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"Das ist also ihre erste Fahrstunde mit einem Lehrer?" Ich sehe meine Fahrlehrerin lächelnd an. Die gute Frau Menning ist bestimmt schon 60 und zittert, als wären es -40 Grad im Auto. "Ja, ich bin zwar vorher schon mit meinem Gastbruder gefahren, aber wir haben es sein gelassen, da ich ja ohnehin zur Fahrschule musste." Dass wir es sein gelassen haben, weil Jasper Angst vor meinem Fahrstil hatte, erwähne ich sicherheitshalber mal nicht. Die Fahrlehrerin sieht mich nickend an. „Schön. Es freut mich, dass du keine blutige Anfängerin bist, sondern schon ein paar Vorkenntnisse besitzt!" Ja genau... Vorkenntnisse. „Also da du ja schon mal Auto gefahren bist, werde ich mit dir zu einer Landstraße fahren, wo es ziemlich ruhig ist und du mir zeigst, was du denn schon alles kannst." Nickend setzte mich auf den Beifahrersitz und bete zum ersten Mal nach langer Zeit wieder. Im Gegensatz zu früher, wo ich Gott angefleht habe, dass er meine Eltern glauben lassen soll, dass mein Bruder und nicht ich Ärger verdient haben, bete ich dieses Mal, dass ich um Himmels Willen keinen Unfall bauen werde.

Frau Menning setzt sich ans Steuer und ruckelnd kommt das Auto in Bewegung. Sind die sich wirklich sicher, dass die liebe Menning eine gute Autofahrerin ist? Aber wenn die weiterhin im Schildkrötentempo fährt, wird es nicht so auffallen, dass ich genauso langsam fahre.

Nach gefühlten Stunden kommen wir endlich an der Kreuzung zur Landstraße an und Frau Menning hält, damit wir die Plätze tauschen können. „Schön Liebes, dann fang mal an." Okay, ruhig. Ganz ruhig Mila, das ist gar nicht so schwer wie du denkst. Selbst dein Bruder hat seinen Führerschein bekommen und der fährt wie ein Streifenhörnchen auf Koks! Ich schnalle mich an und möchte mit meinen Fuß das Gaspedal senken als mich ein schrilles Kreischen unterbricht. „Halt! Stopp! Meine liebe Mila, so geht das aber nicht! Als erstes stellen wir mal den Sitz richtig ein, dann den Gurt, dann den Rückspiegel. Dann guckst du auch bitte in besagten Spiegel und dann erst, fangen wir mit dem Fahren an!" Frau Mennings Stimme wurde zum Ende hin immer hysterischer und ich stammle mehrere Entschuldigungen. „Also gut Mila, wir beruhigen uns jetzt und dann fangen wir nochmal an. Aber richtig." Ich setzte mich also gerade hin, stelle den Sitz richtig ein, was länger als beabsichtigt dauert, weil dieser kleine verdammte Hebel einfach nicht aufzufinden ist. „Er befindet sich an der anderen Seite." Ich sehe meine Lehrerin mit tiefroten Wangen dankend an und stelle meinen Sitz nun richtig ein. Dann folgen der Gurt und der Rückspiegel und ich merke, dass meine Hände immer zittriger werden. Ich greife nach dem Schlüssel, jedoch flutscht dieser durch meine verschwitzten Hände. Als ich mich nach vorne beuge um ihn wieder aufzuheben, sehe ich wie meine Fahrlehrerin sich bereits mit ebenfalls zitternden Händen die Schläfen massiert. Ich atme tief durch und versuche erneut den Schlüssel in die Zündung zu stecken. Glücklicherweise mit Erfolg! Ich lasse meinen Fuß auf das Gaspedal sinken und würge den Motor ab! „Kindchen, so schwer ist das nicht!" Entschuldigen Sie, aber müssten sie mir als meine Lehrerin nicht eigentlich erklären, wie man fährt? Beruhige dich Mila! Jasper hat auch immer gesagt, dass ich viel zu gestresst fahren würde und deshalb so schlecht wäre. Also atmen und erneut versuchen! Ich atme tief ein und aus und versuche es erneut. „Ah!" Ich kreische laut auf. „Das Auto hat sich bewegt!" „Sehr schön meine Liebe. Es hat sich zwar nur einen halben Meter nach vorne bewegt, aber immerhin! Jetzt probieren wir das ganze nochmal aber ruhiger und besser." Jetzt sehe ich die Frau neben mir nicht mehr so freundlich an. Zur Hölle mir ihrem scheiß wir. Ich sitze am Steuer, nicht Sie! Aber ich habe keine andere Wahl als es erneut zu versuchen. Mittlerweile bin ich jedoch so nervös geworden, dass ich es schaffe den Motor bei jedem weiteren Versuch abzuwürgen. Nach dem gefühlt tausendsten Versuch drehe ich meinen Kopf langsam zu Frau Menning um, die ihre Hände abwechselnd in den Sitz krallt und ihre Schläfen massiert. Anstatt dass die gute Frau auf die Straße guckt, hat sie zudem ihre Augen fest zusammengekniffen. „Ehm, Frau Menning?", leise spreche ich sie an, „Ich denke nicht, dass ich es heute noch hinkriegen werde." Angesprochene öffnet langsam ihre Augen und blickt mich schweratmend an: „Mile, Mila, Mila. Was soll ich denn nur machen?" Naja wie wäre es mit Auf die Scheiß verdammte Straße schauen und mir helfen statt hysterisch zu keuchen? „Ein letztes Mal. Bitte Mila, versuche es ein letztes Mal. Ich möchte gleich gerne zu deinen Eltern sagen können, dass ihre Tochter das Auto weiter als 1 Meter nach vorne gebracht hat." Ich sehe schuldbewusst nach unten und umfasse voller Tatendrang das Lenkrad. „Selbst dein Bruder hat sich bei seiner ersten Stunde besser angestellt." Aha. Mein Bruder hatte die gute Frau also auch als Lehrerin. Kein Wunder, dass er seine Prüfung bestanden hat. Die Frau wollte ihn wahrscheinlich so schnell wie möglich loswerden und hat den Prüfer bestochen! Doch bei aller Liebe, die ich für meinen Bruder aufbringen kann, dass Monsieur bei seiner ersten Fahrstunde besser als ich gefahren ist, kann ich als Schwester nicht auf mir sitzen lassen! Und außerdem: So schwer wird es ja nicht sein, diese dämliche Karre nach vorne zu bewegen! „Bereit Frau Menning?" Sie sieht mich panisch an und nickt leicht. Ich sehe durch die Windschutzscheibe und gucke, ob sich vor mir jemand befindet. Da ich nichts außer der Straße vor mir erkennen kann, entscheidet sich mein Hirn mit voller Wucht auf das Pedal zu treten und gleichzeitig laut zu schrien. Das Auto macht einen enormen Satz nach vorne und- „Oh mein Gott! Sehen Sie, Frau Menning? Ich fahre!" „Mila, da ist ein-" Scheiße, da steht jemand! Ich reiße das Lenkrad mit aller Kraft herum und Frau Menning fängt an, wie eine Irre zu schreien. Sie krallt sich mit ihren Fingernägeln in meinen Arm und fängt auch noch an zu weinen. Schmerzerfüllt sehe ich sie an und versuche ihre Nägel von meinem Arm zu lösen, weshalb ich die Straße komplett aus den Augen verliere. „Sind Sie verrückt? Das tut weh!" „Mila, da ist ein B-" Ich bemerke den Bach erst, als wir mit 80km/h in besagten reinbrettern. Scheiße! Den Führerschein kann ich erst mal vergessen.


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faked ||calum hoodWhere stories live. Discover now