EINS

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„Happy birthday Liebe Alice, happy birthday to you!", singt meine ganze Familie im Chor. Heute ist mein 17. Geburtstag. Der 17. Geburtstag ist der wichtigste Tag im Leben eines Teenagers. Den an deinem 17. Geburtstag bekommst du den Namen. Den Namen der Person, mit der du zusammen sein wirst. Ihr werdet euch kennenlernen und lieben lernen. Eine Familie gründen und glücklich sein. Alles wird perfekt sein, denn dein Partner wird perfekt zur dir passen.

Und heute bekomme ich diesen Namen.

„Mein Schatz, endlich bist du 17! Bist du schon aufgeregt? Kann man den Namen schon sehen? Ich habe gehört, manchmal kann man erkennen, wie die einzelnen Buchstaben auftauchen!", meine Mutter ist aufgeregter als ich. Glaube ich.
Meine Eltern, mein jüngerer Bruder und ich sitzen alle am Tisch, vor mir mein Kuchen.

„Nein, Mom. Es ist immer noch nicht zu sehen. Es kann auch gut sein, dass der Name erst heute Nacht auftaucht.", ich verdrehe meine Augen, lächle aber trotzdem. Schon seit heute Morgen fragt meine Mutter mich jede 10 Minuten, ob ich schon etwas sehen kann. Auch Holly, meine beste Freundin, hat mir schon einige Nachrichten auf mein SmartPad geschickt. Holly ist schon seit knapp 2 Monaten 17, doch sie wollte mit der Suche warten. Sie sagte, sie würde erst beginnen, wenn ich meinen Namen auch weiß. Außerdem beschwert sie sich ständig, dass die Mädchen die Jungen "finden" müssen. Aber da unsere Partner alle mindestens 6 Monate älter sind, sollen die Mädchen, sobald sie 17 sind, ihren Partner suchen. Die Jungs haben auch keine Ahnung wie weit ihre Partnerin entfernt ist. Sie müssen einfach warten.

Diese ganze Sucherei klingt nach Ostern. Ostern ist ein fest, das früher gefeiert wurde. Irgendwie wurden Eier von einem Hasen versteckt und die Kinder durften diese dann suchen. Zumindest wurde uns das im Geschichtsunterricht so erzählt. Komische Tradition.

„Ich denke, der Name wird bald erscheinen. Bei mir war er schon am Mittag zu sehen und dein Vater war nur 28 Kilometer entfernt. Ich war so aufgeregt und glücklich, als ich den Namen und die kurze Entfernung las.", meine Mutter sieht meinen Vater an und lächelt. Auch er lächelt und nimmt ihre Hand. Ich blicke zu meinem Bruder. Carlos ist 8 und hat noch etwas Zeit. Ihn interessiert das alles auch gar nicht. Er hängt lieber stundenlang vor seinem SmartPad und spielt Dragon Fall. Keine Ahnung was man da macht, aber er scheint nur Augen dafür zu haben.
Doch heute musste er eine Pause einlegen und seinen Drachen schlafen lassen. Für mich. Weil ich heute meinen "großen Tag" habe, wie mein Vater gerne sagt.

„Ich konnte nur den Namen sehen. Du hättest Meilen weit entfernt sein können, aber als ich 'Shane' las wusste ich, dass sich das warten lohnen würde", schwärmt mein Vater. Meine Eltern sind das perfekte Beispiel. Sie trafen sich und waren sofort unsterblich ineinander verliebt. Sie passen einfach perfekt zusammen. Ich hoffe, dass auch ich so ein Glück habe.

Während die zwei sich glücklich ansehen und ich von so einem Leben träumte, gibt mein Bruder Würgegeräusche von sich. Meine Eltern drehen sich zu ihm und lachen.


„Alles alles Gute!", schreit meine beste Freundin mir ins Ohr und erdrückt mich dabei. Ich konnte gerade noch die Tür öffnen, bevor sie mich umrannte. „Danke", nuschle ich in ihr blondes Haar. Dann lässt sie mich los und sieht mich an. Sie grinst und überreicht mir dann ein kleines Geschenk. „Lass uns in mein Zimmer", schlage ich vor. Holly nickt und zieht sich ihre braunen Stiefel und die Jacke aus. Mit dem Geschenk in der Hand und Holly hinter mir gehen wir die große Treppe nach oben. „Und der Name ist noch immer nicht zu sehen?", ich öffne meine Zimmertür und trete dann zur Seite, sodass Holly eintreten kann. „Nein, noch nicht", sie nickt und geht an mir vorbei in mein Zimmer.

„Bei mir war der Name schon morgens zu sehen.", sie schiebt ihren Ärmel hoch und blickt auf den schwarzen Namen. „Adam Scarret, 109 Kilometer." liest sie vor, „Also bei mir Zuhause waren es noch 111 Kilometer, das heißt die Richtung zu dir scheint richtig", sie sieht zu mir auf und ich setzte mich auf mein Bett. „Willst du echt nicht zum Haupthaus und nach weiteren Informationen fragen? Du kannst ihn ja wohl kaum einfach so suchen gehen. Oder schau wenigstens ob er auf Face2Face angemeldet ist...", schlage ich ihr vor. Holly kräuselt ihre Lippen und denkt nach. „Ja, vielleicht. Aber auf Face2Face werde ich ihn auf keinen Fall suchen. Ich will, dass es eine Überraschung ist. Denkst du er ist heiß?", sie grinst mich an.
Ich kann sie gar nicht verstehen. Ich bin viel zu neugierig. Ich werde wahrscheinlich schon morgen zum Haupthaus und mir alle wichtigen Informationen besorgen.

„Adam ist ein hübscher Name. Ich glaube er ist perfekt für dich." Holly ist wunderschön. Sie hat blonde Haare und dunkle braune Augen. Außerdem hat sie eine tolle Figur und ist groß. Also wenn sie schön ist, wird auch ihr Partner gut aussehen. Ich hingegen habe braune Haare und braune Augen. Ich würde mich als durchschnittlich bezeichnen. Nichts besonderes.

„Also dein Partner wird toll aussehen. So wie du...", sagt Holly und grinst mich an. Ich schüttle lächelnd meinen Kopf. „und jetzt pack mein Geschenk aus!", Holly deutet auf das kleine blaue Packet neben mir. Ich nicke und reiße das Papier kaputt. Eine schwarze Schachtel kommt zum Vorschein. Ich öffne den Deckel und entnehme die kleine silberne Kette. Ich lege das Papier und die Schachtel beiseite und betrachte die Kette. Ein kleiner Schmetterlingsanhänger in silber hing an der Kette. Sie ist wunderschön.

„Ich habe die gleiche", Holly greift an ihren Hals und zeigt mir die Kette, die sie um hat. Ich stehe auf und umarme sie, was sich als etwas schwer erweist, da sie auf meinem Schreibtischstuhl sitzt. „Wir werden beide bald unsere eigene Familie haben und jetzt nach unserem Abschluss sehen wir uns kaum noch. Das soll an unsere Freundschaft erinnern.", flüstert sie als ich sie im Arm halte.
„Hey! Das hier ist aber kein Abschied. Wir können uns doch trotzdem noch treffen. Ich meine, wir werden nicht mehr so nah beieinander wohnen, aber die Distanz soll uns nicht trennen!", Holly nickte und wir lösten die Umarmung auf. Ich legte mir die Kette um und ging wieder rüber zu meinem Bett. „Also was wollen wir heute machen? Du bist jetzt 17! Wir könnten ins 'Aura' und tanzen gehen", Holly sieht mich aufgeregt an. „Oder wir bleiben hier und schauen Filme..?", frage ich. Holly verdreht ihre Augen. „Du bist ja so langweilig! Filme kannst du dein ganzes Leben noch schauen! Lass uns tanzen!"


Holly ist echt die beste im Überreden. „Das Kleid sieht super aus!", Holly kramt in meinem Schrank nach etwas schönen. Sie zeigt mir ein dunkelblaues knielanges Kleid, welches ich letzten Sommer gekauft habe. „Holly es ist Winter!", ich nehme das Kleid und lege es zu den anderen Klamotten, die ausgeschieden sind. Holly stöhnt auf. „Aber sobald du etwas getanzt hast wird dir warm sein! Und das Kleid sieht bestimmt toll aus. Bitte! Probier es wenigstens an.", sie dreht sich zu mir und schaut mich mit großen Augen an. „Na gut! Du hast gewonnen. Ich probiere es an. Aber du ziehst dann auch ein Kleid an. Ich werde ganz sicher nich die Einzige dort im Kleid sein." Holly zwinkert mir zu und ich nehme das Kleid wieder vom Stapel. Mit dem Kleid in der Hand gehe ich ins Bad und ziehe mich um.

Als ich das Kleid anhabe sehe ich in den Spiegel. Vielleicht hatte Holly recht. Es sieht wirklich ganz in Ordnung aus. Ich gehe zurück in mein Zimmer, indem Holly schon umgezogen wartet.
Holly hat ein schwarzes Kleid an, welches sie sich von mir leihen durfte. Sie sieht so viel schöner aus.

„Wow! Dreh dich mal!", Holly schaut mich begeistert an. Ich drehe mich ein paar Mal, damit sie zufrieden ist, doch schon nach zwei Drehungen hält sie mich am Arm und stoppt mich. „Alice!", ruft sie und sieht auf meinen linken Arm. Und jetzt weiß ich warum sie so geschockt sieht.

Da ist er. Der Name.

Will Stir.
1804km.

Find Him - Looking for Will (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt