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Als ich heute Morgen die Augen aufgeschlagen hatte, war der Himmel strahlend blau. Nicht ungewöhnlich für den kalifornischen Sommer, in dem Hitzewellen wie diese des Öfteren vorkamen. Seit ganzen drei Tagen hielt dieses Hoch nun schon an, und ich fühlte mich wie in einem Ofen. So, als wäre ich in einer Sauna eingesperrt worden. Als könnte man Spiegeleier auf meiner Haut braten. Als stünde ich zu nah an einem Feuer. Im Laufe dieser drei Tagen, die mir unendlich vorkamen, hatte ich viele solcher Vergleiche gefunden. Um alles zu verallgemeinern: Es war unfassbar heiß. Ehrlich gesagt war ich verblüfft, dass ich weder einen Sonnenbrand, noch einen Sonnenstich hatte, und das, obwohl ich den größten Teil des Tages in einem schlecht belüfteten, durchsichtigen Gartenhaus verbrachte, das man nur am Dach öffnen konnte. Ich war Gärtnerin, arbeitete in der Gärtnerei meiner Mutter, die sich nun krankheitsbedingt freigenommen hatte. Die Hitze bekam ihr nicht, und so war ich gezwungen zu kassieren, Sträuße zu binden und gleichzeitig noch Blumen in Vasen zu stellen.
Mittlerweile war es fünfzehn Uhr, und ich hatte nur noch eine gute halbe Stunde vor mir, dann konnte ich schließen. Im Moment stand niemand an der Kasse, um zu zahlen, und ich hatte keine Lust, das herumschlendernde ältere Ehepaar zu stören. Also nahm ich klammheimlich mein Handy heraus und öffnete WhatsApp. Da ich Mom überredet hatte, einen WLAN – Anschluss für die Computer im Büro zu besorgen, war ich nicht auf meine mobilen Daten angewiesen. Somit lud auch das Bild, das mir James, mein bester Freund, geschickt hatte, wesentlich schneller. Ich sah den Schriftzug unseres Lieblingscafés. ‚Was meinst du, holst du mich später ab und wir trinken einen Eiskaffee?' stand darunter.
Das Café war direkt gegenüber des Polizeireviers, in dem James arbeitete, und nur knappe zwei Straßen von der Gärtnerei entfernt. Ich hatte also keinen weiten Weg. Lächelnd stimmte ich zu, steckte dann das iPhone weg. Der ältere Herr stand – ohne seine Frau – vor mir, einen riesigen, eigens von mir designten Strauß Rosen in der Hand. „Könnten Sie den für mich hinterlegen? Es soll eine Überraschung zu unserem fünfzigsten Hochzeitstag werden", fragte er, zwinkerte mir dabei zu. „Selbstverständlich", erwiderte ich, gegen meinen Willen gerührt. Ich hatte schon als Kind die Liebesgeschichten mit Happy End geliebt und träumte selbst von einer Ehe, die ewig hielt. Mittlerweile wusste ich, dass das seltener war als von mir angenommen. Diverse Ex – Freunde hatten mich auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht, und somit war ich Fünfundzwanzig und derzeit Single. Logan, mein letzter Freund, besaß die Frechheit, mit meiner Nachbarin ins Bett zu gehen – und zwar in meines. Dabei hatte er nicht einmal bei mir gewohnt.
Kopfschüttelnd, um die Gedanken an meinen Ex zu verdrängen, nahm ich den Strauß in die Hand und legte ihn in das offene Fach unter der Kasse, dort, wo die Sonne nicht direkt hineinschien. Insgeheim beneidete ich diesen Strauß. Er konnte im Kühlen liegen, während ich Temperaturen von über vierzig Grad Celsius ausgesetzt war. Da half selbst der Ventilator auf der Theke wenig.
Ich hatte höllische Kopfschmerzen, und die Schmerztablette, die ich zehn Minuten zuvor eingeworfen hatte half noch nicht. Müde trank ich die Wasserflasche, die ich in der Kühltruhe unter einem Biertisch hinter der Theke aufbewahrte, ganz aus, ignorierte dabei die einzelnen Wassertropfen, die sich einen Weg zwischen meiner Haut und dem Plastik gesucht hatten. Ehrlich gesagt war ich versucht, mir noch etwas von dem kühlen Nass über den Nacken zu schütten, doch es war nichts mehr da, bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Also landete die leere Flasche bei den anderen, die ich heute geleert hatte, in einem Holzkorb neben der Kühltruhe.
Der Mann kam zurück, diesmal mit seiner Frau. Sie trug ein kleines Buchsbäumchen in der einen Hand. Die andere hielt die Hand ihres Mannes. Insgesamt machten die beiden einen sehr glücklichen Eindruck.
„Geh du doch schon mal ins Auto, da hat es eine Klimaanlage. Okay, Schatz?", schlug der Herr vor, und sie wandte sich zum Gehen. Mit einem ‚Schönen Tag noch!' drehte sie sich um, öffnete die Tür. Ich rief ihr ein ‚Gleichfalls' hinterher, dann vergewisserte ich mich, dass sie nicht zurück sah. Anschließend holte ich den Strauß hervor und kassierte ab. „Einen wunderschönen Tag wünsche ich Ihnen noch!", sagte ich zum Abschied, und der Mann tippte sich an die Krempe seines imaginären Hutes. „Danke, gleichfalls."

Helloooo, it's me!
Neue Story am Start, yay. Ich weiß, der Anfang ist etwas langweilig, aber es wird besser, zumindest in den zwei weiteren Kapitel, die ich bereits habe. Betrachtet das als eine Art... Prolog.
Und, na ja, ich habe keine Ahnung, ob ich hier jemals mehr als 3 Kapitel schreiben werde, aber ja.
Feedback würde mich glücklich machen. Ich verteile dann auch Kekse, okay?
Lea :)
(Achtung, der vorherige Text könnte durch Autokorrektur geprägt sein.)

36 HoursWhere stories live. Discover now