Teil 5 der Leseprobe

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„Hattet ihr eine angenehme Fahrt hierher, Jasmin?", fragte Sofia, die hinter uns lief.

Bevor ich die Chance hatte, auch nur über eine Antwort nachzudenken, drehte Nesim sich schon gespielt empört zu Sofia um und schimpfte sie: „Mensch, hast du etwa schon vergessen, dass sie nicht Jasmin genannt werden will?"

Gegen meinen Willen musste ich grinsen.

„Ups, stimmt ja. Entschuldigung, Jasmin", sagte Sofia, grinste mich frech an und ließ eine Kaugummiblase platzen.

Ich musste ebenfalls schmunzeln und stieß ihr mit dem Ellbogen in die Rippen, woraufhin sie noch mehr lachen musste.

Während wir in den dritten Stock liefen, wollten Nesim und Sofia anfangen, mich mit Informationen über das Internat zu überschütten.

„Also, der Unterricht beginnt um acht Uhr morgens."

Weiter kam Nesim allerdings nicht, denn schon nach diesem ersten Satz fuhr ich müde dazwischen: „Hey, tut mir leid, aber können wir mit der Einführung warten, bis ich eine heiße Dusche hinter mir habe und in trockenen Klamotten stecke?"

„Oh, sorry, das war jetzt wirklich bisschen krass von uns", sagte Sofia entschuldigend, während Nesim vor uns an einer Tür stehen blieb.

Sie zog eine dunkelblaue Plastikkarte heraus, die die Größe einer Kreditkarte hatte, und zog sie durch den Schlitz eines kleinen Gerätes, das neben dem Türschild an der Wand befestigt war. Mit großen Augen beobachtete ich, wie ein kleines grünes Licht kurz an dem Gerät aufblinkte und die Tür sich hörbar entriegelte.

Holla, wo waren wir denn hier gelandet? Sowas kannte ich nur aus Hotels.

Tja, auch Internate sind wohl inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen!, wusste meine innere Stimme mal wieder einen äußerst schlauen Kommentar beizutragen.

„Das Türsystem ist abgefahren, oder?", sagte Sofia neben mir grinsend, die meinen Blick wohl genau gesehen hatte. „Jeder schaut so, wenn er das anfangs sieht. Man gewöhnt sich aber schnell daran und eigentlich ist es echt ziemlich cool. Auf den Karten stehen nämlich keine Zimmernummern. Wenn man die Karte also mal verliert, braucht man keine Angst haben, dass jemand in dein Zimmer einbricht. Bei Schlüsseln ist das schon eine andere Sache, schließlich hat jeder seinen individuellen Anhänger dranhängen und so weiter, sodass man da leichter herauskriegt, wessen Schlüssel man hat."

Ich musste Sofia zustimmen. Das System ergab wirklich Sinn.

„Deine Karte liegt auf deinem Schreibtisch, ich habe sie dir schon aus dem Sekretariat geholt. Komm rein, willkommen in unserem Reich!", frohlockte Nesim und ließ sich auf eins der Betten sinken.

Ich blieb bei der Tür stehen und sah mich um.

Der Raum war erstaunlich groß. Gegenüber von der Tür war ein großes Fenster, das auf den hinteren Teil des Internatsgeländes hinausging. Von hier aus konnte man das Fußballfeld, das sich ja neben dem Parkplatz befand, und zwei Beachvolleyballfelder sehen.

Vor dem Fenster standen ein sehr langer Schreibtisch, an dem man locker zu dritt Platz hatte. Rechts und links an den Wänden standen die Betten. Rechts zwei und links eins.

Gott sei Dank keine Schullandheimhochbetten, dachte ich seufzend.

Das Zimmer sah bequem aus. Die Wände waren in einem warmen Beige-Ton gestrichen, die Mädels hatten Lichterketten aufgehängt und Stehlampen aufgestellt, die das Zimmer abends sich in ein gemütliches Licht tauchten.

Links neben mir ging es ins Badezimmer. Ich seufzte abermals auf. Ein eigenes Badezimmer! Eine versiffte Gemeinschaftsdusche war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.

Riptide [LESEPROBE]Where stories live. Discover now