Kapitel 43

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Ich konnte es immer noch nicht fassen, was Kili uns gerade vor ein paar Minuten offenbart hatte. Gerade eben war noch alles perfekt gewesen, weil ich endlich meine gesamte Familie wieder beisammen hatte und auch das Übel war aus der Welt geschafft worden, das mein Glück zu zerstören gedacht hatte. Und nun kam das nächste Problem auf uns zu.

„Ich fasse es nicht", murmelte ich gestresst, stoppte kurz und lief dann weiter auf und ab.
„Gibt es denn keine einzige, klitzekleine Lösung für diese elendige Drachenkrankheit? Der Drache lebt ja nicht mal mehr! Seit über siebzig Jahren ist das Untier tot. Durch einen gut gezielten Pfeil in die Brust. Ich verstehe das nicht", seufzend ließ ich mich auf das weiche Bett sinken, das sich in Legolas und meinem Zimmer befand.
Ein lang gezogener Seufzer verließ meine rosigen Lippen.

„Kiana du hast ja Recht, aber ich verstehe es auch nicht. Kili ist sich aber sicher, dass es ungefähr so eine Krankheit sein muss. Er erklärte ja, dass Thorin damals so war und dem kann ich nur zustimmen. Bei Thorin war es auch als wenn er seine Persönlichkeit einmal komplett verdreht hätte", Legolas nahm neben mir Platz und strich vorsichtig über meinen Handrücken.

Ich lehnte meinen Kopf an seiner Schulter an und schloss die müden Lider. Meine Nerven waren mittlerweile komplett am Ende. Mein innigster Wunsch war es nur die Augen für eine lange Weile geschlossen zu haben. Ich wollte bei Legolas sein, in seine Arme gebettet und die Geborgenheit, die er mir schenkte, wollte ich genießen. Aber diese Wünsche wollte man mir nicht gewähren und so schlug ich meine himmelblauen Augen nach einer Weile wieder auf.

„Wie wurde Thorin damals geheilt? Doch nicht etwa durch den Tod oder?", fragte ich entsetzt. Gandalf hatte mir von seiner Reise mit den Zwergen erzählt, aber Details derartiger Natur hatte er verschwiegen. Zu meinem Besten.
Für einige Zeit schwieg Legolas. Ich zog bereits meine Augenbraue hoch, doch noch musste ich Geduld haben.

„Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Das alles ist im Berg geschehen", erwiderte er dann endlich. Unsere Berührung hatte er gelöst und erhob sich nun auf die Beine.
„Wo möchtest du hin?", hackte ich nach, als ich realisierte, dass er sich auf den Weg zur Eichentür gemacht hatte, die aus unserem Zimmer herausführte.
„Den Einzigen fragen, der weiß was damals mit Thorin passiert ist, damit der sture Zwerg doch noch den Berg verließ", Legolas warf mir einen Blick zu und lächelte dabei.
Es stellte eine Einladung dar und der kam ich nur gerne nach.

„Zwerge sind mir immer noch ein großes Mysterium", schmunzelte Legolas. Kichernd stimmte ich ihm zu und lehnte mich seufzend an seine Seite, während wir die Gänge des Palastes durchquerten. Meine zierlichen Finger strichen unablässig über seinen muskulösen Arm.
„Nun dein bester Freund ist ein Zwerg", machte ich ihm klar und grinste breit, als sein leises Brummen an mein Ohr drang.
„Hab ich da gehört, dass ihr von mir sprecht?", grummelte eine tiefe Stimme. Erschrocken zuckte ich zusammen.
„Ist da jemand schreckhaft? Seit wann seid ihr zurück?", ein tiefes Lachen war zu hören und aus dem Schatten trat der Eigentümer der kehligen Stimme. Mein Herz pochte mir immer noch heftig in der Brust und hämmerte gegen meine Rippen. Nie hätte ich geahnt, dass mich diese Angelegenheiten im Berg und den Kerkern so schreckhaft machen würde.

„Gimli mach das nie wieder", stöhnte ich und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Der Zwerg bestrafte mich nur mit einem verwirrten Blick.
„Ich will gar nicht wissen, was genau passiert ist. Obwohl ich doch neugierig bin. Aber zu allererst einmal. Warum ist mein König im Kerker? Zweitens. Warum bist du so schreckhaft Kiana? Drittens. Wo ist die kleine Ithiliel?", Gimli stand vor uns, die Arme vor der Brust verschränkt und er blickte uns trotzig in die blauen Augen.
„Zweitens zu klären, würde eine zu lange Zeit dauern. Wo unsere Tochter ist, das weiß ich auch gerade nicht und Fili ist nicht grundlos im Kerker. Er soll im Zimmer meines Vaters gewesen sein und dort Unterlagen durchsucht haben. Dabei war er erwischt worden", erklärte Legolas dem rothaarigen Zwerg. Während mein Mann sprach, zog Gimli nur ungläubig die Augenbraue in die Höhe.
„Fili und in Thranduils Sachen wühlen. Ne", lachte Gimli.
„Das kann ich mir nicht vorstellen."

Doch als dem Zwerg auffiel, dass weder Legolas noch ich mit den Mundwinkeln zuckten, erstarb sein Lachen.
„Begleite uns, wenn du in Erfahrung bringen möchtest was vorgefallen ist", schlug ich mit belegter Stimme vor. Legolas hatte immer noch seinen Arm um mich gelegt und strich beständig mit dem Daumen über meine weiche Haut. Ich war ihm unendlich dankbar, dass er keine Details von der Zeit im Berg erzählt hatte. Auch nicht seinem guten Freund, diesem vorwitzigen Zwerg.

Gimli stimmte zu und schlenderte uns hinterher zum großen Besprechungsraum, in denen Thranduil sich auch mit anderen Elbenfürsten und seinen Beratern traf.

Wir unterbrachen Amanda rüde, als wir in den Raum getreten kamen. Sie hatte gerade erklärt was alles in unserer Abwesenheit passiert war, dieses Mal in Ruhe. Niemand erfüllte den Raum mit seinem Geschrei und seiner Wut. Thranduil hatte seinen Platz gefunden und saß dort schweigend. Neben ihm Feren, der alles erläuterte, was die Wache wusste.
„Was möchte dieser Zwerg hier? Dies geht ihn nichts an", fragte Thranduil, als seine Augen Gimli erblickten.
„Langsam habe ich genug von diesen sturen Wesen", nuschelte er genervt und rieb sich die Schläfe, als würden ihn Kopfschmerzen plagen.
„Fili ist mein König. Ich habe doch auch ein Recht zu erfahren was geschehen ist. Kili ist der Einzige, der mich rausschicken kann", Gimlis Lippen pressten sich hinter seinem Bart zu einem schmalen Strich zusammen.

Gimli störte sich nicht an Thranduils eiskaltem Blick, den er ihm zuwarf. Er überwand die letzten paar Meter und gesellte sich zu Kili. Kurz trafen sich Legolas Augen mit meinen und ich sah in seinen Augen ein kurzes Funkeln. Er fand die Begegnungen zwischen seinem Vater und dem Zwerg noch immer belustigend.

„Kili habt ihr schon eine Lösung für das Problem gefunden?", fragte ich hoffnungsvoll. Ich hatte nicht mehr viel Kraft in mir übrig um auch noch dieses Problem zu bewältigen. Matt und ausgelaugt fühlte ich mich, als wenn mir wochenlang kein Schlaf gegönnt worden wäre. Dabei waren es viel schlimmere Geschehnisse gewesen, die ich durchleiden musste.

„Ich habe gerade bereits erklärt wie Thorin damals die Krankheit überwand. Genau weiß ich es auch nicht. Er war damals verschwunden, im großen Saal. Als er zurückkam war er wieder ganz der Alte", erwiderte der schwarzhaarige Zwerg.
„Willst du damit etwa andeuten, dass Thorin sich selbst geheilt hat? Innerhalb weniger Minuten in einem Raum, in dem sich sonst keine Seele befand?!", fragte ich entsetzt. Das durfte doch einfach nicht wahr sein!
„Genau das sage ich damit", bestätigte Kili und seufzte.
„Ich wünschte auch, dass mir eine Lösung bekannt wäre."
Ich stützte mich mit den Händen auf dem Tisch ab und schloss die Augen.
„Thorin hat in den Filmen auf unserem Planeten so eine Art Eingebung. Wie soll ich das formulieren. Er...äh hat so etwas wie eine Illusion", versuchte Amanda zu erklären und warf uns alle fragende Blicke zu, ob wir denn auch verstünden was sie damit zu erklären versuchte.

„Das hätte Fili doch schon längst gehabt. Diese Eingebung", wand ich ein. Zustimmendes Gemurmel wurde laut, bis Thranduils mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug.
„Was wir benötigen ist eine Lösung. Und zwar so schnell wie möglich! Sonst verrottet der Zwerg in meinem Gefängnis, wobei der Gedanke etwas verlockendes hat", Thranduil grinste kurz und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Nachdenklich blickte er in die Luft.
„Ada!", empörte sich Legolas und verdrehte die Augen. Manchmal war Thranduil noch immer unmöglich und unfair zu den anderen Lebewesen auf Arda. Mir war klar, dass er damit nur Spaß machte. Verrotten lassen würde er Fili nicht, aber hundert Jahre bliebe er dort, wenn keine Lösung gefunden würde.

„Irgendetwas muss es doch geben", seufzte ich und fuhr erschrocken herum, als ein lauter Knall durch den Raum hallte und die Wände zum Zittern brachte. Sein weißes Haar flog zurück, als Gandalf durch den Raum gestürmt kam.
"Ich habe eine Lösung gefunden!", verkündete der Zauberer, doch mit besorgter Miene. Es gab einen Haken!


Ich muss zugeben, dass mir dieses Kapitel schwerer gefallen ist, als manch anderes :/
Es liegt bestimmt auch daran, dass ich mich die letzten Tage nicht so gut gefühlt habe und bezüglich meines FSJ und meiner Bewerbungen viel zu tun hatte :'D

Ich freue mich riesig euch dieses Kapitel nun präsentieren zu können, auch wenn es meiner Meinung nicht so ganz gut gelungen ist xD

Laura :*

IthilielWhere stories live. Discover now