"Ich weiß gar nicht, warum du dich so anstellst, Tarth", gab ich unverdrossen zurück und streckte mich ausgiebig. Das weiße Hemd meiner Schuluniform war teilweise etwas zerknittert, ein unschöner Fleck prangte über dem Handgelenk und als ich mühsam auf die Beine kam, spürte ich, dass meine beiden Füße eingeschlafen waren. "Ich hab doch nur ein wenig Schlaf nachgeholt."

Diese Antwort schien sie jedoch gar nicht friedlich zu stimmen und sie schlug mir mit einer zusammengerollten Broschüre auf die Schulter. "Du bist unverbesserlich, Lannister. Ich weiß nicht, warum ich dich nicht schon längst an eine deiner drei Freundinnen verraten habe..."

Ich hob eine Augenbraue und bemerkte mit einiger Genugtuung, dass ich Brienne trotz ihrer enormen Größe dennoch zu überragen schien. "Dann würde dein so wertgeschätzter Journalisten-Kreis aber ganz bald erfahren, wer eigentlich für diese Entdeckung kreditiert werden sollte."

Brienne schnaubte wütend, konnte meiner glasklaren Logik dennoch nicht widersprechen. Sie wusste genau, dass ich recht hatte. Nur ihretwegen - und den Dingen, die sie zugegebenermaßen noch gegen mich in der Hand hatte -, war der Presse noch nicht bewusst geworden, dass Brienne kaum mehr zu unserer "gemeinsamen" Entdeckung beigetragen hatte, als im richtigen Augenblick den Raum zu verlassen.

Sie hatte mich kurz nach der Eröffnung gegenüber unserer gemeinsamen Kräuterkunde-Lehrerin beiseite genommen und mir den Fall geschildert; ich half ihr, sich Teile der Lorbeeren einzuheimsen, während sie im Gegenzug kein Wort über meine polygamen Beziehungen verlor.

Somit hatten wir uns in einer unschönen Position festgefahren, in der keiner sich so richtig bewegen konnte; sie erpresste mich und ich erpresste sie, mit der Folge, dass jede unserer Sticheleien sofort auf die Goldwaage gelegt wurde und jede unüberlegte Aktion wie ein Pulverfass zu explodieren drohte.

Ich spürte, dass Brienne kurz davor war, den Deal einfach abzublasen. Offenbar war sie von meiner Bereitschaft, für diese Vereinbarung mein letztes Hemd zu geben, nicht ganz überzeugt.

Ihre unterschwellige Rebellion wurde aber von Professor Sprout im Keim erstickt, die strahlend durch die Glastüren des Foyers brach, in jeder ihrer Hände einen Pappbecher mit Kaffee und eine Papiertüte mit Gebäck klemmte in gefährlicher Position irgendwo an ihrem Mantel.

Als sie uns erblickte, kam sie strahlend auf uns zu. "Da ist ja unser Held der Stunde."

Brienne schnaubte so offensichtlich, dass Professor Sprout es gehört haben musste, aber sie überhing die widersprüchliche Geste ohne mit der Wimper zu zucken.

"Ich habe gesehen, dass Sie hier eingeschlafen sind", sagte sie und hob tadelnd ihren Zeigefinger. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie anstrengend es sein muss, all diese Interviews über sich ergehen zu lassen. Geschweige denn die Fotoshoots."

"Ja", erwiderte ich theatralisch, "so schwere Arbeit. Das kann sich wahrlich keiner ausmalen."

Während Briennes Gesicht ein überaus wütender Ausdruck zierte, drückte Sprout mir einen Kaffeebecher in die Hand. "Hier, mein Junge. Damit Sie fit sind für die nächste Reihe an Interviews."

Sie zwitscherte fröhlich ab, als sie am anderen Ende der Halle eine Gruppe wohl bekannter Kräuterkundespezialisten entdeckte, mit denen sie sich wahrscheinlich über das Wachstum von Saftpflanzen bei Zimmertemperatur unterhalten wollte.

Ich blickte Brienne in die Augen und nahm einen großen Schluck aus dem Kaffeebecher. "Was soll ich sagen?", spöttelte ich. "Sie liebt mich."

Ihre Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen. "Jeder fällt auf dich hinein, James. Aber ich bin fern davon, deinem Charme zu erliegen."

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