Kapitel 1

5.4K 257 11
                                    

Ich saß am Balkon, wie immer. Rauchte meine Zigarette und betrachtete angepisst die Kinder, die an meinem Hintergarten vorbeihaschten.

Eine Existenzkrise machte sich breit. Immerhin war ich schon 24 Jahre alt, hatte Anwalt gelernt und brachte es ja doch zu Nichts.

Meine Haare saßen schrecklich, waren viel zu lang und rasiert hatte ich mich auch schon ewig nicht mehr. Ich hatte zwar keinen Vollbart, aber ekelhaft sah das allemal aus.

Eigentlich war es mir egal. Schließlich gab es keinen, für den ich schön aussehen musste.

Gelangweilt und unmotiviert rappelte ich mich auf und ging in mein recht heruntergekommenes Haus zurück. Mein verstaubtes BDSM-Spielzimmer stand offen, naja, die ganze Bude war versifft.

Vielleicht sollte ich mal aufräumen... ach was, zumindest das Schlafzimmer hielt ich sauber.

Ich sprang erschrocken, als ich plötzlich das nervige Geräusch der Türklingel vernahm. Wer würde denn bitte was von mir wollen?
Gähnend zog ich eine Hose über meine Boxershorts und war noch dabei, den Gürtel zuzumachen, als ich die Tür öffnete und das schönste Wesen, das ich in meinem Leben je gesehen hatte, erblickte, sodass mir fast die Kinnlade herunterklappte.

Schwarze, etwas längere Haare, überall Tattoos, durchtrainiert, und seine wunderschönen blauen Augen musterten mich kritisch, bis sie mein Tattoo an der Leiste fixierten.

"Sadist, huh?"

"Es geht so."

Ich zwang mich zu einem Lächeln. Der Mann sah mich an. Er war definitiv älter als ich, jedoch machte ihn das nicht weniger attraktiv. Auch er lächelte. Schöne Zähne..

"Kennst du dich hier aus? Mein Navi ist abgekackt und ich wollte mir ein potentielles, neues Haus ansehen."

Ich war regelrecht verzaubert von diesem Mann. Bloß nichts anmerken lassen.

"Klar, sagst du mir die Adresse?"

Gott, wie schrecklich musste ich für ihn aussehen? Gerade bereute ich es, dass ich mich so gehen lassen hatte.

Ich fand seinen Blick intensiv, viel zu intensiv, als ich ihm den Weg erklärte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir nicht zuhörte.

"Ich bin Harry."

"Yanik."

"Yanik, bist du frustriert?",

fragte der Schönling, drängte mich zur Seite und stolzierte geradewegs in mein Chaos. Hektisch folgte ich ihm, knallte die Tür meines Spielzimmers zu, dass er ja wohl sowieso schon gesehen hatte.

"Kaffee?",

murmelte ich und Harry nickte.

"Yanik?"

"Ja?"

"Geh dich rasieren, ich entführe dich wohin."

"Jetzt?"

"Ja"

"Okay?"

"Vertrau mir."

Ich blinzelte. Eigentlich schien er ja okay zu sein, aber bisschen seltsam war das schon.

"Wohin?"

"Überraschung, beweg dich!"

Ich ging ins Bad und sah in den Spiegel. Sofort erblickte ich den Schwarzhaarigen im Augenwinkel, wie er in mein Folterzimmer verschwand. Na, super Tag.

Ich suchte mir einen Rasierer mit noch scharfen Klingen, was eine Ewigkeit dauerte, da ich keine Ahnung hatte, wo ich die Dinger in meinem Wahn hingeschmissen hatte. Ich sollte aber auch duschen.

"Harry?"

"Ja?"

Ich hörte Metallketten klirren. Was stellte er da drin bitte an?

"Ich muss noch duschen. Fühl dich, ähm, wie Zuhause."

"Klar."

So lernte ich Harry kennen, das ist relevant.

You Tied Up My Soul - Yaoi BoyxBoy BDSM GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt