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Schwarz.

Schwarz ist mein Leben.

Schwarz ist meine Seele.

Schwarz bin ich.

Schwarz ist alles auf der Welt.

Schwarz.

Das denke ich gerade. Ich bin in der Schule. Mathematikstunde. Mit Herrn M.

Tränen kullerten meine Wange hinunter. Statt die Mathematikaufgaben von der Tafel abzuschreiben, schrieb ich immer nur ein Wort in mein Heft, das mir ständig durch den Kopf ging. Tod. Tod. Tod. Immer wieder schrieb ich es hintereinander auf. Immer wieder.

Doch durch dieses Wort wurde ich nur noch trauriger. Ich konnte hier nicht bleiben, ich musste weg, verschwinden, alleine sein, alleine darüber nachdenken...

Ich hielt es nicht mehr aus. Weg. Ich musste von hier weg. Ruckartig stand ich auf, rannte aus dem Klassenzimmer, ignorierte das "Milena, was ist denn los, wo willst du hin?".

Weinend lief ich durch die Schulgänge auf dem Weg zur Mädchentoilette.

Und dann kam ER. Er lief mir hinterher, wollte mich festhalten. Doch ich riss mich aus seinen Armen, schrie ihm ins Gesicht. Ich wusste selbst nicht, was ich geschrien hatte. Ich wusste nur, dass ich es jetzt immer noch bereute.

Ich saß auf dem Klodeckel, das Gesicht in den Händen vergraben. Lautes Schluchzen entfuhr mir, meine Augen waren verweint rot.

Mein Bruder. Mein geliebter Bruder. Ich würde ihn nie wieder sehen. Nie wieder. Niemals. Es war vorbei. Sein Leben war vorbei. Und meins ging weiter. Leider. Zum Glück. Leider. Ach, ich wusste nicht, ob ich es schlecht oder gut finden sollte. Doch in diesem Moment war es doch eher schlecht.

Ich hörte die Schritte meines Lehres. Oder waren es die des Schuldirektors?

Auf jeden Fall sollte ich besser gehen.

Doch bevor ich ging, musste ich noch etwas loswerden.

"Jonas", sagte ich laut zu mir selbst, "Jonas, mein lieber, leider verstorbener Bruder. Jonas. Ich liebe dich."

Traurige GeschichtenWhere stories live. Discover now