Kapitel eins

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Sandras Schädel brummt. Sie will sich mit der Hand an die Stirn fassen. Da bemerkt sie, dass ihre Hände fixiert sind. Und dass sie nicht in ihrem großen teuren Bett in ihrem Loft in Tribeca liegt, sondern auf dem nackten kalten Steinboden. Sie schlägt die Augen auf, aber um sie herum ist es stockfinster. "Verflucht", murmelt sie. Es ist sicher wieder eines von Franks kindischen Sexspielen à la "Shades of Grey".  Frank ist ein Trottel, und außerdem ein Fettsack. Sandra kann ihn nicht leiden, aber seit Wochen macht sie gute Miene zum bösen Spiel, um an den Vertrag zu kommen, der ihrer Firma ein völlig neues Spektrum an Möglichkeiten eröffnen wird.
Aber auf solche Spielchen würde sie sich nüchtern trotzdem niemals einlassen, obwohl er sie schon länger dazu drängt. Diese Kopfschmerzen... Wieviel hat sie gestern Abend nur getrunken? Vielleicht hilft etwas zu trinken gegen den Kater, klares, kaltes Wasser und bitterer Kaffee, dazu vielleicht ein kalorienarmer Sesamcracker. "Frank!", ruft sie jetzt laut. "Komm her und erzähl mir, was gestern abend passiert ist. Und bring mir etwas zu trinken mit!" Sandra wartet einige Minuten. Sie wird immer wütender. Wenn sie ihn ruft, hat Frank, dieser eklige alte Haufen Elend, gefälligst sofort zu erscheinen! "Frank!" Brüllt sie noch einmal. Da ertönt ein Knacken und ein Rauschen. Sandra wundert sich. "Testphase eins. Das Objekt ist körperlich gesund. Die Medikation erfolgt schrittweise. Heute wenden wir nur eine leichte Dosis an, die ihre Artgenossen normalerweise vertragen. Statt Injektion wenden wir gasförmige Substanzen an." Ein Zischen, wie beim Öffnen einer Flasche Sprudelwasser. Noch bevor sie das lähmende Gift einatmet, weiß Sandra, wo sie ist. Und dass Frank nicht dahinter steckt.

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