3.Kapitel (Jack)

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»Verdammt, ich komme zu spät«, murrte ich und rannte durch die Straßen. Ich war gerade in der Stadt gewesen, ein paar Dinge erledigen und hatte die Zeit vergessen, bis ich plötzlich gemerkt hatte, wie spät es eigentlich war. Ich sollte um drei zu Hause sein, da wir Besuch bekamen und ich musste rennen um meinen Bus noch zu schaffen.

Als ich bei der großen Kreuzung angekommen war, hatte ich das Pech das die Ampel gerade auf rot schaltete.  Hier brauchte die Ampel eine gefühlte Ewigkeit, bis sie wieder grün wurde und genervt seufzte ich auf. Noch fünf Minuten, sofern der Bus nicht mal wieder zu früh kam.

Unruhig trat ich von einen Fuß auf den anderen, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Genervt fischte ich es heraus und las den Namen der auf dem Display stand: Lisa.

Lisa war eines der Mädchen, die ich irgendwann mal auf einem Gruppendate kennengelernt hatte und die mir nach zwei Wochen schon auf die Nerven gegangen war, als sie anfing mir vorzuschreiben, was ich zu tun hätte. Ich würde nicht sagen, dass wir je zusammen gewesen waren –ich machte allen Mädchen von Anfang an klar, wie sie bei mir standen – auch wenn sie in dem festen Glauben zu sein schien, dass wir es gewesen waren. Natürlich schlief ich nicht mit jedem Mädchen was ich kennenlernte, ich war ja auch kein Unmensch, sondern wirklich nur mit denen wo ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass sie nur auf etwas körperliches aus waren und das auch nur recht selten. Viele würden mich für meine Art verurteilen, aber ich genoss mein Singleleben einfach und manche Bedürfnisse konnte ich eben auch nicht abstellen oder darauf verzichten... wäre ich in einer festen Beziehung, würde ich noch nicht einmal in die Nähe eines Clubs gehen oder mir jemand anderen suchen.

»Ja?«, fragte ich und hielt meinen Blick auf die Ampel gerichtet, als könnte ich sie allein mit Gedankenkraft grün werden lassen.

»Können wir nicht noch einmal reden?«, fragte sie und die Ampel wurde grün. Schnell lief ich über die Straße, wich dabei anderen Passanten aus.

»Nein Lisa... ich habe doch schon gesagt, dass ich nichts von dir will.«

»Bin ich nicht hübsch genug?« Genau solche Mädchen konnte ich nicht leiden. Warum glaubten sie immer, dass ihr Aussehen so wichtig war? Sie war hübsch, aber der Grund warum ich sie nicht mochte war ihre Art alles kontrollieren zu wollen.

»Lass das, wenn du nachdenkst weißt du warum ich mit dir keine Beziehung will«, sagte ich genervt, sprang gerade so in den Bus und zeigte meine Fahrkarte, ehe ich mich auf einen Platz fallen ließ.

»Wir waren nur zwei Wochen...«

»Wirwaren nicht zusammen«, unterbrach ich sie. »Ja, wir haben uns zwei Mal geküsst, aber ich habe doch von Anfang an gesagt, dass ich noch keine Beziehung mit dir will... und nach deiner Aktion brauchst du dich nicht wundern, dass ich dich abgeschrieben habe.« Es war ja nicht so, dass ich von Anfang an abgeneigt gewesen wäre: Hätte sie nicht angefangen mir alles vorzuschreiben und in meinem Handy rumzuschnüffeln, wäre ich vielleicht wirklich mit ihr zusammen gekommen. Aber ich konnte Kletten und eifersüchtige Mädchen nicht ausstehen, ich hatte beides schon mal bei meinem Freund Aaron erlebt, und es hatte damit geendet, dass er sich unfreiwillig in der ganzen Schule geoutet hatte.

»Du bist ein Arsch!« Jetzt war sie sauer und legte auf. Einen Moment schaute ich aufs Handy – ich hatte so etwas schon ab und zu mal gehört – und steckte es dann zurück in die Hosentasche. Wenigstens würde sie mich jetzt nicht noch mal anrufen.

Ich stieg bei meiner Haltestelle aus und ging dann nach Hause. Ich wohnte in einer recht kleinen Wohnung in einem dieser großen Wohnblocks, genau genommen im vierten Stock, zusammen mit meiner Mutter. Meine Eltern hatten sich erst vor vier Jahren getrennt und jedes zweite Wochenende fuhr ich zu meinem Vater der nur drei Städte weiter in einer richtigen Single Wohnung lebte.

»Ich bin wieder da!«, rief ich, als ich die Wohnungstür aufschloss und meine Schuhe unordentlich in den Flur stellte, so dass wahrscheinlich der nächste der hier vorbei lief darüber stolpern würde.

»Na endlich...«, sagte meine Mutter und drückte mir sofort einen Stapel Teller in die Hand, den ich auf den Tisch verteilen sollte. Anscheinend kam unser Besuch doch eher als erwartet, da meine Mutter gerade hektisch in der Küche hin und her lief und versuchte Ordnung in das Chaos aus Backzutaten zu bringen. Sogar auf dem Boden war Mehl verteilt.

Seufzend stellte ich die Teller hin, stellte noch Tassen und Besteck dazu und ging mir dann frische Klamotten anziehen, was bei mir hieß eine Jogginghose und ein neues T-Shirt. Früher hatte meine Mutter immer versucht mir ins Gewissen zu reden, aber da es nur meine Tante und meine Cousine sein würden, die vorbei kamen, war es mir ziemlich egal wie ich aussah und mittlerweile hatte sie es auch aufgegeben mich dazu zu bringen wenigstens eine ordentliche Hose anzuziehen.

»Brauchst du Hilfe?«, fragte ich.

»Nein...« In genau diesen Moment klingelte es und sie warf einen verzweifelten Blick auf das Chaos in der Küche.

»Ach weißt du was? Ist jetzt auch egal. Mach einfach die Tür auf«, sagte sie, holte etwas Saft aus dem Kühlschrank, nahm die Kaffeekanne und ging Richtung Wohnzimmer, während ich zur Haustür schlürfte.

»Ja?«

»Wir sind es«, hörte ich die Stimme meiner Tante durch die Gegensprechanlage. Mir lag ein eher nicht so netter Kommentar auf der Zunge, aber ich drückte einfach auf den Knopf der die Tür unten öffnete und machte die Wohnungstür auf. Im Treppenhaus war zu hören wie sie die Treppen nach oben stiegen und meine Cousine schon wieder anfing sich zu beschweren, warum wir denn in den vierten Stock ziehen mussten... es war ja nicht so, dass ich sie nicht trotzdem hören konnte, da es im Treppenhaus schallte.

»Hallo Jack«, sagte meine Tante und trat gefolgt von meiner Cousine ein, die nur ein leises Hallo murmelte.

»Wie geht es dir mein Junge?« Meine Tante war an sich eine nette Frau, die meiner Mutter kein Stück ähnlich sah. Hätte ich nicht zu Hundertprozent gewusst, dass sie Schwestern waren, hätte ich vermutet sie wären eher Freundinnen gewesen. Während meine Mutter die dunkelbraunen Haare meines Opas hatte, hatte meine Tante die blonden langen Haare meiner Oma. Charakterlich waren sie eher wie das Gegenstück voneinander: Während meine Mutter eher locker war und oft zwar sagte was besser für mich war, ließ sie mich am Ende trotzdem fast immer einfach machen, sofern ich mich und andere nicht in Gefahr begab. Meine Tante hingegen hatte eher eine strenge Art und schrieb meiner Cousine sämtliche Dinge vor.

»Du Jacky?« Meine Cousine schaute mich an und ich zuckte innerlich zusammen. Ich hasste es, wenn man mich Jacky nannte, hatte es aber aufgegeben ihr zu sagen, dass sie es lassen sollte.

»Ja?«

»Hilfst du mir nachher bei Mathe?« Das zweite was ich hasste war, wenn ich bei der Schule helfen sollte. Natürlich tat ich es gerne, aber es war Wochenende, da wollte ich eigentlich meine Ruhe vor der Schule haben.

»Sicher...«,brummte ich und wollte jetzt schon wieder am liebsten ins Bett.



Ich kann es kaum glauben, aber diese Story hat jetzt schon über 30 Votes D: Dafür danke ich euch!
Ich weiß, das Jack vielleicht etwas komisch rüber kommt, gerade wegen seiner Art die einige sicher eher verurteilen würden, aber ich wollte damit zeigen, das Jack eher ein ungebundener und freier Charakter ist, der eben tut was er mag und will.

I really love you (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now