Kapitel XIV

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"Ehm entschuldigen Sie. Da mein Kumpel während Ihrer Vorstellung umgekippt ist, könnte ich mich nicht mehr darauf konzentrieren. Deswegen hab ich jetzt ein paar Fragen. Könnte ich sie Ihnen stellen?"

"Äh sicher.."

"Also wie heißen Sie?"

"Ich bin Herr Bertus."

"Und welche Fächer haben sie bei uns?"

"Ich übernehme euren Sportunterricht und euren Englischunterricht."

"Ok danke, das wars auch schon. Kommst du, Kleiner?"

Da die Frage an mich gerichtet ist, nickte ich und ging gemeinsam mit ihm zum Bus.
Drinnen im Bus, fuhren wir dann ohne miteinander zu sprechen, einfach neben einander sitzend heim.
Als die Busstimme unsere Haltestelle ankündigte, gingen wir Richtung Tür und liefen durch diese, als sie geöffnet wurde.
Draußen aus dem Bus blieben wir stehen und warteten darauf das der Bus weg war.

Ich ging auf ihn zu, umarmte ihn und flüsterte ein leises 'Danke.' in sein Ohr. Danach löste ich mich und ging in die Richtung meiner Wohnung.

"Bis morgen."

Rief er noch und ich nickte ihm, immer noch mit dem Rücken zu ihm gedreht, zu.

Jetzt ist es schon drei Stunden, nach der Umarmung, vergangen und immer noch spüre ich seine Wärme an meinem Köper und dieses 'Danke', was sich immer wiederholt, geht einfach nicht aus meinem Kopf raus.

»Was ist bloß los mit mir?«

Nach zwei weiteren Stunden ist es immer noch nicht verschwunden, deshalb ich auf gab und zu meiner Mum runter ging.

"Mum, kannst du mir helfen?"

"Ja, bei was den, mein Schatz?"

"Ich hab da ein Problem, seit dem mich eine Person umarmt  hat, werde ich die Wärme der Person nicht los.
Kannst du mir das erklären?"

"Klar, du bist verliebt, mein Schatz. Wie heißt der Glückliche?"

"Wie-wie kommst du drauf das es ein Junge ist?!"

"Wärs ein Mädchen hättest du einfach gesagt 'Seit dem sie mich umarmt hat,...'
Da dass aber nicht so war geh ich mal von einem Jungen aus. Lieg ich richtig?"

"Du bist nicht sauer?"

"Warum sollte ich sauer sein? Du bist mein Sohn, da wünsche ich mir das du glücklich wirst.
Und wie heißt er nun?"

"Ste-Stegi?"

"Ist doch ein hübscher Name, lad ihn doch mal mit seinen Eltern hier zum Essen ein."

"Da wäre ein zweites Problem, seine Mutter ist Tod und sein Vater ist.."

"Was ist sein Vater?"

"Ste-Stegobertus III?"

"Was?!!"

*schüchternes nuscheln* "Ja?"

"Mh.. Dann lad halt nur Stegi ein. Wie wärs mit heute?"

"Okay. Dann hol ich ihn gleich ab?"

"Ja. Pass auf dich auf!"

"Klar."

Ich rannte in den Flur.
Zog mir Schuhe und Jacke an und verließ das Haus.
Draußen angekommen rannte ich zur Wohnung von Stegi und klingelte, wieder einmal, Sturm.

»Ob das wieder Tim ist? Oder doch mein Vater?«

Leise schlich ich mich zur Tür und schaute durchs Guckloch, als ich Tim's Gesicht sah, atmete ich erstmal durch.
Ich öffnete die Tür und schaute ihn fragend an.

"Meine Mum hat mich gefragt ob ich nicht mal einen Freund zum Essen einladen möchte und da du mein einziger Freund bist wollte ich dich fragen. Also hast du Lust?"

"Ähm.. Sicher."

Ich drehte mich um, holte mir Jacke und Schuhe, dazu noch mein Handy und meine Portemonnaie.
Danach ging ich wieder zu Tim. Er lächelte mich an und drehte sich zum gehen.
Ich schloss meine Wohnung zu und stellte mich neben ihn.

"Los geht's!"

Die sagte er richtig fröhlich und lief, mit mir an seiner Seite, los.
Nach paar Minuten waren wir bei ihm und eine ebenfalls fröhlich lächelnde Frau öffnete uns die Tür und ließ uns rein.

"Tim, geht erstmal hoch. Ich rufe euch wenn das Essen fertig ist, okay?"

"Ja."

Tim bog in einen weiteren Flur und lief dort auf eine Treppe zu, welche er hoch ging.
Weiter hin folgte ich ihn. Vor seinem Zimmer angekommen, öffnete er die Tür und ließ mich rein. Er setzte sich auf sein Bett, währenddessen setzte ich mich auf seinen Schreibtischstuhl.
Stille brach aus, welche von Tim unterbrochen wurde.

"Was willst du machen?"

"Vielleicht reden?"

"Und über was?"

»Ja, über was möchte ich eigentlich reden? Über meinem Vater? Über das Ritzen? Über diese Prügeleien? Oder gleich über alles?«

Aber bevor ich antworten konnte, sprach Tim auch schon weiter.

"Wie wärs wenn wir einfach über alles sprechen? Angefangen bei deinem Vater bis hin zu den Prügeleien."

"Meinetwegen. Also eigentlich war meine Kindheit bis zu meinem 4. Geburtstag noch in Ordnung. Doch als mein Vater an dem Tag ein Auto anfuhr und dieses Auto seinem besten Freund gehörte, änderte er sich von hier auf jetzt er war sauer auf mich und sauer auf sich.
Er fuhr aber weiter, das einzige was er tat war den Krankenwagen zu rufen.
Als er dann auch noch erfuhr das die angefahrene Person auch noch seinetwegen starb, gab er mir die Schuld an allem und schlug mich.
Meine Mutter die mich beschützten wollte, wurde auch geschlagen.
Nach dem ein Jahr vergangen war, verübte er auch noch Verbrechen und tötete Menschen ohne Erbarmen.
Meine Mutter, die das der Polizei meldete, wurde, als er das herausfand, von ihm vor meinen Augen totgeschlagen.
Aber meines Glückes wurde er noch am selben Tag festgenommen.
Ich wurde dadurch zwar ins Heim gesteckt, aber ich war ihn los.
Die ganzen Jahre beim Psychologen, danach, haben sich auch gelohnt, zumindest war das Trauma weg und ich konnte mit Erlaubnis vom Jugendamt in meine eigene Wohnung ziehen.
Ich werde zwar regelmäßig überprüft, aber das ist immer noch besser als im Heim zu wohnen.
Das wars erstmal zu meinem Vater, warum er mich jetzt will weiß ich auch nicht."

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