Eine verlassene Hütte

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,,April! April, komm her, verdammt noch mal!" 

Wütend kickte Hermine einen Stein aus den Weg und ließ sich auf einen umgefallenen Baumstamm sinken. Seit Dracos Auftauchen waren ein paar Stunden vergangen und noch immer war von April nichts zu sehen. ,,Gib's auf, heute werden wir das Pferd nicht mehr finden.", kam es von eben jenem. Verzweifelt sah die Angesprochene zu ihm auf: ,,Sie wird mich umbringen! April ist eines der besten Rennpferde auf dem Gestüt, mit ihr hätte sie sicherlich ein paar Wettbewerbe gewonnen! Sie brauch das Geld, sonst sieht es nicht gut für das Gestüt aus." 

,,Wenn es ein Rennpferd ist, war die Chance sowieso gering.", antwortete Draco. ,,Danke für die Motivation", fauchte sie und sprang auf, um weiter zu rufen: ,,April! April!" ,,Durch Rufen wirst du sie nicht finden. Hast du nicht Karotten oder Äpfel oder so dabei?" Sie drehte sich zu ihm um: ,,Nein, dafür blieb keine Zeit. Sag nichts!", fügte sie hinzu, als er zum Sprechen ansetzte. Er zuckte mit den Schultern und fragte stattdessen: ,,Und was sollen wir jetzt machen? Ich meine, es dämmert schon und ich bin nicht scharf darauf, nachts durch den Wald zu wandern und ein Pferd zu suchen."

,,Ach, hast du etwa Angst?", kam es spöttisch von Hermine. Jede Gelegenheit ihn zu triezen war ihr Recht, so konnte sie ihm wenigstens einen Teil der vergangenen Jahre heimzahlen. Auch wenn sie ihm eine zweite Chance versprochen hatte. Draco schnaubte belustigt: ,,Ich und Angst? Träum weiter, Granger. Ich habe bloß keine Lust meine Zeit mit suchen zu verschwenden und womöglich noch in einen See oder Bach zu fallen. Meine Kleider waren teuer", fügte er arrogant hinzu. ,,Ach natürlich", antwortete sie zornig, "nur weil deine Kleider teuer waren, musst du dich nicht dieser unangenehmen Aufgabe widmen, die werden ja sonst den Muggeln und Muggelstämmigen überlassen, während die heiligen Reinblüter sich mit ihren ach so teuren Luxus-Klamotten ausruhen können."

Innerhalb von Sekunden war Hermine entnervt und wütend. Wieder hatte er sein "Ich-bin-was-besseres"- Getue aufgesetzt, wie er es schon all die Jahre zuvor hatte. Erneut hatte er seine Maske aufgezogen, mit all dem Spott und Hohn und dem Reinblut-Wahn. ,,Wie bitte kommst du jetzt darauf?" Sie verdrehte die Augen: "Tu nicht so, Malfoy! Du weißt es ganz genau." ,,Nein, weiß ich eben nicht!" Als sie nicht antwortete, fügte er ebenso zornig noch hinzu: ,,Erleuchte mich, Granger."

,,Du hast es wieder getan. Dein Reinblut-Wahn und das "Ich-bin-besser-als-du"-Gehabe!"

,,Wenn du das so aufnimmst kann ich ja nichts dafür! Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mehr so viel Wert auf die Blutabstammung lege, aber ein wenig Malfoy steckt immer noch in mir und wird es auch immer tun!"

Sie waren stehen geblieben und funkelten sich an. Draco konnte nicht fassen, dass sie ihm so etwas vorwarf. Es war doch nicht seine Schuld, dass sie es so aufnahm und sie musste sich eben mit der Malfoy-Abstammung arrangieren, wenn sie ihn besser kennen lernen und ihm eine zweite Chance geben wollte! ,,Wenn du mich besser kennen lernen willst musst du damit klar kommen, ich bin eben ein Malfoy."

Hermine wandte den Blick ab: ,,Na gut, du hast Recht." Er war erstaunt, dass sie so schnell kapitulierte, aber es war ihm Recht. Er hatte keine Lust auf Diskussionen, vor allem nicht mit ihr. Wobei...sie war klug und hatte eine gute Auffassungsgabe, hantierte mit logischen Argumenten und hatte einen rationalen Verstand. Sicherlich hätte er gut mit ihr debattieren können, wäre sie nicht manchmal so engstirnig und zu fest entschlossen, zu gewinnen. Dennoch nutzte er die Gelegenheit, die sich ihm bot: ,,Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell aufgibst."

,,Ich auch nicht. Aber manchmal ist es wohl besser, kein Salz in die Wunde zu streuen." 

Er gesellte sich wieder zu ihr und schweigend gingen sie nebeneinander her. Draco war ihr dankbar, dass sie die weiße Flagge gehisst hatte, das hatte ihm einen Streit erspart. Wobei, gegen Streit hatte er nichts, wohl eher hätte er lange mit ihr diskutieren müssen. Und darauf hatte er keine Lust. Dennoch würde er sich auf eine längere Unterhaltung einstellen müssen, wenn sie ihn wirklich besser kennen lernen wollte. Vielleicht würde er das debattieren umgehen können. Und das hoffte er, sonst würde ihm ein Abend oder zumindest einige Stunden verloren gehen.

Zufall mit FolgenWhere stories live. Discover now