Ich hatte ein Leben zu wahren, auch wenn es nur mein eigenes war.

"Vergiss es, Tarth", entgegnete ich eisig und erhob mich aus dem Lehnstuhl.

Wie durch Zufall öffnete sich in diesem Augenblick die große Tür des Seminarraums, hinter dem nur noch mehr Presse wartete, die sich ein Bild zu den beiden innovativen Entdeckern des weltweit größten Phänomens in der Kräuterkunde machen wollten. Ein Pressefuzzi in grässlichem lila Mantel scharwenzelte auf mich zu, der ich gerade im Eilschritt vor Briennes mehr als enervierenden Fragen geflohen war.

"Mr. Lannister!", rief er mit so viel falscher Begeisterung in der Stimme, dass ich unwillkürlich glaubte, meine Schwester vor mir zu haben. "Bereit für die nächste Fuhre an Fragen, die in der Montagsausgabe der Hexenwoche publiziert werden?"

"Mehr als bereit", entgegnete ich überschwänglich. "Ich kann es kaum erwarten, mich in Ihr Kreuzverhör zu begeben."

Alles, wirklich alles auf dieser Welt war mir im Augenblick lieber als weiterhin von Brienne über die zahlreichen Fehler und Makel meines Charakters gelöchert zu werden. Sie war mir mit ihren Fragen ein wenig zu nahe gekommen und das, obwohl ich eigentlich vorgehabt hatte, sie auf die Schippe zu nehmen.

Verdammt.

Ich sollte aufhören, mich andauernd zu überschätzen.

Wahrscheinlich würde ich mich niemals tatsächlich daran gewöhnen, von sämtlichen Experten auf dem Gebiet der Kräuterkunde bewundernd angestarrt zu werden, während sie mit stummer Begeisterung in den Augen ihre Fragen formulierten.

Und der enttäuschte Ausdruck in ihrem Blick, wenn sie merkten, dass ich von Kräuterkunde ungefähr so wie Ahnung hatte, wie der Türsteher von Muggle-Kleidung. Es war nicht einmal so, dass Brienne, die die meiste Zeit neben mir interviewt wurde, versuchte, mich aus der Bredouille zu ziehen, indem sie einige der komplexen Fragen mit Hypothesen beantwortete; nein. Sie ließ mich vollkommen auflaufen, während sie bei ihren eigenen Fragen mit Fachwissen und Anekdoten glänzte.

Da sie aber ungefähr den Charme einer überreifen Banane besaß, wurde mir der Ruhm bei den Fragen gerecht, die sich mit meinem Charakter und meinem bisherigen Leben beschäftigten.

"Erzählen Sie von Ihrer Kindheit, Mr. Lannister", forderte mich eine junge Reporterin auf, die ganz vorne in dem kleinen Seminarraum auf einem der Klappstühle saß und beflissen meine Antworten aufschrieb.

"Was wollen Sie denn gerne hören?", fragte ich augenzwinkernd und die Journalistin kicherte affektiert. Sie war wirklich jung wie sonst was, wahrscheinlich gerade aus Hogwarts entlassen und schon Starreporterin bei der Hexenwoche.

Obwohl... Gefeierter Journalist bei der Hexenwoche war wahrscheinlich ein ebenso begehrter Titel wie "Trainer der Chudley Cannons", das Quidditchteam, das so schlecht war, dass sie ihr Teammotto von "Wir werden erobern" zu "Drücken wir die Daumen und hoffen auf das Beste" geändert hatten. Wer wollte schon freiwillig bei der Hexenwoche arbeiten?

Ein unsägliches Klatschblatt, die nur von geifernden Frauen und Mädchen wie meiner Schwester gelesen wurden und ansonsten kaum eine Zielgruppe tatsächlich ansprachen.

Aber ich machte gute Miene zum bösen Spiel und entschied, ein wenig mit der Reporterin zu flirten, alleine aus dem Grund, Brienne zu verärgern, die neben mir saß und mit verkniffenen Blick auf den Pult vor ihr blickte. Wenn es zu persönlichen Errungenschaften oder allgemein Fragen kam, die einem mehr Freiraum bei ihrer Beantwortung ließen, war sie mehr als aufgeschmissen. Ihr auswendig gelerntes Wissen wurde auf einmal belanglos.

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