„Joel?“, kam es von seiner Rechten. „Hm?“ Joel sah zu Tommy, der ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Du und Tess holt die Waffen.“ Joel runzelte die Stirn und kam nicht ganz mit. „Und was ist mit dir?, fragte er verwirrt. Tommy zog Joel in eine feste Umarmung und sagte: „Ich muss dich von nun an verlassen. Dort draußen in den Bergen habe ich jemanden, der auf mich wartet. Ich muss dort alleine hin. Du und Tess seid hier sicher, okay?“ Joels Herz begann zu rasen und er drückte seinen Onkel fester an sich. Das war ein Abschied für immer, das wusste er. Er wusste, dass sich Tommys Frau und Kinder dort draußen in den Bergen verschanzt hatten. Er hatte schon immer davon geredet, dass er eines Tages dort hin wollte. Nur war Joel der Grund gewesen, weshalb er nicht konnte. Doch Joel war nun erwachsen und er konnte auf sich selbst aufpassen. Am liebsten würde er mitkommen, aber dort draußen wimmelte es von Zombies und Tommy hatte seinen Vater ein Versprechen gegeben. Das hieß die Wege von den beiden würden sich ab heute trennen. Tommy klopfte seinen Neffen noch auf die Schultern und brach dann auf. Joel sah ihn mit beklemmenden Gefühl nach und hoffte, dass er eines Tages Tommy doch nocheinmal zu Gesicht bekam.

Tess hatte den Abschied schweigend mitangesehen und kam jetzt mit ausgestreckten Armen auf Joel zu. Joel nahm die liebe Geste dankend an und versank in ihre Umarmung. Er zog den Duft von Tess ein und war froh, dass sie immer noch so roch wie immer. Nach Pfirsichen. Der Geruch war ihm so vertraut und einzigartig. Niemand roch so gut wie Tess. Sie strich ihm über die Haare und küsste ihn dann. Doch Joel zog sich zurück und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Tess. Ich kann nicht.“ In Tess Augen flackerte soetwas wie Verletzlichkeit auf, doch die verschwand so schnell wieder, dass sich Joel nicht sicher war, ob das wirklich der Fall war. Tess überspielte alles mit einen Lächeln und winkte ihn dann ihr nach. Sie verließ das Haus und ging Richtung der kleinen Lücke. Joel folgte ihr schnell und hatte viele Fragen auf der Zunge brennen. Doch er stellte sie nicht. Er wollte so gerne wissen, ob Tess nicht doch mehr für ihn fühlte als eigentlich abgemacht war. Die beiden hatten sich geschworen nie echte Gefühle füreinander zu hegen, denn Joel würde niemals eine Beziehung eingehen können. Doch Tess verhielt sich in letzter Zeit merkwürdig und oft zeigte sie Eifersuchtsattacken, wenn Joel mit anderen Mädchen lachte.

„Raus mit euch“, brüllte ein Soldat und schubste drei Leute aus einen Gebäude. Joel blieb abrupt stehen und beobachtete das Schauspiel. Zwei weitere Soldaten postierten sich und schnitten den dreien den Fluchtweg ab. Einer von ihnen hatte ein Gerät in der Hand, mit dem man erkennen konnte ob ein Mensch infiziert war oder nicht. In der Regel dauerte es zwei Tage bis man sich vollständig in einen Zombie verwandelte und alles menschliche verloren hatte. Der erste war sauber, doch der zweite wurde als infiziert erkannt und man stopfte ihn unsanft etwas in den Mund. Schaum trat aus seinen Mund und er zuckte unkontrolliert, dann starb er. Joel hatte das schon tagtäglich mitangesehen. Sie vergifteten die Leute. Für manche war das ein Segen, nicht viele wollten sich in solche Bestien verwandeln. Der dritte wurde auch als infiziert abgestempelt doch der versuchte zu fliehen. Der Soldat schoss ihm gnadenlos in den Kopf. Joel zuckte mit keiner Wimper und spürte plötzlich eine Hand sanft an seinen Ärmel rütteln. „Joel. Komm jetzt. Wir müssen los!“ Tess zog ihn Richtung Stützpunkt. Beide wurden von Soldaten aufgehalten. „Eure Pässe bitte“, sagte er und streckte seine Hand aus. Tess zog ihren hervor und legte ihn in die Hand des Soldaten. Joel wollte gerade dasselbe tun als plötzlich vor den Toren eine Bombe explodierte. „FIREFLIES“, schrie ein Soldat und alarmierte die übrigen. „Komm wir müssen hier sofort weg!“, rief Tess und zog Joel mit sich. Beide rannten in ein Gebäude und verschlossen es gut hinter sich. „Du blutest“, bemerkte Tess und nahm Joels rechte Hand vorsichtig in die Hand. Joel zuckte leicht zusammen und sah das Blut aus einen Schnitt quellen. Vorhin hatte er gar nicht bemerkt, dass er verletzt war. Wahrscheinlich hatte ihn irgendein Splitter erwischt. Der Schnitt war nicht tief, doch in heutiger Zeit würde sogar kleine Verletzungen dein Tod bedeuten. Tess zog ihren Rucksack vom Rücken und holte Alkohol und Verband heraus. Sie verarztete Joel sorgfältig und forderte ihn dann auf weiterzugehen.

Beide hatten das Untergeschoss erreicht, in dem Utensilien von Joel und Tommy versteckt waren. Joel nahm seinen Rucksack, steckte eine Karte rein und lud seine Pistole nach. Dann nahm er Tommys Pistole und reichte sie Tess. Tess nahm sie schweigend an und machte sich dann auf den Weg zu einer kleinen Öffnung. „Dort unten lauern ganz sicher Infizierte, Tess. Wir müssen vorsichtig sein“, warnte Joel sie vor und folgte ihr dann.

Das Untergeschoss war stockdunkel und den beiden blieb nichts anderes übrig als ihre Taschenlampen anzuschalten. Vorsichtig tasteten sie sich vor und versuchten so wenig wie möglich Lärm zu machen. „Glaubst du wirklich hier haben sich Zombies versteckt?“, flüsterte Tess und duckte sich unter einen eingestürzten Durchgang. Joel folgte ihr und wisperte zurück: „Ja natürlich. Hier unten ist es dunkel und hier sind bestimmt welche gestorben. Du weißt ja, dass es in uns allen steckt. Und wenn wir sterben mutieren wir zu ihnen wenn wir uns nicht durch einen Kopfschuss töten.“ Tess legte einen Finger auf die Lippen und drückte sich dann an die schimmlige Wand. Joel schlich sich neben sie und horchte angespannt. „Hilfe. Bitte helfen Sie mir“, hallte es durch die Tunnel. Joel lief ohne nachzudenken auf die Stimme zu. „Joel!“, rief Tess ihm gepresst nach und versuchte ihn aufzuhalten. Doch er glitt ihr aus den Fingern und sie verlor ihn in der Dunkelheit. „Scheiße!“, fluchte sie und drückte sich wieder an die Wand.

Joel hingegen leuchtete mit seiner Taschenlampe durch den Raum und sah dann unter einen umgestürzten Balken jemanden liegen. Eine große Bisswunde prankte auf seinem Hals und Joel musste heftig schlucken, als der Mann ihn mit flehenden Augen nach Hilfe bat. Joel holte seine Pistole heraus und zielte auf ihn. „Nein. Bitte.“ Ein Schuss hallte durch die Tunneln und Tess unterdrückte einen erschrockenen Schrei. Mit großen Augen rannte sie durch die Dunkelheit und rief leise nach Joel. Plötzlich packte sie etwas von hinten und sie schrie vor Schreck auf. Joel legte ihr die Hand auf den Mund und bedeutete ihr leise zu sein. Er zerrte sie hinter einen Schutthaufen und flüsterte: „Der Schuss hat Beißer angelockt.“ Tess Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und sie atmete in Joels Augen zu laut. Joel drehte Tess zu sich herum und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Tess. Tief durchatmen. Beruhig dich. Wenn du jetzt ausrastest, dann sind wir so gut wie tot!“ Tess nickte und atmete tief ein und wieder aus. Ihr Puls normalisierte sich wieder. Genau richtig bevor sie schlurfende Schritte ganz in ihrer näher vernahmen. Joel kramte in seiner Hosentasche und zog ein Messer heraus. Er packte es fest und bedeutete Tess hier zu bleiben. Ein Grollen ging durch die Tunnel und der Beißer witterte die beiden Lebenden in seiner Nähe. Joel versuchte um den Infizierten rumzuschleichen, doch der Beißer witterte ihn zuerst und stürzte sich laut brüllend auf den jungen Mann. „Ah“, kam es aus Joels Kehle und er landete unsanft auf den Rücken. Seine Taschenlampe flog aus seiner Reichweite und es war zappenduster. Er konnte sich jetzt nur auf sein Gehör verlassen. Er hörte den Beißer vor sich, doch der wurde von etwas abgelenkt. Plötzlich durchriss die Stille wieder ein Schuss und etwas fiel zu Boden. „Ist er tot?“, fragte Tess und leuchtete mit der Taschenlampe auf das Zombie. Joel rappelte sich hoch und klopfte den Staub von seinen Sachen. Er betrachtete den Beißer genau und nickte dann zustimmend. „Ja er ist tot. Komm wir müssen weiter.“ Er reichte Tess seine Hand, die sie erleichtert annahm. Tess hatte zwar schon einige Zombies damals erledigt, bevor sie in diese Stadt kam, nur ging sie ihnen weitgehend aus den Weg, wenn es sich einrichten ließ. Aber wenn es drauf ankam konnte man sich doch auf Tess verlassen. Joel zog sie mit sich und führte sie ans Tageslicht. „Oh mein Gott. Endlich draußen“, sagte Tess erleichtert und zog die frische Luft in sich. „Komm. Wir sind bald am Kai. Dort wo sich unser lieber „Freund“ Robert aufhaltet.“ Joel verfiel in einen leichten Trab. Tess hatte Schwierigkeiten mit Joel mitzuhalten und rief: „Joel. Wieso rast du denn so?“ Joel blieb stehen und schenkte Tess ein schiefes Grinsen. „Sorry Tess. Aber wir haben es jetzt nicht mehr weit. Ich kann dort hinten schon den Schwarzmarkt sehen.“ Tess schloss zu ihm auf und hakte sich halberssicher bei ihm unter. „Ich nütze nichts wenn ich aus der Puste bin, lieber Joel. Meine Ausdauer ist nicht gerade die beste. Das weißt du doch“, tadelte sie ihn und knuffte ihm spielerisch in die Seite. Joel lachte und tätschelte seiner besten Freundin den Arm. „Was würde ich nur ohne dich machen.“ „Tja. Verrecken.“ Sie grinste kokett und zog ihn dann mit sich zum Schwarzmarkt.

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⏰ Last updated: Aug 14, 2013 ⏰

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