Sie erwarten alle das gleiche, die offenen Arme der Familie, die Wärme der Sonne, die Brise des Windes, der Duft des Meeres. Die Heimat.

Und um die Stimmung wirklich zu umrunden, hört man natürlich türkische Musik, über die Heimat, über die Flagge, über unser Stolz.

Es war nicht schwer zu merken das die Ungarisch / Serbische Grenze nicht mehr weit war, denn schon viele Kilometer davor stauten sich die Autos.

Willkommen in Serbien. Da wo sie Türken stunden warten lassen und das nur weil wir Türken sind.

Stellt euch mal vor wir wären Albaner. Ich lachte auf, wir würden nie die Grenze unter 9 Stunden überqueren.

Ich bremste und schaute auf die linke Seite, dort hielt ein Mercedes Bus. Vorne saß der Sohn hinterm Lenkrad und auf dem Beifahrersitz schlief der Vater, die hinteren Fenster waren verdunkelt und man konnte nichts sehen. Dieses Bild war kein Einzelfall, die Wartezeit an den Grenzen nutzen die Väter bzw. Fahrer aus um sich auszuruhen und ließen meist die Söhne oder die Frauen in Schritttempo fahren.

Ich seufzte und merkte das es gar nicht weiter ging, so zog ich die Handbremse, ging ins Leergang und stieg aus um etwas zu laufen und die Hitze zu genießen.

Die Hitze in Serbien, bereitete einen auf die Hitze in Türkei vor, es gab dir einen Vorgeschmack für die Heimat. Brachte dich dazu endlich dort zu sein. Doch noch trennten dich mindestens zwei Länder von deiner Heimat. Je nachdem ob man über Mazedonien / Griechenland fuhr oder über Bulgarien. Aber jetzt mal ehrlich, wer fährt freiwillig über Griechenland, wenn in Bulgarien die Käseverkäufer an den Straßenseiten auf dich warteten?

Nach Fünfzehn Minuten war mir dann alles doch zu bunt und ich stieg wieder ein, nicht nur mir rissen die Nerven auch den anderen sah man an das sie keine Lust mehr hatten, ich hatte noch Zwanzig Autos vor mir und das schon seit einer Stunde. Seit einer Stunde ging es nicht voran. Sie spielten die Machtkarte aus, wollten uns ärgern, zeigten uns den Mittelfinger, nur weil wir Türken waren.

Sie machten uns das Leben schwer, wieso sollen wir ganz ruhig hier sitzen und sie machen lassen? Es gab kein einzigen Grund dafür. Also öffnete ich beide vorderen Fenster und fing an zu hupen, erst schauten die anderen mich nur bekloppt an, doch wenn ein Türke macht, verstehen die anderen Türken sofort und machen mit. Wir zogen immer an einem Strang.

So fingen wir eine Hupkonzert an und die serbischen Kontrolleure fuhren endlich wieder mit ihrer Arbeit fort. Es ging zwar immer noch langsam voran, aber es ging voran.

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Auf der serbischen Seite parkte ich mein Auto und lief auf das Toilettengebäude zu. Wie oft war ich schon hier auf Toilette gewesen? Ich lachte mir selber zu und lief die Treppen runter und ins Gebäude rein. Ich ging nicht nur auf Toilette, sonder wusch mir auch das Gesicht, die Zähne und die Achseln. Das alles musste sein, auch wenn ich immer in Serbien eine Nacht im Hotel verbrachte und dort duschte, konnte ich nie mit der Hygiene solange warten.

Ich lief die Treppen wieder hoch und stieg wieder in mein Auto, ich machte selten Pause, mit literweise Kaffee war das auch machbar. Ich konnte es einfach kaum abwarten, wollte keine Zeit verschwenden, hatte nur die Heimat vor den Augen.

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Seit letztem Jahr, machte ich eine Nacht Rast in Serbien, wieso gerade Serbien? Keine Ahnung, Facebook meinte es sei ein gutes Hotel und bis jetzt enttäuschte mich die Seite nicht einmal. Ich fuhr rechts ran und nahm mein Handy in die Hand und rief das Hotel an um ihnen Bescheid zu geben, das ich jemanden brauchte der mich zum Hotel führte. Denn das Hotel selber war im tiefsten serbischen Dorf, kein Navigationsgerät könnte dich bis dahin führen.

Schon wie im Vorjahr machten wir aus das sie mich an einer Tankstelle abholen würden. Es war ein Mitarbeiter von ihnen, der dann vor dir mit dem Motorrad fuhr. Er holte nicht nur dich, sondern viele andere ab, alle mit dem selben Ziel – die Heimat.

Ich fuhr in die Tankstelle ein und tankte auch gleichzeitig. Man wusste nie wann man die nächste Tankstelle fand, die sauberes Benzin verkaufte. Nachdem tanken parkte ich mein Auto und wartete auf den Mitarbeiter, dieser lies keinen Türken warten, denn von uns erwartete er Trinkgeld und das bekam er nur wenn er uns den Arsch küsste. Wie schön es doch war als Türke zu Gast bei Serben zu sein. Ich stieg aus dem Auto und lehnte mich dagegen, vom ganzen sitzen fiel mein Hintern in einen tiefen Schlaf und fühlte sich platt an.

Paar Minuten später bog ein weißer BMW X6 in die Tankstelle, mit deutschen Kennzeichen, sofort brach ein Lächeln in mein Gesicht aus. Niemand kann das Gefühl verstehen, auf diesen Weg ein deutsches Kennzeichen zu sehen, nur die die es erleben.

Der Fahrer sah müde aus und verwirrt, er schielte kurz in meine Richtung und dann wieder weg und dann wieder in meine Richtung oder eher auf mein Kennzeichen. Sein Gesicht erhellte sich und er parkte neben meinem Auto, stieg sofort aus und lief auf mich zu.

„Bitte sag mir das du auch in die Türkei willst," sagte er mit einer rauen und tiefen Stimme.

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2064 Wörter

05. September 2016 - ourSilentPain

Kapikule - Ab in die Heimatحيث تعيش القصص. اكتشف الآن