Kapitel 14

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Leolas nimmt mich noch einmal kurz in den Arm, bevor er dem Mädchen folgt und hinter der nächsten Ecke verschwindet. Meine Gedanken sind komplett durcheinander, ich habe Leolas gerade wirklich verziehen, ich habe gerade aufgegeben ihn zu hassen, da ich es sowieso nicht kann. Meine Gedanken schweifen zurück zu unserer Kindheit, wo ich Leolas auch nie böse sein konnte und ihm immer sofort verziehen habe.

„Leolas, mir ist heiß" sage ich schon wieder genervt, da er einfach nicht stehen bleibt. Ich bin 5 Jahre alt und mein bester Freund Leolas und ich sollten eigentlich nur um die Ecke zum Eiswagen laufen, da meine Eltern uns beiden ein Eis ausgeben. Leolas ist jedoch sofort los gelaufen als wir draußen waren und jetzt sind wir irgendwo in der Stadt. „Wo sind wir hier überhaupt? Man Leolas, können wir nicht einfach wieder nach Hause gehen, der Eismann ist eh schon lange weg?" sage ich jetzt schmollend, da ich wirklich gerne ein Eis gegessen hätte. Wie auch schon auf dem ganzen Weg, beachtet Leolas mich nicht, weshalb ich einfach weiter hinter ihm her laufe. „Leolas, entweder du sagst mir jetzt sofort wo du überhaupt hin möchtest, oder ich gehe zurück" dieses Mal bleibt Leolas wirklich stehen und guckt mich an, „du weißt nicht wo du bist und würdest dich total verlaufen, außerdem hättest du doch bestimmt viel zu viel Angst zurück zu gehen" sagt er und grinst mich an. Ich würde am liebsten los weinen, er hat recht, ich weiß nicht wo ich bin und sobald ich ihn nicht mehr sehen würde, würde ich mich an irgendeine Ecke setzten und los weinen. Leolas möchte gerade weiter laufen als ich sage „aber du würdest mich hier auch nicht einfach zurück lassen, weil du weißt das ich mich verlaufen würde und weil du dann zu viel Angst um mich hättest" sage ich triumphierend und jetzt grinse ich ihn an, ich sehe sofort das ich recht habe, immerhin bin ich schon fast groß. „Wir gehen Eis essen, wie es uns erlaubt wurde" sagt Leolas endlich, doch dadurch bin ich nur noch verwirrter, „Aber der Eismann war bei uns um der Ecke und nicht hier" sage ich nun stolz, da ich das genau weiß und Leolas wohl falsch gelegen hat. „Aber in der Stadt gibt es eine Eisdiele und die hat echt gutes Eis" grinst nun wieder er mich an und läuft jetzt auch schon weiter.

Ich folge Leolas ohne noch einmal etwas zu fragen und bin froh, als wir endlich bei dieser Eisdiele ankommen und unser Eis in den Händen halten, bin ich total froh, wenn wir jetzt rennen sind wir bestimmt wieder ganz schnell zuhause und meine Eltern machen sich dann nur ganz wenig Sorgen. Wir essen unser Eis auf und rennen dann wirklich, als wir jedoch bei mir ankommen, haben sich meine Eltern doch ein bisschen mehr Sorgen gemacht. „Verdammt Sophie, wo wart ihr? Ihr könnt doch nicht einfach weg laufen, wir sind hier fast vor Sorge gestorben" sagt meine Mutter ziemlich laut und aufgebracht, als wir ankommen. Ich kriege Angst, dass meine Mutter mich jetzt nicht mehr lieb hat, jedoch zieht sie mich im nächsten Moment in die Arme.

Im nächsten Moment schickt meine Mutter uns auf mein Zimmer, wo ich sofort wieder Angst bekomme das sie mich nicht mehr lieb hat. Ich gucke Leolas böse an, „Es ist alles deine Schuld, warum bist du auch einfach weg gelaufen? Wegen dir hat Mama mich nicht mehr lieb" sage ich zu ihm und Tränen sammeln sich in meinen Augen". „Es tut mir leid Sophie" sagt Leolas und sieht gekränkt zu Boden, Leolas sieht total traurig aus, weshalb ich sofort ein schlechtes Gewissen kriege und ihn jetzt grinse „Dann musst mir demnächst mein Spielzeug kaufen, wenn Mama das nicht mehr macht" sage ich und wir fangen beide an zu lachen.

Ja ich konnte Leolas noch nie sauer sein, egal wie sehr ich es auch versucht habe.

Ich gehe jetzt langsam in die Richtung zurück, aus der ich gekommen bin als ich vor Leolas weg gerannt bin, ich gehe wieder in die Richtung zur Treppe, die zum Stock führt wo Leolas Zimmer ist. Ich gehe die Treppe hinauf und laufe auf Leolas Zimmer zu, als plötzlich der König vor mir steht.

„Was machst du hier" fragt er mich und sieht mich böse an. Ich überlege eine ganze Zeit warum er so böse guckt, als mir eine Regel einfällt von der Sarah mir mal erzählt hat. Den dritten Stock darf keins der Mädchen betreten, dort sind Gemächern der Königsfamilie, weshalb sie privat bleiben sollen und den Rückzugsort darstellen sollen. Die einzige Ausnahme ist es, wenn man in Begleitung von jemandem ist, der diesen Stock betreten darf.

„Ich... ich wollte nicht... ich meine... ich...." Versuche ich mich zu erklären, doch finde einfach nicht die richtigen Worte, als der König mich auch schon unterbricht. „Du hast hier nichts zu suchen und nur weil du die Kleine von meinem Sohn bist, die ihn schon vorher kannte heißt es nicht, das sie Regeln für dich nicht gelten" sagt der König und eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus. Der König macht mir richtig Angst, wird er mir etwas antun, wenn ich nochmal gegen die Regeln verstoße?

„Ich... ich wollte wirklich nicht irgendwie unhöflich werden, ich...." versuche ich mich jetzt irgendwie zu rechtfertigen, doch der König unterbricht mich wieder „Komm mit in mein Büro, ich wollte sowieso noch mir dir reden" sagt der König und ich folge ihm ohne irgendetwas zu erwidern.

Im Büro schließt der König sofort die Tür hinter uns und ich bleibe total verängstigt im Raum stehen. „Also, was erhoffst du dir davon hier zu sein? Ich werde nicht zulassen, dass du zur Königin gekrönt wirst, ich habe meinen ersten Sohn durch einen Rebellenangriff verloren, ich werde meinen zweiten nicht an eine Rebellin verlieren". „Ich bin keine Rebellin" sage ich ohne nachzudenken, werde dann jedoch grüblerisch, ich bin vermutlich nur keine Rebellin weil ich keine richtigen Rebellen kenne, ich hätte mich ihnen vermutlich sogar angeschlossen.

„Ach und warum nicht? Nur weil du nicht bei Rebellenangriffen dabei bist heißt es nicht das du keine Rebellin bist, vermutlich hättest du dich ihnen schon längst angeschlossen wenn dich einer gefragt hätte" sagt der König zwar ziemlich einschüchternd, doch dieses mal werde ich nur sauer. Ich hasse es wenn mir jemand aus der Seele spricht, doch beim König, der mich scheinbar auch hasst, ist es noch viel schlimmer. „Ich bin keine Rebellin, weil ich niemals jemand angreifen würde und nur weil sie der König sind haben sie schon lange nicht das Recht, so mit mir zu sprechen" fache ich den König an, doch dadurch wird auch er nur noch wütender. „Jetzt hör mir mal genau zu, ich bin hier der König und niemand redet so mit mir, ich werde nicht zulassen, dass du hier im MEINEM Schloss irgendetwas anstellst, sonst wirst du mich erst so richtig kennen lernen. Ich kann dich eigentlich nicht für manche Sachen bestrafen, aber ich werde einen Grund finden, damit du deine gerechte Strafe bekommst, wenn du irgendetwas machst, was ich nicht erlaube. Du wirst dich von Leolas fern halten und du tust so, als ob du ihn hasst, finde einen Grund damit auch er es dir glaubt, sonst werden die Menschen darunter leiden, die du liebst".

Selection - Was passiert wenn der Thronfolger stirbt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt