26.01.2016

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Ich bin nicht gerade stolz darauf, dass die Briefe immer kürzer werden und dass ich jeden Tag weniger schreibe. Aber ich fühle mich so, als hätte ich schon alles gesagt. Dennoch werde ich noch allen anderen schreiben. Ich will nicht nur der Hälfte der Leute geschrieben haben. Das kommt mir unfair vor. Vielleicht liest das ja doch irgendwann mal jemand. Wer weiß schon, was die Zukunft so bringt.

An meinen Onkel Sulak
Ich weiß noch genau, wie wir einmal bei Oma im Garten saßen und ich ins Bett sollte. Meine Mutter war schon voraus gelaufen und Du hast mich nochmal zu Dir gerufen und dann flüsternd erklärt, dass es den Sandmann nicht gibt. Ich war, obwohl ich das irgendwie schon wusste, auch schockiert. Schockiert darüber, dass Du das so offen aussprichst.
Außerdem verdanke ich Dir auch meine süße Schittlauch, schließlich war sie zuvor - quasi - Deine Schildkröte. Es tut mir leid, dass ich jetzt vor ihr sterbe. Aber sie hätte mich ja so oder so überlebt. Ach, aber was rede ich überhaupt von ihr. Das hier ist der Brief an Dich und nicht an Schnittlauch.
Die letzten Jahre (eigentlich schon immer) haben wir eher wenig miteinander zu tun gehabt. Ich weiß nicht, ob Du Trost brauchen wirst.
Ich hab Dich lieb.
Es tut mir leid.

Es ist schon zweiundzwanzig Uhr in der Nacht. Ich sollte wirklich schlafen gehen.

AbschiedOn viuen les histories. Descobreix ara