25. Gone

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Mein Kopf war tief in einem Kissen vergraben, als meine Tränen wie ein Wasserfall zu laufen begannen. Der Schmerz, den ich empfand, konnte durch nichts gelindert werden. Wie hatte Niall nur so etwas tun können?

Er zerstörte meinen Glauben, meine Hoffnung, unsere Liebe, all das, wofür ich lebte. Mein Herz brach in zwei Teile, wie damals als ich nach Neuseeland ging, nur mit dem Unterschied, dass Niall es nie wieder zusammensetzen würde. Was war nur aus ihm geworden? Er erzählte mir Lügen und dachte, es würde nicht herauskommen. Für wie dumm hielt er mich eigentlich? Was hatte ich ihm getan, dass er mich so behandelte?

Langsam kam die Wut in mir hoch und ich griff nach meinem Handy, das direkt neben dem Kopfkissen lag, um Nialls Nummer zu wählen. In jenem Moment war es mir total egal, dass ich gleich ein ziemlich teures Gespräch nach Irland führen würde, denn ich wollte einfach nur meinen Emotionen freien Lauf lassen. Bereits nach dem ersten Klingeln meldete er sich.

„Hey, Bel. Schön, dich zu hören! Wie geht's dir denn?"

Hatte er eigentlich noch alle Tassen im Schrank, mich so etwas zu fragen? Meine Reaktion erfolgte binnen Sekunden.

„Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein?", blökte ich ins Telefon. „Du besitzt tatsächlich die Frechheit mich zu fragen, wie es mir geht, nachdem die Bilder mit der Schlampe auf Twitter gepostet wurden, mit der du dich kürzlich getroffen hast?!"

Ich war auf hundertachtzig, kochte förmlich und wollte ihm ordentlich die Meinung sagen. Doch nun war es Niall, der mich nicht zu Wort kommen ließ.

„Denkst du nicht, dass du einfach nur übertreibst und dir erstmal anhören solltest, was ich dazu zu sagen habe?", sagte er in unwirschem Tonfall.

„Nein! Die Bilder sprechen eine eindeutige Sprache und bestärken meine Annahme, dass du sie im Park geküsst hast!"

Es war mir egal, dass ich ziemlich laut war und auch, dass ich einen sehr unfreundlichen Ton drauf hatte aber genau das verdiente er, zumindest in meinen Augen. So ließ ich nicht mit mir umspringen!

„Weißt du was, Bel? Wenn du mir so wenig vertraust, dann ist es vielleicht besser, wenn wir uns eine Auszeit nehmen!", kam es nun von Niall.

Ich konnte heraushören, dass er echt angepisst war, somit befanden wir uns auf dem gleiche Level, was den Gemütszustand betraf. Eine Auszeit! So fing es meistens an, wenn die Typen sich trennen wollten, ohne einen plausiblen Grund nennen zu müssen. Da ich aber die Schnauze gestrichen voll von seinen Erklärungen hatte, war es ein Leichtes für mich, dem zuzustimmen.

„Von mir aus gerne!", keifte ich zurück. „Ich werde sofort ausziehen, sobald ich in London eintreffe!"

Er sollte nicht denken, dass ich nun winselnd angekrochen kam und ihn um Verzeihung bitten würde, denn wenn einer das tun musste, dann war er das. Die Frage war nur, ob ich diese Entschuldigung jemals annehmen würde, denn ich war so verletzt, dass ich im Moment einfach nur Abstand wollte.

„Ok, dann weiß ich Bescheid und ich gehe davon aus, dass wir uns am Donnerstag und auch an Silvester nicht sehen werden", kam es von Niall.

Er klang irgendwie verletzt, obwohl diese Gefühlsregung wohl eher mir zustand, denn er hatte schließlich den Scheiß gebaut, nicht ich.

„Das siehst du richtig!"

Nach diesen Worten legte ich einfach auf, wischte meine Tränen aus den Augen und griff nach meiner dicken Jacke. Ich wollte einfach nur nach draußen gehen, denn in meinem Zimmer fehlte mir die Luft zum Atmen.

Mein Kopf fühlte sich an, als ob er gleich platzen würde und ich wollte niemanden sehen, geschweige denn mit jemanden sprechen. Schnell stürmte ich aus meinem Zimmer, zog im Flur meine Stiefel an und rannte nach draußen. Die Luft war kalt aber trocken und die Sonne stand hoch am Himmel. Eigentlich war es ein wunderschöner Tag, doch ich hatte keinen Blick für den klaren, eisblauen Himmel, sondern meine Gedanken wanderten zu den Ereignissen der letzten Tage.

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