Kapitel 5

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Dieser Tag ist der schönste seit langem. Zuko hat es tatsächlich geschafft mich von meinen Problemen und Gedanken abzulenken. Genau das habe ich gebraucht.
Die Sonne geht schon unter und wärmt unsere Rücken, während wir den Strand entlang gehen.
Ich laufe im seichten Wasser und Zuko bevorzugt den noch warmen Sand eine Armlänge neben mir.
Erneut hat sich eine Stille um uns herum gebildet, aber dieses Mal ist sie nicht unangenehm.
Im Kopf mache ich mir schon Gedanken wie ich an den Südpol gelangen will und was mich erwarten wird, als Zuko etwas sagt.

"Ich weiß nicht, ob Mai die richtige Wahl war", bringt er merklich schwer über die Lippen, aber der Wunsch darüber zu sprechen ist größer.
"Ihr habt sogar deine Schwester überwunden. Auch dieses Mal findet ihr eine Lösung", versuche ich ihn zu ermutigen ohne ihn zu bedrängen mehr zu erzählen.Er schnauft nur kurz, was mich zum Schweigen bringt.
"Bist du glücklich mit Aang?", kommt nach einigen Schritten die direkte Frage.
Ich brauche einen Moment um die richtige Antwort zu finden und sage dann: "Lange Zeit war ich sehr glücklich."
Es hat keinen Sinn zu lügen und es tut auf eine schmerzliche Weise gut meine Gefühle auszusprechen.
Wir vermeiden den Blickkontakt, aber auch er erwidert etwas.
"Ich glaube, dass Aang das nicht merkt. Dich zu verletzten ist das Letzte was ich will, aber als Außenstehender wirkt es zumindest so", sagt er zögernd, aber auch das sind wahre Worte.
Einige Tränen kann ich nicht daran hindern meine Wangen hinunter zu laufen und auch wenn die Wahrheit weh tut, bin ich froh, dass ich mir das Verhalten von Aang nicht einbilde.

Mittlerweile haben wir den Weg erreicht, der zurück zum Haus führt. Er ist umgeben von hohen Bäumen und wildem Gewächs, dass mich jedes mal an den Dschungel und die Pflanzenbändiger erinnert. Auch wenn mir diese Art des Bändigens am Anfang ziemlich suspekt vorkam, habe ich mich auch daran versucht und muss sagen, dass es eine schöne Abwechslung zum normalen Wasserbändigen ist. Das Wasser aus den Pflanzen und der gesamten Umgebung gibt mir ununterbrochen das Gefühl von meinem Element umgeben zu sein und auch das hat mir schon oft geholfen nicht die Fassung zu verlieren. Und gerade heute, so kurz vorm Vollmond, spüre ich das Leben um mich herum und auch die Macht, die damit verbunden ist.
Die wenigen gebliebenen Sonnenstrahlen sind nicht stark genug, um auch den dicht bewachsenen Teil der Insel zu beleuchten, deswegen hat Zuko eine Flamme in seiner Handfläche gebändigt, die, obwohl sie sehr klein ist, viel wärme abgibt und nur einen kleinen Anflug von der Macht, die in Zuko schläft, preisgibt. Da ich keine Lust auf einen stummen Heimweg habe und der Tag zu schön war um ihn so enden zu lassen, wechsel ich erneut das Thema, was heute ziemlich oft an mir hängen bleibt.

"Wir sollten morgen wieder was unternehmen. Wie wäre es, wenn wir dieses Mal zum erloschenen Vulkan wandern, oder - ", schlage ich spontan vor, obwohl ich schon einen Tag hinter meinem Zeitplan liege, doch Zuko unterbricht mich.
"Ich glaube es ist nicht so gut, wenn ich noch länger bleibe", sagt er monoton.
Verwirrt bleibe ich stehen und blicke ihm hinterher, bis auch er einige Schritte später mit einem tiefen Atemzug zum Stehen kommt.
"Wieso? Hattest du keinen Spaß heute?", frage ich schon fast wütend. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Habe ich ihn mit irgendetwas verärgert? Oder nerve ich in bereits nach einem Tag mit meiner fast gescheiterten Beziehung?
"Das ist es ja gerade", sagt er wütend und zusammen mit seiner Wut wird auch die Flamme in seiner Hand größer und gefährlicher. Vor diesem Ausmaß an Feuer trete ich doch einige Schritte zurück.
Aber auch seine Worte sind mir nicht ganz klar, jedoch sage ich nichts weiter und beobachte ihn einfach. Das Feuer, das eben noch den Weg erhellt hat, ist nun ganz erloschen und nur das sanfte Licht des Mondes, dass den Weg dir die Blätter findet, gewährt mir den Blick auf ihn, aber das reicht vollkommen.
Zuko fährt sich schon fast nervös durch die Haare und sein Gesichtsausdruck sieht aus, als hätte er Schmerzen.
"Ich kann das nicht mehr", flüstert er gerade laut genug, dass ich es hören kann. Immer wieder wiederholt er die Worte und läuft dabei hin und her.
Die Schritte, die ich ich eben noch von ihm weggetreten bin, gehe ich jetzt auf ihn zu und versuche ihn am Arm zu berühren, aber er lässt es nicht zu.
"Wenn es um dich und Mai geht, ihr bekommt das wieder hin. Nur weil die Dinge bei Aang und mir nicht gut aussehen, musst du die Hoffnung nicht verlieren", mache ich einen anderen verzweifelten Versuch.
"Wir haben vor meiner Abreise schon Tage nicht mehr miteinander gesprochen und ich garantiere dir, dass keiner von uns das für schlimm empfunden hat", gibt er von sich und bleibt endlich stehen.
Auch darauf habe ich eine Antwort: "Der Stress, dem ihr beide untersteht, ist auch nicht zu unterschätzen."
"Nein, es war ganz einfach eine falsche Entscheidung und das ist allein meine Schuld", beharrt er lautstark auf seiner Meinung.
Das lässt mich erstummen und auch er sagt nichts weiter, sondern steht nur vor mir und starrt mir in die Augen. Wir starren und einfach an, bis er sich wieder ganz beruhigt hat.
"Katara, es tut mir leid. Ich wollte nicht die Fassung verlieren. Ich bin es nur leid mich selbst anzulügen und Mai zu verletzten", erklärt er sich.
"Schon gut, es ist noch nicht zu spät dein Leben zu ändern", sind meine aufmunternden Worte und dabei lächle ich ihn an.
Zuko zwingt sich ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen und so schlendern wir weiter den Weg entlang. Mit dem Unterschied, dass er jetzt gesprächiger ist.
Wir reden von längst vergangenen Abenteuern und auch Republika ist ein Thema. Bis er das Gespräch in eine vollkommen andere Richtung lenkt.
"Erinnerst du dich an Ba Sing Se?", fragt er, als wir die Haustür überschritten haben und ich erschöpft meine Tasche auf den Boden fallen lasse.
"Ich erinnere mich an einiges aus Ba Sing Se", entgegne ich und schweife direkt zu einigen Ereignissen ab. Erst zu dem Fest, zu dem wir uns reinschmuggeln mussten, um mit dem König zu sprechen und dann an Appas Befreiung. Dann fällt mir auch die Situation mit Zuko ein, wie wir beide in der Höhle eingesperrt wurden und gezwungen waren miteinander zu reden. Ich habe nie mit jemandem darüber geredet, denn irgendwie war das unser Moment.
In der Zwischenzeit habe ich uns beiden noch etwas zu Essen zubereitet, denn auch wenn wir viel dabei hatten, fühle ich mich ausgehungert.

Ich habe gar nicht bemerkt, dass Zuko sich neben mich gestellt hat, bis auch er etwas dazu sagt: "In der Höhle wusste ich es."
"Was wusstest du?", frage ich, während ich alle auf den Tisch hinter mich stelle.
Plötzlich steht er direkt hinter mir. So nah, dass ich den Kopf heben muss, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Du wärst die richtige Wahl gewesen", flüstert er und ohne, dass ich etwas erwidern kann, umfasst der Feuerlord mein Gesicht mit seinen warmen Händen und küsst mich.
Erst versuche ich mich dem zu entziehen, doch er hält mich fest genug und irgendwann gebe auch ich mich dem Kuss hin.
Es ist, als müsste es passieren und so fühlt es sich auch an. Die Anziehungskraft ist unbeschreiblich, als würden wir zusammen in Flammen aufgehen und Zeitgleich mit Wasser übergossen werden. Jeder Gedanke, der mich eben noch davon abhalten wollte ist verschwunden. Auch Zuko lässt seinen Gefühlen freien Lauf und küsst mal wild wie das Feuer in ihm und dann so sanft wie das Wasser, dass sich vertraut an meinen Körper schmiegt. Gezwungenermaßen lassen wir voneinander ab, da uns beiden die nötige Luft zum atmen fehlt. Ich spüre, dass mein ganzer Körper zittert, als er seine Hände von meinen Hüften nimmt, um sich die Haare aus dem Gesicht zu wischen.
Erst jetzt werden mir die Ausmaßen bewusst. Auch wenn Aang und ich Probleme haben, sind wir zusammen und auch Zuko hat seit Jahren Mai.
Niemals hätte ich das zulassen sollen, aber ich kann nicht leugnen wie richtig sich das angefühlt hat. Und gerade weil ich es nicht leugnen kann, wächst mein schlechtes Gewissen so sehr, dass ich mich einfach an ihm vorbei dränge und geradewegs in mein Zimmer renne. Zuko folgt mir nicht, aber ich kann ihn fluchen hören. Darauf folgen Schritte und die Tür nach draußen schlägt zu.
Doch darüber mache ich mir gerade die wenigsten Gedanken. Eigentlich versuche ich gerade gar nicht zu denken, denn das verwirrt mich mehr als alles andere. Deswegen versuche ich einfach zu schlafen, was doch in einem gedanklichen Chaos endet und mich auch spät in der Nacht noch wach hält.
Ich höre noch die Tür und Zuko, der zum Gästezimmer an meinem vorbeikommt. Er bleibt kurz stehen um zu hören, ob ich noch wach bin, aber ich bleibe still. Irgendwann falle ich doch in einen ruhelosen Schlaf.
Bis mich ein lautes Rufen wieder in die Realität holt. Etwas verschlafen setze ich mich aufrecht hin und kann aus dem Fenster sehen, dass die Sonne am aufgehen ist, da höre ich es wieder:"KATARA!"
Es ist ganz klar Zuko, aber die Panik in seiner Stimme macht mir Angst. Vorsichtig stehe ich auf, um nach dem Rechten zu sehen. Doch was ich vorfinde ist mein brennendes Haus und mittendrin Zuko, der sich gegen mehrere Angreifer wehrt.
Sie bewegen sich so schnell, dass ich sie in meinem Zustand nicht zählen kann und ich bemerke auch viel zu spät, dass ich längst zum Ziel geworden bin.
Ohne, dass ich etwas ausrichten kann, falle ich zu Boden. Über mir stehen zwei verhüllte Personen von denen eine mein Chi geblockt hat.
Das letzte was ich sehe ist, wie Zuko überwältigt wird und dann verschwimmt alles vor mir. Ich merke nur noch, dass mein Kopf höllisch schmerzt und dann wird alles schwarz.

Sol et LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt