„Habe ich dich gerade gestört?"

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Eine Woche war Taddl nun schon hier. Eine ganze Woche hatte er seine Familie nun nicht mehr gesehen, weder etwas von ihnen gehört. In dieser Woche hatte er so gut wie gar nichts gemacht, nun ja, außer seiner Therapie mit Manuel. Die beiden waren schon etwas weiter geworden.

An dem Tag, an dem sie das erste Mal in dem Spieleraum waren und Fifa gespielt hatten, waren sie sich körperlich schon näher gekommen, auch wenn beide nicht wirklich was mitbekommen hatten, sie hatten sich beide zu sehr auf das Spiel konzentriert. Beide wollten gewinnen, doch das erste Spiel ging unentschieden aus, was sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollten. Das zweite Spiel gewann schließlich Thaddeus, bis sie auf die glorreiche Idee gekommen waren, beide in demselben Team zu spielen, was sie dann auch taten. Man konnte auch behaupten zusammen seien sie unschlagbar, ein wahres Dream-Team. Ungeschlagen von dem Computer beendeten sie das Spiel. Es war schon ziemlich spät gewesen, als sie den Flimmerkasten ausgeschaltet hatten und schlafen gegangen waren. Während sie auf der Couch saßen waren sie sich eigentlich ziemlich nahe, Manuels schwarz-blau gestreifte Weste, er hatte seinen Kittel gegen sie getauscht, streifte das eine oder andere Mal Taddl, dieser bemerkte es so wenig, wie der Träger der Weste, also der eigentliche Täter.

2:56 Uhr zeigte die Uhr, die in dem Eck auf der weißen Wand seines Zimmers hang, als Thaddeus in sein Zimmer zurückgekommen war. Manuel hatte ihn noch leise vor sein Zimmer begleitet, beide haben den ganzen Weg bis zu Taddls Zimmer geschwiegen, keiner hatte die schöne Stille unterbrochen, keiner wollte sie unterbrechen. „Wir müssen leise sein, damit wir nicht die anderen Patienten wecken", hatte Manuel ihm zugeflüstert, bevor sie aus dem Gaming-Raum gegangen waren. Durch Manus Flüstern bekam Thaddeus eine Gänsehaut, die sogar bis vor seiner Tür anhielt. Freundlich hatte er sich noch verabschiedet, natürlich ohne Körperkontakt, hatte noch gewartet, bis Thaddeus in seinem Zimmer verschwunden war, und war dann auch aufgebrochen, denn er musste am nächsten Morgen wieder früh aufstehen, immerhin war es sein Job, und er musste noch zu anderen Patienten.

Thaddeus hingegen dachte nicht an schlafen, ein flaues Gefühl hatte sich in seiner Magengegend abgelegt, so dass er nicht schlafen konnte. Die ganze Zeit drehte er sich mit geschlossenen Augen, aber dennoch wach, im Bett herum, dachte an die vergangenen Stunden zurück. Es war schön gewesen, leider muss jeder noch so schöne Moment irgendwann enden, so auch diese paar Stunden, in denen er mit Manuel gespielt, gequatscht und Spaß gehabt hatte. Er lag noch so lange da, bis er endlich eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen war er nicht, wie die letzten paar Tage, genaugenommen die letzte Woche, durch die nette Dame, die ihm immer das Frühstück bringt, geweckt worden. Nein, er hatte sich auch keinen Wecker gestellt, er war einfach so aufgewacht. Verschlafen hatte er sich noch die Augen gerieben, als er erst bemerkte, dass er in den Klamotten geschlafen hatte, die er gestern den ganzen Tag angehabt hatte. Frühstück würde wohl erst später kommen, dachte er, weswegen er entschied duschen zu gehen.

Wieder dachte er über den gestrigen Abend nach. Minuten verstrichen, in denen er grübelnd in der Dusche stand, doch er wollte einfach noch nicht raus. Das wohlige Gefühl, welches ihn umgab, war einfach zu schön. Doch das Leben machte ihn einen Strich durch die Rechnung, oder besser gesagt Manuel, der entschieden hatte mit Thaddeus essen zu gehen und nun vor seiner Tür stand und klopfte. Taddl, der das Klopfen in der Dusche hörte, stieg schnell aus der Dusche und trocknete sich ab, band sich das Handtuch um die Hüften. Nicht recht entschlossen, ob er so die Tür öffnen sollte ging er aus dem Bad. Schnell zog er sich eine Boxershorts und ein T-Shirt an, ging so zu der Tür. Zumindest war es besser, als ein Handtuch.

„Guten Morgen Thaddeus. E-es tut mir Leid, habe ich dich gerade gestört?" fragte Manuel mit einem leichten Stottern. „Ähm. Nein?", es klang er nach einer Frage, als seine Antwort. „Ich wollte mich nur gerade anziehen", sagte Thaddeus, ihm war es unangenehm hier so zu stehen, er kam dich vor Manuel so entblößt vor. Es war doch eine blöde Idee gewesen einfach ohne Hose zu öffnen, er hätte sich einfach die Zeit nehmen sollen, noch eine Hose darüber anzuziehen. Gerade fiel ihm wieder ein, dass Ardy ihm auch schon oft die Tür einfach in Boxers aufgemacht hatte, ihm machte dies nichts aus, er war eben ein typischer Junge. „Ich warte vor der Tür auf dich", brachte Manu in dieser unangenehmen Situation gerade noch so raus. „Nein, ist doch egal. Du kannst gerne hier warten", sagte Taddl schnell, er wollte es nicht noch unangenehmer für alle machen und zwang sich zu einem Lächeln, was ihm seiner Meinung nach auch halbwegs gut gelang.

„Natürlich", sagte auch Manuel und lächelte, doch ihm geling es nicht so gut wie Taddl, er war nervös. Die Nervosität hatte in dem Moment angefangen, als Taddl ihm ohne Hose die Tür aufgemacht hatte. Langsam betrat er den Raum, schaute zu Taddl, der sich eine Hose und einen Pullover aus seinem Kasten schnappte und ins Bad stürmte, fast schon fluchtartig. „Was war das denn bitte?", fragte sich der anlernende Therapeut, als er bemerkte, dass er nun in „Sicherheit" war und tief ausatmete. Neugierig dreht er sich in alle Richtungen, musterte Thaddeus Zimmer. Er hatte ein Foto von seiner Familie an der Wand hängen, welches sich Manuel kurz ansah. Dann bemerkte er auch das zweite Foto, das auf Taddls Nachtkästchen stand. Es zeigte Taddl mit einem jungen, hübschen Mann. Beide hatten einen Pullover an, der den Schriftzug „Brudi" auf sich trug. Was Manuel aber am meisten verwundert war die Pose, die Beide einnahmen. Taddl stand, seine Hand auf der Schulter des anderen Jungen, ziemlich nah an diesem stand. Man hätte anhand dieses Fotos nicht schlussfolgern können, dass der blonde Junge, der rechts auf dem Foto zu sehen war, Berührungsängste hatte. Die beiden wirkten so vertraut und glücklich.

Wieder schlich sich ein Stechen in die Gegend, in der das Herz von Manuel liegt. Er wünschte sich, dass Taddl so auch mit ihm umgehen würde. Und er hatte auch schon eine Idee, wie er es schaffen würde, dass Taddl ihn nicht nur als Therapeuten, sondern als Freund ansehen würde. Aber der erste Schritt war das Frühstück heute. Vorsichtig stellte er das Foto wieder auf seinen Platz und setzte sich auf das Bett, das schon gemacht war. Ihm gefiel die Bettwäsche, sie war in zwei schönen Farben gehalten und erinnerte ihn an seine Lieblingsweste.

Manuel saß auf dem Bett, sein Blick lag noch auf dem Foto, in dem Taddl mit dem Jungen stand und lächelte, als sich die Tür öffnete und Taddl aus dem Badezimmer kam.

Madhouse 「GLPaddl」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt