Kapitel 1

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Durch das Klingeln meines Weckers werde ich geweckt. Bitte nicht! Ich blinzle und versuche ihn auszuschalten doch der Wecker ist erbarmungslos. Notgedrungen richte ich mich auf und steige aus dem Bett. Ich schlurfe in die Küche und bin überrascht. Meine Mitbewohnerinnen Laura, Katja und Amy sitzen schon am Frühstückstisch und grinsen mich an. Nanu? Was ist denn heute los? Sie schlafen doch sonst bis ultimo...
"Naa, gut geschlafen?", fragt mich Katja.
"Hmhm."
"Komm iss! Sonst bist du heute müde, wenn du deinen großen Auftritt hast!", fordert mich Amy auf.
Großer Auftritt? Was zum Teufel...???
Ach du scheiße! Auf einmal fiel es mir siedend heiß ein. Wie konnte ich das vergessen?!?! Heute würde ich im Fernsehen auftreten. Ich würde einen Schauspieler reinlegen. Wer war das nochmal? Irgendwas mit F... Ist auch egal.
Trotzdem schaufele ich mir schnell eine Schüssel Cornflakes rein und ziehe mich dann in windeseile an.
"Wünscht mir Glück!", sage ich beim Gehen und verschwinde durch die Tür und direkt in mein Auto. Ich fahre zum Treffpunkt. Einem kleinen Gebäude in Berlin.
Als ich ankomme werde ich sofort zu einer Stylistin geführt, die mich schminkt und meine Haare verwuschelt, so, dass ich hektisch und zerstreut aussehe.
Dann fuhren wir auch schon los.
Wir würden den Schauspieler vom Flughafen holen. Ich werde auf dem Weg dorthin an einer Kreuzung mit einer Bank abgesetzt und muss warten. In meinem Ohr, ist ein kleines Ding, womit ich Anweisungen bekomme. Ich warte 20 Minuten, bis eine Stimme sagt: "Wir kommen!"
Das ist mein Signal. Ich stelle mich auf die Kreuzung, vor das Taxi, das gerade kommt. Es macht eine Vollbremsung und bleibt knapp vor mir stehen. Ich weine. Das gehört zu der Rolle. Heiko, ein weiterer Lockvogel steigt aus und blafft mich gespielt an.
Ich weinte noch mehr und brüllte, dass ich sterben wolle. Heiko hielt mir die hintere Tür auf und schob mich hinein. Durch die Tränen schaue ich neben mich. Dort sitzt ein schlanker Mann, der mich ansieht.
"Was haben Sie sich dabei gedacht?!", blafft mich Heiko an.
"Ich wollte sterben!", schluchze ich.
"Ui!", sagt der Schauspieler.
"Frag, warum er dich nicht überfahren hat!", weist mich wieder die Stimme im Ohr an.
"Wieso haben Sie mich nicht einfach umgefahren?!?! ICH. WILL. STEERBEEEEN!"
"Haben Sie sie noch alle?! Ich kann Sie doch nicht einfach überfahren!"
"Anna, leg noch mal richtig los!"
"Gwääääää! Ich will sterben!"
Jetzt nimmt mich der Schauspieler in den Arm. Oh mein Gott riecht der gut!
"Wehr dich!", sagt die Stimme.
Ich schlage leicht um mich, doch er hält mich immer noch fest. Er drückt meinen Kopf leicht gegen seine Schulter.
"Wie heißt du?", fragt er mit sanfter Stimme und drückt mich von sich weg
"Anna, und du?"
"Florian."
Ich lächele matt und schaue auf. Geradewegs in zwei traumhaftschöne grüne Augen. Oh Gott! Sieht dieser Mann gut aus! Er hat Grübchen, wenn er lächelt! Wie süß ist das denn!! Nein! Ich darf mich nicht verlieben! Nicht schon wieder!
"So ich fahre Sie jetzt ins Krankenhaus!", sagt Heiko.
"Seuftze!"
Ich seuftze. Florian fragt mich, warum ich denn sterben wolle.
"Sage, dein Freund hat dich mit deiner Mutter betrogen, als du gerade mit deiner besten Freundin unterwegs gewesen bist!"
"Ähmm, mein Freund hat mich mit meiner Mutter betrogen, als ich gerade mit meiner besten Freundin im Urlaub war. Und da hatte alles keinen Sinn mehr."
"Oh!"
"So ich lasse Sie mal hier raus. Dann können Sie ins krankenhaus gehen.", sagt Heiko. Wir haben vor einer Allee gestoppt. 500 m weiter ist das Krankenhaus.
"Wollen Sie sie ernsthaft alleine dahinter laufen lassen?!", fragt Florian. Hat er etwa Angst um mich? Ist das süß...
Wir steigen aus dem Taxi aus und laufen die ersten Meter zum Krankenhaus.
"Der Ex-Freund kommt!"
Und da kommt Anton mein gespielter Ex. Ich erschrecke mich und klammere mich an Florian fest.
"Was ist? Wen hast du gesehen?"
"Meinen Ex! Tu so, als wärst du mein Freund!", kann ich nur noch sagen, da kommt Anton auf uns zu.
" Du hast schon wieder einen neuen! Warscheinlich schon, als wir zusammen waren!"
"Das stimmt nicht! Du hast mich mit meiner eigenen Mutter betrogen!"
"Pah! Aber schau dir den doch mal an!", er deutet auf Florian, der zwischen uns hin und her sieht, "Für sowas interessierst du dich jetzt also! Dein Geschmack wird immer schlechter!"
Florian sieht entsetzt aus. Der Arme!
"Du; lässt dich mit Frauen ein, die deine Mutter sein könnten. Das spricht dafür wie alt du aussiehst und mental bist!", schleudere ich ihm entgegen.
Er kommt mit erhobener Hand auf mich zu und ich kralle mich an Florian fest. Doch dieser stellt sich beschützend vor mich. Mein Held!
"Fass sie nicht an!", zischt er.
"DU hast hier Sendepause!", sagt Anton zu Florian.
"Ganz sicher nicht! Du wirst Anna nicht noch einmal verletzen!"
Die beiden spannen sich an.
"Geh zwischen die beiden!", meldet sich wieder die Stimme.
Ich zwänge mich zwischen die beiden und ergreife Florians Hand. Doch er bewegt sich keinen Millimeter.
Anton hebt die Hand und es sieht so aus, als ob er Florian schlagen wöllte, doch er klopft ihm damit auf die Schulter. Florian sieht irritiert aus. Da kommt aus den Gebüsch Guido Cantz und sagt: "Herzlich willkommen in der Fernsehsendung 'Verstehen Sie Spaß!'"
Florian sieht immernoch aus, wie im falschen Film. Doch dann lacht er ein herzliches Lachen und sieht sichtlich erleichtert aus. Auch Heiko kommt hinzu. Guido, Heiko und Anton umarmen Florian allesamt. Anschließend bin ich dran. Ich stelle mich vor ihn und grinse ihn an. Er grinst zurück. Ich umarme ihn und wieder steigt mir sein köstlicher Geruch in die Nase. Mein Herz klopft schneller. Widerwillig löse ich mich von ihm und grinse ihn erneut an.
"Ich habe dir wirklich geglaubt!", lacht er.
"Tja! Ich kann's halt!"
Er lacht und sieht mir tief in die Augen. In meinem Bauch kribbelt es.
"Also hat dich dein Freund nicht mit deiner Mutter betrogen?", fragt er.
"Nein! Gottseidank hat das noch niemand bei mir!"
Moment! Wollte er gerade indirekt wissen, ob ich einen Freund habe?
Er sieht für einen Moment traurig aus, doch fasst sich dann wieder.
"Und wenn dein Freund das tun würde?"
Okay, er will wissen, ob ich einen Freund habe.
"Ich weiß es nicht.", sage ich. Ich habe keinen Freund. Vor 2 Monaten wurde ich von Maximilian verlassen, weil er meinte, dass unsere Beziehung keine Zukunft hatte. Aber das muss Florian ja nicht wissen.
Er scheint zu überlegen, was er sagen soll. Ich komme ihm jedoch zuvor:
"Also dann...", sage ich, "Auf Wiedersehen!" Ich sehe ihm noch ein letztes Mal in seine grünen Augen, die jetzt ein bisschen traurig aussehen.
"Auf Wiedersehen! Man begegnet sich ja immer zwei Mal im Leben."
Er lächelt mich an und ich lächele zurück. Dann drehe ich mich um und gehe nach Hause um das ganze Revue passieren zu lassen...




Wo die Liebe hinfällt...Where stories live. Discover now