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-Lexa-

Ich rolle durch mein Bett und schlage auf meinen Wecker, der mich aus meinem ruhigen Schlaf gerissen hat. Kurz darauf höre ich schon die wohl nervigste Stimme der Welt.

„LEXA! Bist du wach?" ich rolle mit den Augen. „Wenn du in einer halben Stunde nicht fertig bist fahre ich ohne dich!" mit einem seufzen rolle ich auf den Rücken.

„JA!" brülle ich noch zurück, bevor ich langsam aus dem Bett krieche.

35 Minuten später stehe ich in meiner rot-schwarzen Flanellbluse und meiner schwarzen Jeans vor meiner sichtlich genervten besten Freundin.

„Kaffee?" sie hält mir einen Becher hin und stampft zur Tür. „Danke Sonnenschein." Murmele ich noch, bevor ich ihr raus und zum Auto folge.

Während wir durch die kleinste und wohl langweiligste Stadt fahren, die ich je in meinem Leben gesehen habe, versuche ich mich abzulenken. Immer wieder fliegen meine Gedanken zu der Situation gestern Nacht. Ich habe Anya und den Anderen nichts davon erzählt, denn sie hätten mir sicher eine Lektion erteilt. Vor meinen Augen sehe ich dieses Ozeanblau, welches mich so fasziniert hat. Wenn ich –

„LEXA?" ich schrecke hoch.

„Was?!" ich schaue sie irritiert an, da sie mich gerade aus diesen schönen Gedanken gerissen hat.

„Wir sind da, komm jetzt." Ich seufze und schaue auf das Schulgebäude vor mir, welches unglaublich typisch ist für eine Kleinstadt.

Ich knalle die Autotür zu und schaue mich um, überall auf dem Gelände sind junge und ältere Schüler, die meisten sitzen auf den Bänken vor uns auf dem Rasen und unterhalten sich. Ich schüttle mit dem Kopf darüber, dass wir wieder dadurch müssen.


„Guck nicht so mürrisch, du willst doch sicher Freunde finden dieses Jahr!"

„Ich habe Freunde, Anya. Aber danke." Sie lacht sarkastisch.

„Ja, uns, weil du uns nicht los wirst." Ich grinse heimlich darüber und betrete hinter ihr das Gebäude.

Mein Lächeln bleibt präsent, als ich an das ‚uns' denke. Andere Leute haben Freundeskreise, die Familie, die immer an ihrer Seite sind. Ich hingegen habe ein Rudel, welches mir vertraut und wofür ich verantwortlich bin. Ich habe noch nie so eine Treue und Hilfsbereitschaft erfahren. Anya und ich nicken uns noch einmal zu, bevor ich auf den Zettel in meiner Hand schaue, auf dem das Klassenzimmer steht, in welches ich muss. Da meine Augen nicht die besten sind und die Kontaktlinsen wohl nicht ganz sitzen, ist es etwas verschwommen. Ich blinzle einmal und schaue hoch, in diesem Moment kollidiere ich mit jemandem. Dabei fällt mir mein Zettel aus der Hand, sofort greife ich danach und will mich gerade laut beschweren, da schaue ich in Ozeanblau. Oh verdammt.

„Sorry! Ich hab' dich nicht gesehen!" ich starre sie geschockt an.

„Was?" frage ich nach ein paar Sekunden, da sie mich ebenfalls interessiert anschaut.

„Ich habe mich entschuldigt..." sagt sie leise und beißt sich kurz auf die Lippe.

„OH! Ja stimmt. Schon gut. Mir ist nichts passiert." Sie grinst kurz, jetzt kann ich mich das erste Mal von ihren Augen lösen.

Ich schaue an ihr herunter, das weiße Top und die blaue Jeans stehen ihr super. Sie sieht so wunderschön aus, wie ich sie in Erinnerung habe. Ich merke, dass mein Blick wieder zu ihrem Oberkörper wandert, aber ich kann nicht anders.

„Kennen wir uns?!" Oh oh.

„Was? Nein ich... denke nicht." Verdammt, wieso stammele ich so? „Ich bin gerade erst hierhergezogen, mit meiner besten Freundin." Sie nickt und schaut auf den Zettel in meiner Hand.

„Weißt du, wo du hinmusst?" ich grinse.

„So offensichtlich, dass ich keine Ahnung habe?" sie lacht und oh Gott, es ist so wunderschön.

„Naja, du hast mich schließlich gerade umgerannt." Ich will gerade protestieren, da sehe ich ihren verspielten Gesichtsausdruck.

„Ich bin mir ziemlich sicher du warst schuld..."

„Clarke." Vervollständigt sie für mich, obwohl ich das bereits wusste.

„Ich bin Lexa." Sage ich nach ein paar Sekunden, da sie mich erneut so eindringlich angesehen hat.

„Na dann willkommen Lexa. Und folge mir."

Als wir durch die Flure gehen, kann ich nicht anders, als sie immer wieder zu mustern. Sie sieht noch wunderschöner aus, als gestern Nacht. Jetzt hat sie schließlich auch keinen panischen Gesichtsausdruck.

„Und hier ist der Raum." Ich schüttle kurz mit dem Kopf, da ich in Gedanken versunken war.

„Danke, Clarke." Wir lächeln uns noch einmal an, bevor ich den Raum betrete.

„Gerne. Und bis gleich! Wir haben die nächste Stunde zusammen." Ich atme scharf ein und merke, wie sich langsam ein Lächeln über meine Lippen zieht.

Nach einem anstrengenden aber schönen Schultag, an dem ich vor allem Interesse an Clarke hatte, lasse ich mich nachmittags in mein Bett fallen. Wieder grinse ich leicht, nur wenn ich an ihr Lachen denke. Ich habe mit ihr zusammen gegessen, dabei habe ich ihre beste Freundin Raven kennengelernt. Diese hatte während des Essens allerdings nur Augen für Anya, die weitestgehend stumm neben mir gesessen hat. Da ich sie aber gut kenne, weiß ich, dass sie Raven alles andere als unattraktiv findet, sonst hätte sie ihr bereits eine geklatscht nach den aufstachelnden Kommentaren.

„Lexiii?" ich rolle mit den Augen. „Jaha will, dass ich vorbeikomme. Kommst du klar?"

„Was bin ich? Fünf?" Anya lacht und ziehe meine Tür wieder zu.

„Pass auf dich auf!" ich höre wie sie unten das Haus verlässt und dann mit dem Auto wegfährt.

Mir geht Clarke nicht mehr aus dem Kopf, ich will sie sehen, ihr Lachen hören, sehen wie sie sich etwas verlegen eine Strähne aus dem Gesicht streicht. Wie gerne hätte ich ihre Nummer. Nach ein paar Seufzern und der Erkenntnis, das mir viel zu langweilig ist, schnappe ich mir meine Jacke und gehe aus dem Haus. Sofort gehe ich auf den Wald zu, welcher nur etwa 200 Meter entfernt ist. Es wird bereits dunkel, ich grinse und schaue mich aufmerksam um. Nachdem ich sicher bin, dass wirklich niemand da ist, kneife ich die Augen zu. Nach ein paar Sekunden der Konzentration, spüre ich das Tier in mir. Innerhalb von wenigen Sekunden mache ich einen Sprung und lande auf meinen vier Pfoten. Ich schüttle mich kurz, bevor ich heulend in den Wald stürme.

Nachdem ich ein paar kleinere Tiere erfolgreich verjagt habe, werde ich langsamer. Ich höre und rieche andere Wölfe in der Nähe. Da ich weiß, dass mein Rudel gerade ein Meeting haben muss, gehe ich sofort in eine Kampfposition. Ich stürme los in die Richtung, aus der ich die Präsenz spüre. Meine Pfoten tragen mich blitzschnell durch den Dreck und über die gefallenen Äste und Bäume. Ich hoffe einfach nur, dass ich mich irre. Denn wenn nicht, trifft genau das ein, was wir unbedingt verhindern wollen. Zusätzlich sind wir noch nicht bereit dafür, denn viele aus unserem Rudel sind einfach zu jung und unerfahren. Als ich an einem Hang ankomme, schaue ich mich aufmerksam um, zum Glück kann ich inzwischen keine Schritte oder Geräusche mehr wahrnehmen, die auffällig sind. Ich mache mir weiter Gedanken über mein Rudel. Neben Anya sind da noch Jakob, mein bester Freund, der immer an meiner Seite ist. Dann noch Niylah und Echo, die die Töchter von Jaha sind, unserem Anführer. Ich knurre bei den Gedanken an ihn, er will unsere Existenz so geheim halten, dass er jeden Menschen töten würde, der von uns weiß. Plötzlich schießt mein Kopf hoch, als ich einen bestimmten Duft wahrnehme. Meine Pfoten tragen mich automatisch in eine Richtung.

Ich werde langsamer und versuche elegante Schritte zu machen, als ich auf die Häuserfront der Stadt zu schleiche. Um meine Nase weht Clarkes Duft, vermutlich wohnt sie hier, genau am Waldrand. Noch bevor ich überhaupt die Chance habe, weiter nach ihr zu suchen, spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner Pfote. Sofort jaule ich laut los und versuche mich loszureißen, aber ich habe keine Chance.

Gefährliche EntdeckungWhere stories live. Discover now