Kapitel 8 - Rote Spitze und Schokolade

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Ich öffne die Tüte und ziehe eine schwarze, blickdichte Kleiderhülle heraus. Ich lege es erstmal vorsichtig auf mein Bett und hole einen Schuhkarton, ein Schmuckkästchen und eine Clutch  zum Vorschein. Die Clutch ist rosé-beige mit einem goldenen Ornament vorne drauf. Gespannt öffne ich die Schmuckschatulle, in der sich ein Armand in den selben Farben, wie die Clutch befindet. Im Schuhkarton sind beige Lackpumps. 

Jetzt ist nur noch die Kleiderhülle übrig. Ich traue mich gar nicht sie zu öffnen. Die anderen Sachen sind schon so schön! Langsam mache ich den Reißverschluss auf.

Vor mir liegt ein dunkelrotes, knielanges Bustierkleid aus Spitze. Ich hebe es hoch, halte es mir vor den Körper und schaue mich im Spiegel an. Es ist so wunderschön. Womit habe ich das alles verdient?

Ein schneller Blick auf die Uhr: Die Show ist in einer Stunde aus. Schnell dusche ich, föhne mir die Haare und schlüpfe in das Kleid. Es passt perfekt. Ich hatte noch nie so ein schönes Kleid. Es muss ein Vermögen gekostet haben!

Ich schminke mich dezent, benutze mein Lieblingsparfüm, lasse meine Haare aber offen.

Das alles dauert ziemlich lange und als ich die Schuhe anziehe klopft es schon an der Tür.

Ich gehe zur Tür und schaue durch den Spion. Draußen steht Harry in schwarzen Hosen, weißem T-Shirt und Blazer. Er sieht umwerfend aus. Ich greife mir die Clutch, in die ich mein Handy, Taschentücher und Labello getan habe – meine übliche Zusammenstellung.

Ich stehe an der Tür, eine Hand auf dem Griff, und atme einmal tief durch. Ich öffne die Tür und Harry lächelt mich an. Er macht einen Schritt auf mich zu, nimmt meine Hände in seine und dreht mich, weshalb ich auch lächeln muss.

„Du bist so wunderschön.“

Jetzt muss ich noch mehr lächeln. „Du hättest mir das alles nicht kaufen müssen, Harry. Du hast schon so viel für mich getan.“

„Nein, ich lass dich immer ganz alleine. Als Entschädigung gehen wir jetzt ein bisschen was essen. Lust auf einen Mitternachtssnack?“ Er dreht mich nochmal, nimmt mich an einer Hand und führt mich durch das Hotel.

Anstatt wie erwartet aus dem Vordereingang raus und in ein Restaurant zu gehen, gehen wir auf die Hotelterrasse. Ganz am Ende steht am Geländer, das die Terrasse zum Wasser des kleinen Sees abtrennt, ein kleiner Tisch unter Bäumen. Die Bäume sind mit vielen Lichtern geschmückt und überall stehen Kerzen.

Er schaut mich an, während ich das Ambiente bestaune. „Wow.“ Ist das einzige, was ich dazu sagen kann.

Er führt mich zu einem der zwei Stühle und zieht ihn mir zurück, sodass ich mich draufsetzten kann. Er setzt sich mir gegenüber und öffnet den Deckel, der auf dem großen Tablett in der Mitte des Tisches steht. Es ist ein riesiger Obstteller.

Ein Hotelangestellter kommt aus dem Hotel und trägt einen Schokobrunnen. Er nimmt Harry den Deckel aus der Hand und stellt den Schokobrunnen ab.

„Oh mein Gott, woher wusstest du, dass ich Schokofrüchte liebe?!“ – „Ich kenne niemanden, der keine Schokofrüchte mag.“

Er nimmt eine kleine Gabel, spießt eine Erdbeere auf und hält sie unter die Schokolade. Dann hält er sie in meine Richtung und lässt mich von seiner Gabel essen, während er mir in die Augen schaut.

Wir essen bis wir nicht mehr können und der Angestellte den Schokobrunnen abholt.

„Ist alles okay bei dir?“, fragt Harry.

"Ja, klar, wieso fragst du?“

„Gut. Ich hatte Angst, dass du dich alleingelassen fühlst.“

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