Kapitel 2

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Halbherzig lausche ich dem Gespräch, welches sich entwickelt hat.

Das Thema ist Republika, denn auch Zuko möchte auf den neusten Stand gebracht werden.
Vielleicht sollte ich mich mehr in das Projekt mit einbringen.
Immerhin würde ich Aang dann öfter sehen.

Und so hänge ich meinen Gedanken nach und überlege, wie auch ich meinen Teil beitragen könnte.
Doch dann höre ich meinen Namen und schaue fragend in die Runde, weil ich nicht weiß worum es geht.

"Wo bist du denn mit deinem Kopf?", fragt Sokka, erwartet jedoch keine Antwort, denn er stellt gleich die nächste.

"Hast du in letzter Zeit mal was von Großmutter gehört?"

Ich habe nicht einmal den Übergang des Gesprächs auf unsere Großmutter mitbekommen, weswegen ich einen Moment brauche, bevor ich antworte.

"Seit zwei oder drei Wochen nicht mehr", antworte ich und wundere mich gleichzeitig wie mir nicht auffallen konnte, dass ich so lange nichts von ihr gehört habe.

"Mein letzter Stand ist, dass sie auf dem Weg zum nördlichen Wasserstamm ist, um eine alte Freundin zu besuchen", füge ich noch hinzu.

In letzter Zeit haben wir beide es nicht geschafft sie zu besuchen.
Mein schlechtes Gewissen wächst gerade um einiges.
Da hab ich schon so viel Zeit und trotzdem habe ich den Besuch immer weiter nach hinten geschoben und im Endeffekt sogar vergessen.

"Hm", ist das Einzige, was Sokka dem entgegen bringt.

"Ich hab ja jetzt Zeit. Morgen mach ich mich auf den Weg zum nördlichen Stamm", beschließe ich kurzerhand und bei dem Gedanken ein wenig Zeit mit Gran Gran zu verbringen, wird mein Herz leichter.

Vor ihr muss ich mich nicht verstellen und vielleicht hat sie noch den einen oder anderen Rat für mich.
Sie ist die einzige Person mit der ich vollkommen offen sprechen kann und die mich deswegen nicht verurteilt.

"Das klingt doch nach genau der richtigen Sache", klinkt Aang sich mit uns Gespräch ein, "und dann kannst du auch deinen Vater grüßen. Der müsste in den nächsten Tagen mit seiner Flotte am nördlichen Wasserstamm anlegen."

"Es würde mich echt freuen Vater wieder zu sehen", sage ich.

Und so vergehen die Stunde.
Wir reden und lachen über alte Geschichten und auch meine Laune hat sich um einiges gebessert.
Draußen ist die Sonne schon beinahe untergegangen und die letzten Sonnenstrahlen scheinen direkt durch das Fenster des Raumes in dem wir sitzen.
Von hier aus hat man einen direkten Blick aufs Meer, sodass man das Glitzern des Wassers sehen kann.

"Und noch heute bin ich davon überzeugt, dass das Theaterstück Aangs weibliche Seite sehr schön zum Ausdruck gebracht hat", beginnt Sokka mit seiner Lieblingsanekdote.
"Zu dieser Seite stehe ich auch vollkommen", sagt Aang und klimpert mit den Augen.

"Viel schlimmer war meine Narbe auf der falschen Seite", fügt Zuko hinzu.

Alle lachen und haben das Stück wieder bildlich vor Augen.
Ich bekomme mich kaum wieder ein, bis Toph sagt: "Erinnert ihr euch an die Liebesgeschichte, die sie Katara und Zuko abgedichtet haben? Ich glaube etwas absurderes war gar nicht möglich."

Abrupt höre ich auf zu lachen und auch Zukos Gesicht friert ein.
Toph lacht noch lauter als zuvor und auch mein Bruder und Aang lachen.

Sowohl Zuko als auch ich zwingen uns zum Lachen, vermeiden aber jeglichen Augenkontakt.
Die Situation war schon zum Zeitpunkt des Geschehens unangenehm und wird es auch immer bleiben.

"Ich hol uns etwas Tee und ein wenig zu Essen. Ich zumindest bin am verhungern", sage ich schnell, um der Situation zu entkommen.

"Super, mein Magen macht sich langsam bemerkbar", sagt Sokka.

Daraufhin versetzt Toph ihm einen, von ihr aus nett gemeinten, Schlag, der wahrscheinlich trotzdem nicht ohne ist und sagt: "Wann macht er das denn nicht?"

Während ich aufstehe reibt Sokka sich vor Schmerz den Arm, wirft Toph dennoch einen liebevollen Blick zu.

"Warte ich helfe dir. Der Tee ist schneller fertig, wenn ich nachhelfe", schaltet Zuko sich ein und steht sofort auf, sodass ich ihn nicht davon abhalten kann.

Die drei anderen lachen schon längst über irgendetwas anderes, während Zuko und ich schweigend den Raum verlassen.

Auch als ich Wasser in eine Kanne umfülle, hat noch keiner von uns ein Wort gesagt.

Die Stille ist drückend und ich überlege schon, was ich sagen soll, als er sagt:

"Wenn du die Kanne nicht loslässt, kann ich das Wasser nicht heiß machen."

"Oh", ist das Einzige was ich rausbekomme.
Mir war nicht bewusst, dass ich die Teekanne weiter festgehalten habe und drücke sie ihm nun in die Hand.

Schnell drehe ich mich weg, damit er mir nicht vom Gesicht ablesen kann, wie unangenehm mir die gesamte Situation gerade ist.

"Ach Katara, schlimmer als das Theaterstück kann das hier gerade nicht sein", sagt Zuko und lacht dabei.

Also hat er es doch gemerkt und ich bin einfach nur eine Idiotin.

Peinlich berühert drehe ich mich wieder um, muss aber doch lächeln, denn das Grinsen auf Zukos Gesicht ist ansteckend.

So habe ich ihn ewig nicht lächeln sehen und das macht mich in dem Moment wirklich glücklich.

Aus dem nichts lässt Zuko eine Flamme in seiner Hand entstehen und hält diese gegen die Kanne.

Schon immer fand ich das Feuer faszinierend.

Natürlich hatte und habe ich noch immer großen Respekt davor, aber mit der Zeit und den richtigen Menschen, die es bändigen, habe ich die Schönheit darin entdeckt.

Und ich muss zugeben, bei Zuko sieht es noch schöner aus, als wenn Aang es bändigt.

Es wird wieder verdächtig still, weswegen ich beschließe das Gespräch wieder in Gang bringe.

Zuko und ich haben nicht oft die Gelegenheit allein miteinander zu sprechen.

"Wie geht es Mai?", frage ich wirklich interessiert, denn auch die Freundin des Feuerlords ist ein Teil von uns, auch wenn sie eher distanziert ist.

"Ihr geht es gut", antwortet er knapp und sein Gesichtsausdruck verändert sich.

"Sicher?", hake ich nach, während ich einige Früchte auf einem Teller platziere.

"Ich denke schon. Vor meiner Abreise hatten wir einen Streit", gesteht er und nun vermeidet er den Augenkontakt.

"Weswegen das?", frage ich verwundert.

"Das ist eine längere Geschichte. Irgendwie Geräten wir wegen allem aneinander, wenn ich ehrlich bin", beginnt er zu erklären, aber bevor er weiter sprechen kann, platzt Sokka in den Raum.

"Ich verhungere gleich", sagt er verzweifelt und kommt auf mich und den Teller voller Früchte zu.

"Kannst du nicht warten, wie alle anderen auch?", frage ich genervt.

Schon immer hat Sokka die Gabe im falschen Momenten aufzutauchen und genau das ist auch jetzt der Fall.

"Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder warum bist du so launisch?", entgegnet er mir mit dem selben genervten Ton und reißt mir dabei den Teller mit dem Obst aus der Hand.

Entschuldigend gucke ich zu Zuko, der trotzdem noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hat.
Ohne ein weiteres Wort folgen wir Sokka.
Ich hätte ihm gern weitergeholfen.
Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen allein miteinander zu sprechen.




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