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"Sollen wir sie mal besuchen?", fragte er mit nervöser Stimme. Sein Blick richtete sich auf das Kind, während seine Finger sich in der Wolle verkrampften. Er war sich nicht sicher, ob er ein Ja einem Nein vorziehen würde. Er wusste nicht, welche Antwort er von dem Kind hören wollte.

"Können wir denn einfach so in den Himmel gehen, um jemand zu besuchen?"

Seine Finger entspannten sich. Seine Lippen zuckten.
Wie sollte er, der sich schon so oft in den Himmel gewünscht hatte, einem Kind erklären, dass er niemals in den Himmel kommen würde?

Das Kind kniff die Augen zusammen, legte das rote Auto weg und sah ihn an, mit einem Ausdruck, der Überlegenheit verschaffte.

"Weißt du, wenn das nicht geht, dann können wir ja auch Regen machen."

Er nahm sich die Wolle und die Stricknadeln vom Schoß und legte sie beim Aufstehen auf seinen Schaukelstuhl.

Er blieb kurz stehen, um sich umzusehen und hob das Kind dann hoch.

Es krallte sich an seiner Schulter fest und blinzelte, als Licht durch das Fabriktor, das er mühsam mit einer Hand aufschob, fiel.

Das eiserne Tor war nur einen Spalt geöffnet worden und unendlich viele Staubpartikel wirbelten durch die erleuchtete Luft.

Er hielt einen Moment inne, schien die Luft anzuhalten, währenddas Kind das Spektakel des Staubs beeindruckt beobachtete.
Er holte ruckartig Luft und drückte ebensodas Tor weiter auf, um dann schließlich hinauszutreten.

Er war hell, stickigund still. Vor der Fabrik lag ein riesiges Grundstück, welches ausschließlich aus Kies, Sandstaub und vertrocknetem, gelblichen Gras bedeckt war. Ringsum lagen gelbe Getreidefelder. Die Sonne prallte in die bleichen Gesichter der beiden.

Ohne etwas zu sagen lief er hinter die Fabrik, an den schmutzigen, verrosteten Fenstern vorbei.
Auf der anderen Seite sah es nicht sehr anders aus.

Gräulich und gelb, aber im Schatten.

Er schwitzte wegen der schwülen Stickigkeit bereits und musste sich erst an den Schatten hinter dem Gebäude gewöhnen. Sein Auto stand auf dem trockenen Boden und sah verloren aus.

Er setzte das Kind ab und kramte in seiner Hosentasche, um den Autoschlüssel zu finden.

Das Kind war still, etwas ängstlich, weil es nicht wusste, was nun passieren würde, aber gleichzeitig aufgeregt.

"Es wird eine lange Fahrt. Wir kaufen unterwegs was zum Essen." sagte er gepresst, während sie das Grundstück verließen und der Kies unter den Autoreifen knirschte und Staub aufgewirbelt wurde.

"Wie lange?", erklung die Kinderstimme aus dem Kindersitz in der Rückbank.

"Vier Stunden."

Staubige HaareWhere stories live. Discover now