Es tat so weh, ausgenutzt und betrogen zu werden. Noch nie in meinem Leben hatte ich ein derart demütigendes Gefühl verspürt. Dieses entzog mir sämtliche Energie. Heiße Tränen rannten schon wieder über meine Wangen und erschwerten meine Sicht, trotzdem ging ich weiter, denn ich wusste, wo mein Weg mich hinführen würde.

Wie immer, wenn ich ein Problem mit mir herumtrug, landete ich bei der alten Trauerweide, die an der Isar stand. Dort lehnte ich mich an den dicken Baumstamm und blickte auf das Wasser, welches vollkommen ruhig war.

Warum konnte ich nicht diese innere Ruhe besitzen? Ich war so aufgewühlt, mein Herz pochte laut und gestattete es mir nicht, einfach ruhig zu atmen. Die Szene, wo die schwarzhaarige Frau mit Nialls Jackett um ihre Schultern auf einer Schaukel im Park saß, verfolgte mich seit Tagen. Sie ließ mich nicht mehr los, bestimmte mein Denken und Handeln und ließ die Eifersucht hervorkommen.

Ja, ich war eifersüchtig, denn Niall war mein Freund, der jetzt vorgeschlagen hatte, dass wir uns eine Auszeit nehmen sollten. Eigentlich war er mir damit nur zuvor gekommen aber selbst das kränkte mich zutiefst. Bedeutete ich ihm wirklich so wenig? Hatte er einfach genug von mir, weil er sich einer anderen zuwandte? Fragen über Fragen durchströmten mein Gehirn, ohne dass ich eine Antwort darauf fand.

Morgen war Weihnachten, das schönste Fest des Jahres aber für mich artete es nun in das traurigste aus. Insgesamt verbrachte ich zwei Stunden an der Isar, bevor ich noch einen kurzen Abstecher zum Marienplatz machte. Planlos suchte ich einige Geschäfte auf, nur um mit die Zeit zu vertreiben und diesen Tag irgendwie herumzukriegen. Ich wollte mit niemandem über meine Probleme reden, mir war einfach nicht danach.

Als ich eine Stunde später nach Hause zurückkehrte, wurde ich von Nelia empfangen, die mit reichlich angepisstem Gesichtsausdruck vor meiner Zimmertür stand.

„Was ist das mit dir und Niall?", fragte sie provokativ. „Stimmt es, dass ihr euch eine Auszeit nehmen wollt und ich alleine nach Irland fliegen muss?"

Sie hatte also bereits mit Darragh gesprochen, der wohl von Niall über alles informiert worden war.

„Warum fragst du denn, wenn du alles schon weißt?", keifte ich ungehalten.

„Vielleicht weil ich dir helfen will?!"

Nun schüttelte ich entschlossen den Kopf.

„Du kannst mir nicht helfen, Püppi. Das geht nur Niall und mich etwas an."

„Aber..., Bel, er ist deine große Liebe! Ihr müsst das doch ausdiskutieren!", fing sie an zu jammern.

„Wir müssen gar nicht und vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir uns für eine Weile aus dem Weg gehen", sagte ich.

„Und wie wollt ihr das machen? Du hast doch in London gar keine eigene Wohnung?"

Nelia schien sich ja doch ein bisschen Sorgen zu machen, doch diese konnte ich ihr nehmen.

„Ich werde zu einer Freundin ziehen, die in einer WG lebt", erklärte ich lässig.

Irgendwie war ich in diesem Augenblick sehr froh, dass ich Carrie kennengelernt und mich mit ihr angefreundet hatte. Denn sie wollte und konnte mir wirklich helfen.

„Püppi, würdest du mich bitte alleine lassen? Ich muss mal telefonieren", forderte ich meine Schwester auf, die daraufhin wortlos das Zimmer verließ.

Seufzend griff ich nach meinem Handy, um das zweite Auslandstelefonat am heutigen Tag zu führen. Dieses Mal war Carrie meine Gesprächspartnerin, die sich sehr freute, als sie meine Stimme hörte.

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