Adrenalin

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Ich bin auf der Flucht. Auf der Flucht vor dem Gesetzt und verdammt, ich liebe es. Es fühlt sich unglaublich gut an, wenn Adrenalin in dein Körper strömt und jeden Muskel übernimmt. Dein Puls erhöht sich, dein Atem ist unkontrolliert und schnell.

Die einen sind süchtig nach Alkohol, andere nach Zigaretten und ich bin Süchtig nach Adrenalin. Vielleicht ist das auch genau der Grund, warum ich das tue.

Während ich auf meinem Board die üppige Straße entlang fahre, drehe ich mich immer wieder nach Tyler um. Am Anfang hat er wirklich gut mitgehalten, doch mittlerweile hat er stark nachgelassen. Ich kann ihn kaum noch sehen. Das einzige, was für mich noch sichtbar ist, ist das Blaulicht, das immer heller wird.

Fuck! Ich kann ihn doch nicht einfach zurücklassen.

Ich verlangsame also mein Tempo und Riskiere dabei wirklich viel. Wenn ich von den Bullen geschnappt werde, dann wars das erst mal mit Graffiti's sprayen.

Langsam wird's brenzlig. Die Sirenen werden lauter, die blauen Farben immer intensiver. „Komm schon Ty, wo bist du nur?", rede ich im stillen mit mir selber.

Tyler holt mich endlich auf wackligen Beinen ein und lässt einen lauten schrei los während er scharf zu mir in die Seitengasse abbiegt: "SHIT, WIESO LÄSST DU MICH IMMER ZURÜCK?!" Ich fahre ihm hinterher und glücklicherweise ist der Weg in der Gasse wieder eben und für Tyler eindeutig leichter zu befahrbar.

Wir verlassen die Gasse wieder und flüchten weiter von der Polizei. „Ich brauch dringend eine Pause!", keucht Tyler verzweifelt hinter mir. Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein? Doch ich kenne meinen besten Freund viel zu gut. Wenn wir nicht demnächst einen Ort finden, an dem wir uns sicher verstecken können, wird Ty die Puste ausgehen und das wird unser bitteres Ende sein.

„Nur noch ein bisschen okay?", versuche ich ihn zu motivieren. Keine Wiederworte von ihm, ein gutes Zeichen. Ich richte mein Ziel in Richtung Park. Es ist schön dunkel dort und mit den Streifenwagen nicht erreichbar. Wenn wir es dorthin schaffen, haben wir gute Chancen.

„Wir sind gleich da!", rufe ich zu Tyler, der mittlerweile noch langsamer geworden ist. „Komm schon, halte durch!". Er bleibt zwar weit hinten, aber letztendlich schaffen wir es zum Park. Wir verstecken uns in einem dichten Gebüsch und lassen unseren Atem wieder zur Ruhe kommen.

„Noch eine Minute länger und ich schwöre ich wäre gestorben!", keucht Tyler und lässt sich auf den Rücken fallen. Ich hingegen versuche durch die Äste, das Blaulicht zu Orten, doch ich glaube, wir haben sie abgehängt.
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"Konntest du dein Bild fertig Sprayen?", fragt er mich, als wir uns langsam aus dem Park bewegen. Die Luft scheint mittlerweile rein zu sein.

"Ja, gerade noch so. Aber wenn die Typen immer so ein Timing haben, befürchte ich, werden wir ein Problem haben."

Dass ich Künstlerisch begabt bin, hab ich schon als kleiner Junge gewusst, nur war es mir viel zu langweilig auf Leinwänden oder Papier zu Malen. Ich wollte, dass jeder meine Werke sieht. Ich wollte, das Menschen berührt werden von meinen Bilder. Ich wollte, das man über sie Nachdenkt. Dass sie jemanden im Gedächtnis bleiben. Und dann, vor ein paar Monaten hatte ich das Sprayen angefangen zusammen mit Tyler. Wobei er weniger am Sprayen, sondern mehr für die Geschichte meiner Bilder verantwortlich war.

Normalerweise läuft es so ab. Ich sage Tyler, was ich als Thematik für mein nächstes Bild nehmen möchte und er verfasst eine Geschichte. Einen kleinen Ausschnitt nur. Genau den Ausschnitt, den ich dann Sprayen werde. Tyler ist mir dabei eine große Hilfe, denn ehrlich gesagt bin ich sehr gut im zeichnen. Aber die Motive, die wollen mir nie so richtig einfallen.

Zusätzlich kümmert er sich auch um das organisatorische. Wo wir zuschlagen, an welchen Tagen, welche Uhrzeit etc. 

Inzwischen ist mein Wunsch war geworden. Die ganze Stadt kannte meine Werke. Tyler und ich hatten sogar schon einen Namen bekommen. Wenn man den Gerüchten aus meiner Stufe glauben schenken durfte, so war der Name 'Tainted' was so viel wie Verdorben heißt. Der Sinn dahinter ist ganz Simpel. Meine Bilder stellen meistens nur die verdorbenen Seiten der Welt dar. Alles was schlecht und böse ist. Alles, was ich ändern wollen würde, wenn ich es könnte. Ich hätte mir einen cooleren Namen gewünscht, aber meine Güte. Wenigstens war ich bekannt.

Als wir an der Tankstelle vorbei waren, die von uns beiden nur 5 Minuten entfernt ist, trennten sich die Wege von Tyler und mir. "Morgen um 16 Uhr an der Pipe. Wir müssen dich dringend etwas in Form bringen, ansonsten werden wir irgendwann erwischt.", sage ich zu Tyler und Verabschiede mich von ihm.

"Nash warte.", ruft er mir hinterher. Ich drehe mich wieder zu ihm um. "Du bist doch nächste Woche dabei oder?"

"Meinst du die Party?" Tyler nickte und fügt noch hinzu: "Ich weiß, Partys sind nicht dein Ding. Aber es ist mein 18 Geburtstag. Und du bist mein bester Freund. Also, wenn du nicht kommst, kannst du in Zukunft deine Graffiti Aktionen selber Planen.", droht er lachend.

„Natürlich werde ich da sein!", bestätige ich. Mit diesen Worten verabschieden wir uns und gehen beide in Richtung unserer Häuser.

Mal sehen, was die Leute zu Tainted's neuem Werk sagen.

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⏰ Last updated: Jan 13, 2021 ⏰

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