chapter 1 - if romeo and juliet would've been hipsters

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LEAH P.O.V

Ich sitze auf unserer Veranda und beobachte grinsend, wie ein roter Schrotthaufen viel zu schnell auf unsere Einfahrt zusteuert. Ein typischer Anfängerfehler- keiner von Taras Freunde hatte je den Dreh gleich beim ersten Versuch raus, und mussten einen zweiten Anlauf für den Weg zu unserem Haus nehmen. Was haben Jungs ständig mit ihren Autos? Dem Weg nach angemessen zu fahren haben sie schliesslich auch nicht drauf.

Plötzlich reisst der Typ mit dem Zahnpastalächeln das Steuer der Blechkiste herum. Ich kann nicht fassen, dass Tara sich mit so einem Schleimer abgibt. Der Blechkasten -das "Auto"- scheint nur allzu bald zusammenzukrachen. Nicht unbedingt ein beruhigender Gedanke, wenn man bedenkt, dass mich dieser Blechschrott zur Schule bringen soll. Aber als mir Tara eine "Mitfahrgelegenheit" anbot, konnte ich einfach nicht ablehnen. Der stinkende und volle Schulbus an einem Montagmorgen- besonders an meinem Montagmorgen- schien mir wenig verlockend. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass meine "Mitfahrgelegenheit" ein verkrüppeltes, katzenkotzefarbenes Häufchen Elend von einem "Auto" war?

In diesem Moment sprintet meine geliebte Schwester über den hinteren Gartenweg auf die Veranda zu. Ihre welligen Haare, noch nass vom Duschen, schwingen munter mit. Dramatisches Erscheinen -und Abrauschen- hat sie schon immer draufgehabt.

"Hi", sagt sie, als sie mich erreicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass du dich zu einer Fahrt mit mir erbarmen würdest", fügt sie scherzhaft hinzu.

"Du bist nicht das Problem... eher der Transportwagen", bemerke ich. "Sicher, dass diese Schrottkarre fürs Fahren überhaupt fahrlässig ist?".

Das Auto ist mit Dellen und Beulen übersät. Der linke Vorderreifen ist verdächtig eingesunken, die Scheibenwischer sind abgebrochen, die Schutzhaube hat einen Sprung und die Sitze vom Inneren des Autos sind aufgerissen. Ich hätte schwören können, dass dieser Blechschrott nichts weniger als ein Opfer von Freddy Krüger sei. Aber ich will das Schicksal nicht herausfordern.


"Ja... kann sein, dass sein Auto eine... Erfrischung benötigt", pflichtet sie mir bei. Dabei taucht die Schrottkiste wieder am Ende unserer Einfahrt auf. Zahnpastalächeln hat das Tempo im Gegensatz zu vorhin erheblich gedrosselt. Guter Junge.


"Wie heisst er überhaupt... dein Freund?", frage ich.


"Charlie", sagt Tara. Charlie. Hm. Ich erinnere mich dunkel an ihn. Vor etwa einem halben Jahr hatte ich etwas mit Louis, Charlies bestem Freund, am Laufen. Wir knutschten einige Male vor dem Spind, jedoch ging es mit unserer Beziehung bergab, als ich ihn händchenhaltend mit irgendeiner Jessica gesehen habe. Daraufhin habe ich ihm am Abschlussball ein Stück Kirschtorte ins Gesicht geklebt. Aber um seine fluoreszierenden, blauen Augen tut es mir leid. Und um die Kirschtorte natürlich auch.


Ich hätte am liebsten gefragt, warum sie sich von Charlie in dieser Schrottkiste zur Schule fahren lässt. Tara gehört grundsätzlich zu Mädchen, die Jungs auswählen können, also muss Charlie sie auf irgendeine Art beeindruckt haben. Doch heute geht Tara das erste Mal seit eineinhalb Wochen wieder zur Schule. Sie hatte Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und erhöhtes Fieber. Mom hielt es für das Beste, Tara so lange Zuhause zu lassen, bis die Grippeattacke vollständig abgeklungen ist. 

Aus welchem Grund auch immer Tara Charlie mag, sie tut es eben. Also kann ich mich mit ihm abfinden. Ich akzeptiere sogar, dass mich der Schleimer... pardon!, Charlie, umarmt.

Das nächste, was ihm Minuspunkte einbringen könnte, wäre eventuell sein Musikgeschmack.

"Stell doch Mal das Radio an", fordere ich ihn also auf.

"Das... ist gerade nicht möglich", sagt Charlie kleinlaut, "es ist defekt".

"Schocker", murmele ich so leise, dass es niemand ausser mir hören können sollte. Trotzdem beginnt Tara unmittelbar zu lachen. Als ich sie ihm Rückspiegel anzüglich angrinse, kaschiert sie es sofort mit einem Husten und wirft mir einen bösen Blick zu. Wer aber am lautesten lacht, ist Charlie. Sieht so aus, als werde ich ihn doch noch ganz gut leiden können...

This ain't loving h.sWhere stories live. Discover now