Kapitel 22

378 28 5
                                    


Angst. Angst. Angst...

 Wie ich mich gerade nicht auf diesen Tag gefreut habe. Zitternd zog ich mir meine Trainingsjacke von den Ponyspielen über mein Top, dann machte ich mich auf den Weg zur Koppel.

Kaffee und Mocca sollten heute mal wieder dranglauben und vor die Kutsche kommen. Als ich das Gatter öffnete kam mir Mocca schon entgegen. Ich klopfte dem Friesen kurz den Hals, legte ihm dann das Halfter um und band dieses dank einem Strick am am Zaun fest.

Dann machte ich mich daran Kaffee einzufangen. Er machte sich wie immer ein Spaß daraus vor mir wegzulaufen. So wie bei Kiki an dem Tag, an dem ich angekommen bin. "Kaffee! Bleib stehen!" So ging das noch eine gefühlte halbe Stunde, die eigentlich nur knappe 5 Minuten waren, dann konnte ich ihn einfangen und endlich den Strick in sein Halfter einklicken, das er immer trug, damit man ihn leichter einfangen konnte. "Wieso denn nicht gleich so?", fragte ich und führte den Rappen zum Gatter, wo Mocca immer noch in der Nähe angebunden war. Ich löste den strick und verließ jeweils mit einem Rappen auf der einen Seite die Koppel.

Am Anbindeplatz fing ich an die beiden zu putzen und war schon nach einer halben Stunde mit beiden fertig.

Bevor ich aber anfing die beiden fertig zu machen, machte ich mich auf die Suche nach meiner Mutter um sie nach den Namen der Mädels zu fragen. Aber erst da fiel mir ein, dass sie heute Arbeiten war. Deswegen beschloss ich einfach meinen Vater fragen zu gehen. Es gab nicht sehr viele Möglichkeiten wo er gerade war. Entweder im Stall, in der Reithalle, auf dem Putzplatz oder auf einem der Reitplätze. So wie ich es mitbekommen habe, ist gestern ein neues "Problempferd" eingetroffen. Es soll angeblich gestört sein. Jedenfalls laut der Besitzerin. Manchmal lag es aber auch eher an dem Reiter und nicht an dem Pferd, wenn das Tier nicht das machte was es sollte. Mich regten diese Leute so auf. Meinten immer sie wüssten alles von Pferden und wundern sich dann warum es nicht mit den großen Pokalen funkioniert. Die einzige Ausnahme die ich kannte, waren Valerie und Nadja. Sie hatten null Ahnung von Pferden und meinen immer sie wären die aller größten. Dabei machen sie sich nur lächerlich, wenn sie in einer Turniergasse stehen und um Hilfe rufen. Und auf Valerie ist Tim reingefallen. Wenn man da mal so drüber nachdachte, war der doch schon ziemlich blöd gewesen.

Als ich meinem Vater gefunden hatte und herausgefunden hatte, dass die beiden Mädels Zwillinge waren und mit Nachnamen Baumann hießen, lief ich wieder zurück zum Anbindeplatz,

Ich war gerade dabei Mocca das Kutschgeschirr anzulegen, als ich sah wie Tim auf den Hof geradelt kam. Mein Herz begann sofort schnell zu schlagen. So eine verdammte Scheiße... ich hatte so richtig Angst vor dem, was heute nach passieren wird. Nicht das ich es schlimm fände mit ihm zusammen zu sein, es war mehr so der Gedanke dran, dass ich meine dumme Schüchternheit über winden musste.

"Hey" Tim kam, wenn auch etwas gequält lächelnd, auf mich zu. "He", brachte ich mehr schlecht als Recht über meine Lippen. "Was machst du denn hier mit den beiden Dicken?", fragte er und klopfte Mocca den Hals. "Ich hatte gleich vor mit ihnen zum Bahnhof zu fahren und die 2 Mädels abzuholen, die hier als Ferienkinder angemeldet sind." "Wieso denn jetzt? wir haben doch noch ein paar Wochen Schule bis zu den Sommerferien." "Frag mich was leichteres. ich weiß es nämlich auch nicht." "mmh... soll ich mitkommen?" "kannst du...", murmelte ich noch leise und zog den Gurt von einem der Geschirrschnallen fest. Tim nickte nur und verschwand dann um das Geschirr für Kaffee zu holen. nachdenklich sah ich ihm nach. Wie sollte ich es ihm bloß verklickern. Erst noch vor ein paar Stunden behaupten nur Freundschaft zu wollen und dann wieder einfach sagen... Hey! Hier bin ich! Ich will mit dir gehen!... Wirklich tolle Vorstellungen.

Vorsichtig aber doch bestimmt zog ich an den linken Zügeln und Kaffee und Mocca bogen nach links ab. Ihr Hufe klapperten auf dem Asphalt und ab und zu schnaubten sie gemütlich. Tim saß neben mir, was mir irgendwie Angst machte. Also nicht er selbst, sondern die Nähe... Die zeigte mir, dass mit ihm doch noch über etwas reden musste.

"Duuu...", murmelte ich irgendwann. "Mmh... ", kam es nur von ihm, als ob er mit den Gedanken nicht anwesend wäre. "Ich... also das mit der Freundschaft zwischen uns... also das was ich neulich gemeint habe..." Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Tim sein Kopf mir zu wand. "Was ist damit?"

Verdammt... Alina! Sag es einfach und fertig! Was ist schon dabei? Nichts verdammt... Also sag es ihm jetzt endlich.

"Also,... ich kann nicht mit dir befreundet sein..." "W..was? W-warum?" Tim sah mich schockiert an, während ich stur weiter auf den Feldweg sah, den wir entlang fuhren und der am Ende in der Nähe vom Bahnhof endete. "Weil... weil... ich zu viel für dich empfinde..! Man kann nicht befreundet sein, wenn man sich liebt und die andere Person, das weiß.", murmelte ich schließlich. Stille. Mir kam es sogar so vor, als ob Mocca und Kaffee aufgehört hätten zu laufen.  

"Wa..s? Was heißt das?", fragte Tim mit einer zitterten Stimme. "Ich denke... wenn du es auch willst... von mir aus könnten wir es von mir aus probieren...", flüsterte ich kaum hörbar und konnte es nicht glauben, was ich da gerade gesagt hatte.

Time schien ziemlich geschockt von dieser Aussage, denn er sagte nichts und sah mich bloß an. "Aber wenn du nicht willst!...", setzte ich schließlich noch hinzu. "Doch... türlich will ich! Ich war nur gerade etwas geschockt!", er grinste schief. "Puh... und ich dachte schon!" "Also sind wir jetzt wirklich sooo zusammen? ein Paar?" "Wie gesagt... wenn du willst gerne!" Darauf drückte er mir ein Kuss auf die Wange. "Nichts mehr als das!", raunte er dabei, was mich zum grinsen brachte. Ein warmes Gefühl breitete sich dort aus, wo ich vor ein paar Wochen noch diesen Stich gespürt hatte, als ich Tim mit Valerie gesehen hatte.

Wir standen neben einander am Bahnsteig, hielten Händchen, was sich für mich total ungewohnt anfühlte, und warteten drauf das der Zug in dem die Mädels saßen einrollte. Mocca und Kaffee hatten wir etwa 100 Meter vom Bahnhof entfernt an meiner Baumgruppe angebunden.

"Weißt du denn wie die Mädchen heißen?", Tim sah mich an. Ich zuckte nur mit den Achseln. "Ich weiß nur das sie Zwillinge sein sollen und mit Nachnamen Baumann heißen sollen!" "Wieso das?" Tim lachte amüsiert. "Mein Vater hat nur den Nachnamen gewusst und Mam ist Arbeiten. "Ohh..."

In genau diesem Moment hörte man den Zug und dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis er am Bahnsteig hielt. Die Türen öffneten sich mit einem leisen Zischen und ein paar Menschen stiegen ein und auch aus. Ich streckte mich etwas, damit ich ein Mädchen in unserem Alter sehen konnte. Aber was hatte ich erwartet. Ich sah nur ältere Leute. Plötzlich tippte mir jemand auf den Rücken. Erschrocken fuhr ich herum, ließ dabei Tims Hand los und sah ein rothaariges Mädchen vor mir stehen. "Hey!" Sie lächelte uns freundlich an. "Seit ihr vom Reiterhof Sonnenblume?" "Ja, sind wir." "Cool... Wisst ihr was ich hasse?" "Nein", kam es von Tim. "Lange Zugfahrten!" "Woher kommst du denn ganz?" "Direkt aus dem Ruhepott... Ich bin übrigens Sonja!" "Ich Alina und der da ist Tim. Wo ist den deine Schwester? Sollte sie nicht auch kommen?" Inzwischen hatte sich der Bahnsteig geleert, der Zug war abgefahren und wir waren Mutterseelen allein. "Sie hatte keine Lust. Als wir am Bahnhof waren, hat sie eine SMS bekommen, hat sich umgedreht und irgendwas von Mallorca und einer Freundin gesagt. Tut mir Leid!" Ich seufzte. "Ist schon gut. Ist ja jetzt so...! Dann können wir ja jetzt gehen! Wir sind mit der Kutsche hier!" "Cool!"

Wir verließen den Bahnhof und machten uns auf den Weg Richtung der Friesen. "Baumann... Sonja Baumann... Klarissa Baumann... Klarissa und Sonja? Sonja Baumann und Klarissa Ba..." Tim stoppte sein vor sich hin Gemurmle auf einmal. "Was ist?", fragte ich ihn. "Nix Nix!", kam es drauf von meinem Freund. "Sag mal Tim... irgendwie kommst du mir bekannt vor.", kam es auf einmal von Sonja. "Wirklich?", Tims Stimme klang nicht gerade glücklich und man merkte sofort, dass hier irgendetwas faul war. "Ja... warte mal... wie heißt du mit Nachnamen?" "Neuhaus...", flüsterte er kaum hörbar. Sonja machte ein Nachdenkliches Gesicht, dass sich dann auf einmal erhellte. "Du bist aber nicht der Tim oder?" "Wahrscheinlich schon!" "Könntet ihr mich netterweise mal aufklären?"


Liebe auf Umwegen *on hold*Where stories live. Discover now