Kapitel 3

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Ich stehe im Tanzsaal und dehne mich. In einer Viertelstunde kommen die ersten Schüler. Ich habe diese Nacht wunderschön geschlafen. Ich habe von Florian geträumt. Wir haben ein Pas de Deux getanzt. Es war super süß! Ich glaube, ich habe mich wirklich verliebt. In Florian. Wenn ich so an ihn denke wird mir ganz warm. Luise kommt und stellt sich neben mich und dehnt sich auch.
"Du singst aber schön.", bemerkt sie.
Was? Oh Mist! Ich habe nicht bemerkt, dass ich angefangen habe vor mich hinzusummen.
"Sorry.", entschuldige ich mich.
"Ach alles gut! Wer ist der Glückliche?"
Ich schmunzle und erzähle auch ihr die ganze Geschichte.
"Ich werde einschalten!", lacht sie.
Wir quatschen noch eine Weile bis die ersten Schüler kommen. Als alle da sind beginnen wir. Die Probe verläuft super. Die bisher gelernten Schritte verlaufen wie geschmiert und die neuen lernen alle schnell. Am besten gefällt mir Lina. Lina ist meine Lieblingsschülerin. Sie tanzt einfach super und ist sehr freundlich. Leider fand Luise, dass sie noch nicht bereit ist für eine Hauptrolle. Ich hätte gerne gehabt, wenn sie die Odette tanzen würde. Als die Probe beendet ist, räumen Luise und ich auf und alle ziehen sich um. Als wir fast fertig sind klopft jemand an die Glastür. Ich drehe mich um und schaue in Linas liebe Augen.
"Was kann ich für dich tun Lina?", frage ich sie.
"Ich wollte mich noch verabschieden. Es war eine schöne Probe."
Ich lache und umarme sie.
"Das war aber nur eine so schöne Probe, weil du so eine tolle Tänzerin bist!", sage ich.
Sie lächelt und sieht dann ein bisschen traurig aus. Sie schaut an mir vorbei an die Tür. Dort hängt ein Bild von einer Aufführung von Schwanensee. Man sieht Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew bei einem Pas de Deux. Ich weiß, was sie denkt. Sie wollte die Odette tanzen. Sie hätte es gekonnt! Ich seuftze. Sie schüttelt den Kopf und schaut mich lächelnd an. Das Lächeln ist aber gefälscht und ich sehe ein paar Tränen in ihren Augen. Ich lächele sie an.
"Wusstest du, dass es immer Zweitbesetzungen gibt?", frage ich sie.
Sie nickt und schaut mich fragend an.
"Vielleicht kannst du ja erstmal die Zweitbesetzung der Odette tanzen?"
Sie schaut mich überrascht an und ihre Augen glitzern.
"Wirklich?"
"Ja, ich muss das nocheinmal mit Luise besprechen, aber von mir aus könntest du das gerne tun!"
Sie fällt mir um den Hals und flüstert: "Danke, danke, danke! Ich werde dich nicht enttäuschen!"
Ich streichle ihren Rücken und schiebe sie leicht von mir weg.
Dann verabschiede ich mich von ihr und gehe zu Luise. Sie ist sehr angetan von meinem Vorschlag. Wir räumen noch 10 Minuten auf und ich gehe dann in die Stadt um einen Kaffee zu trinken. Ich sitze an einem Tisch und nippe an meinem Kaffee. Auf einmal tippt mir jemand auf den Rücken und sagt: "Buh!"
Ich schrecke zusammen. Ich schaffe es gerade so, den Kaffee nicht aud meine Klamotten zu kippen.
"Geht es Ihnen noch gut?!", frage ich ärgerlich und sehe die Person an, die mich so erschreckt hat. Als ich ihm ins Gesicht sehe, fallen mir zwei grüne Augen auf, die mich anstrahlen. In meinem Bauch kribbelt es auf einmal.
Florian! Er grinst mich an und beginnt dann zu lachen. Sein Lachen ist so ansteckend, dass ich mitlachen muss.
"Rache ist süß!"
"Du bist doof! Ich hätte mir beinahe den Kaffee über die Sachen gekippt!"
"Das ist nicht so fieß, wie jemandem zu erzählen, er würde sich umbringen wollen!"
Ich lächele. Und Florian mustert mich. Dann sieht er mich freundlich an und fragt: "Darf ich mich zu dir setzen?"
"Ja, natürlich! Gerne!"
Er setzt sich.
"Und so schnell sieht man sich wieder! Ich möchte mich noch einmal richtig vorstellen: Ich heiße Florian Fitz. Du darfst mich aber gerne Florian nennen!"
Also doch! Die Mädels hatten recht!
"Ich heiße Anna Wintermut und du darfst mich auch gerne Anna nennen!"
Er schaut mir mit seinen grünen Augen tief in meine.
"Du hast einen sehr schönen Namen.", bemerkt er. "Als was arbeitest du?"
"Ich bin Ballettlehrerin und hatte heute sogar eine wichtige Ballettprobe. Dich muss ich ja nicht fragen: Du bist Schauspieler, nicht?"
"Ja bin ich! Du kennst mich?"
"Nein. Also ja aber erst seit gestern Abend. Meine Mitbewohnerinnen haben gesagt, dass du es sein könntest."
"Vorher kanntest du mich nicht?"
"Nein, echt nicht."
"Du hast gesagt: deine Mitbewohnerinnen?"
"Ja, ich wohne in einer WG mit meinen drei besten Freundinnen."
"Das klingt schön."
"Ja, wir haben viel Spaß mit einander..."

Ich sehe in seine Augen. Sie strahlen richtig und wieder kribbelt mein Bauch. Er sieht in meine Augen. Jetzt wird er ein bisschen verlegen.
"Ähm, hättest du Lust auf einen Spaziergang?", fragt er unsicher
"Oh ja, das wäre toll! Ich bezahle nur noch schnell."
Ich winke die Kellnerin zu mir heran und bezahle. Dann stehen Florian und ich auf und gehen nach draußen.
Wir gehen in den Park, der hier ganz in der Nähe ist und schweigen ungefähr zwei Minuten vor uns hin. Irgendwann fragt er schließlich:
"Hast du eigentlich einen Freund?"
"Nein, derzeit nicht. Hast du eine Freundin?"
"Nein, ich auch nicht. Meine letzte ist mit einem anderen durchgebrannt."
"Das tut mir leid!"
"Muss es nicht."

Er hat also keine Freundin. Das macht mir Hoffnung. Wir setzen uns auf eine Bank und schweigen ein bisschen. Gelegentlich spüre ich, wie er mich von der Seite mustert. Dann schaue ich ihn auch an und wenn sich unsere Blicke begegnen lächeln wir und schauen dann weg.
Auf einmal kommen kleine Tropfen vom Himmel herunter. Es regnet! Als es stärker wird, flucht Florian: "So ein Mist!"
Er nimmt meine Hand und zieht mich von der Bank hoch. Er rennt mit mir durch den Regen aus dem Park.
"Wo sollen wir jetzt hingehen?", frage ich.
"Sollen wir zu mir fahren?", fragt er unsicher.
"Wenn es Dir keine Umstände macht gerne.", meine ich schulterzuckend.
Er grinst mich erleichtert und erfreut an und zieht mich weiter durch den Regen, der mittlerweile in Strömen auf uns nieder prasselt. Als wir angekommen sind, hält er mir die Tür auf und ich steige fröstelnd in sein Auto.
Er macht als erstes die Heizung an und fährt dann los. Ich muss lachen. Er schaut mich einen Augenblick irritiert an und lacht dann mit. 15 Minuten später stehen wir vor eine Haus. Es regnet immer noch.
Florian hält mir wieder die Tür auf und ich steige aus. Er schließt die Tür auf und wir gehen rein.
"In welcher Etage wohnst du?", frage ich.
"In der 5."
Wir steigen die Treppen hinauf und als wir im 5. Stock angekommen sind, schließt Florian auf und tritt ein. Lächelnd hält er mir die Tür auf:
"Immer hereinspaziert!"
Ich gehe hinein und schaue mich um. Es ist eine große und offene Wohnung. Ich will gerade ins Wohnzimmer gehen, als Florian sich vor mich drängelt.
"Nananana! Erst mal ziehst du die nassen Sachen aus!"
Er nimmt mir meine völlig durchnässte Jacke ab und verschwindet in einem der Zimmer. Wenig später kommt er mit einer dunkelblauen Jogginghose und einem dunkelroten Pullover zurück.
"Du kannst dich gerne in meinem Schlafzimmer umziehen."
Ich bedanke mich und gehe in sein Schlafzimmer. Ich streife meine nasse Kleidung ab und lege sie auf die Heizung. Dann schlüpfe ich in den Pullover und die Jogginghose und atme Florians Geruch ein. In der Pullovertasche entdecke ich einpaar Wollsocken, die ich auch anziehe.
Als ich in sein Wohnzimmer gehe, wartet Florian schon auf mich. Er selbst trät einen blauen Pullover und eine blaue Jogginghose. Er sieht hinreißend aus!
"Du siehst super süß aus in meinen Sachen!", lacht er.
"Dankeschön.", sage ich und werde rot.
"Möchtest du vielleicht etwas trinken?", fragt er mich.
"Hmm, ein schöner heißer Kaffe wäre vielleicht nicht schlecht..."
"Kein Problem", sagt er, schwingt sich vom Sofa und läuft in die Küche. Ich folge ihm. Schnell bereitet er 2 Kaffes zu. Als er fertig ist, gehen wir in das Wohnzimmer und setzen uns wieder auf die Coach.

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⏰ Last updated: Dec 08, 2016 ⏰

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