Klassen. Ich sehe auf einer Uhr das es nun schon 8:06 Uhr währe. Die Lehrerin sollte informiert sein das ich zu spät komme. Schließlich wurde ich um 8:03 Uhr erst von Direktor entlassen. Ich bleibe vor dem Raum 303 stehen. Ich höre recht lautes Gerede in der Klasse und eine Frauenstimme einer Lehrerin, welche versucht die Klasse unter Kontrolle zu bringen. Ich lege meine Hand, die nun vor Angst zu zittern begonnen hatte, auf die noch warme Türklinke und drücke sie hinab.

Halt mich festWo Geschichten leben. Entdecke jetzt