Es ist eine Woche vergangen, seit ich zu meiner Tante geflüchtet bin. Nachdem ich mich am Morgen darauf wieder gefasst und realisiert habe, wo ich die Nacht verbracht habe, bin ich einfach gegangen. Nachhause wollte ich nicht, auf jeden fall noch nicht, ich war nicht bereit auf friede freude eierkuchen und heile Familie zu machen. Vielleicht konnte das Mum, sie wusste ja nicht, dass Dad nur zwanzig Minuten von uns entfernt wohnt, wieder geheiratet und ein Sohn hat. Sie lebt im Glauben, er sei irgendwo anders, mit dieser Jüngeren, für die er uns anscheinend verlassen hat. Also bin ich zu Tante Lily gegangen. Sie ist zwar die Schwester von Mum, aber sie findet es auch nicht so toll, dass sie mir und ihr nichts sagte.
In der Schule ging ich jedem aus dem Weg. Das war schwer, da ich eigentlich alle Kurse mit Liv hatte, die auch versucht hat, mit mir zureden. Jonas ist auch manchmal gekommen und hat versucht mit mir zu reden, aber ich blockte immer ab. Liv schickte dann Logan zu mir. Wahrscheinlich dachte sie, er würde mich zu Vernunft bekommen. Wieso verstanden sie nicht, dass ich Zeit brauche. Jeder geht mit sowas anders um. Und ich gehe nun mal so damit um.
Die Schulklingel läutet und endlich war die Schule vorbei. Es war vier Uhr, ich hatte noch Mittagsschule. Urgh, wie ich sie hasse. Ich packte meine Tasche und ging erst zu meinem Spint, legte die Bücher rein, die ich nicht brauchte und machte mich nach draußen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, meine Kopfhörer aus meiner Tasche zu holen, die mal wieder unter allen Sachen waren, und es schwer war, sie mit einer Hand raus zu holen. Gestört wurde ich dadurch, dass mein Name gesagt wurde. Dad stand an seinem Auto angelehnt und ich wäre fast gegen ihn und sein Auto gelaufen.
Du hättest deine Brille anziehen sollen.
"Was machst du hier?"
"Ich wollte dich fragen, ob du mit mir ein Cafe trinken willst" fragt er nervös.
"Wieso?"
"Weil ich mit dir reden möchte"
"Worüber?"
"Den wahren Grund, wieso ich gegangen bin" antwortet er und da beschloss ich, mit zu gehen.
~
Fünfzehn Minuten später kamen wir in einem Café in der Stadt an und sitzen nun gegenüber, warten auf unseren Kaffee und sehen uns an. Endlich kam die Bedienung und brachte uns unsere Bestellung. Wir bedankten uns und sie verschwand wieder.
"Also, du wolltest reden, dann rede" sage ich scharf.
"Was hat dir deine Mum gesagt, wieso ich gegangen bin?"
"Das du ein Arschloch gewesen bist, uns für eine Jüngere verlassen hast und deinen Spaß haben wolltest"
"Nichts von dem stimmt. Ich habe euch nicht verlassen, weil ich jemand kennengelernt habe. Ich bin gegangen, weil deine Mum mich betrogen hat" er stoppt.
Mum hat ihn betrogen? Nein, das kann nicht sein.
"Du lügst"
"Nein kate, das tue ich nicht. Weißt du noch, den einen Abend, wo du hohes Fieber hattest, und Mum meinte, sie geht zur Apotheke um dir was dagegen zu holen? Sie war bei der Apotheke, aber ist danach zu den Dukes rüber gegangen. Zu Joe. Ich habe sie gesehen, und als sie dann nach fast einer halben Stunde zurück gekommen ist, hatte sie ihre Bluse auf der linken Seite an und ihr Lippenstift war nicht mehr nur auf ihren Lippen" er atmet stark aus.
Ich sah es in seinen Augen. Er sagt die Wahrheit. Mum hat ihn betrogen, deswegen ist er gegangen. Er wurde betrogen und verletzt. Und Mum tut auf unschuldig, dass Dad sie betrogen hätte. Ich fasse es nicht.
"Ich wollte dich nicht verlassen Kate. Ich hatte vor, dich zu holen, dich zu mir nehmen. Aber mir war klar, dass deine Mum dir sagen würde, dass ich sie betrogen hätte. Du hast es geglaubt und mich gehasst. Sie konnte es nicht übers Herz bringen, dir zu sagen, dass sie der Grund war, dass du Jahre lang ohne Vater aufgewachsen bist. Da dachte sie, sie schiebt die Schuld einfach auf mich" ich muss mich bei ihm entschuldigen.
"Dad... Ich .. ich werde mich bei dir melden okay? ich muss noch eine wichtige Sache erledigen" ich legte etwas Geld auf den Tisch, und lächelte Dad noch einmal zu, der mich aufhalten wollte, aber ich war schon durch die Tür gegangen.
~
Nach dem treffen mit Dad ging ich sofort nachhause um mir meine Tasche zu packen, das wichtigste einfach mitnehmen. Ich werde wohl noch eine Weile bei Tante Lily übernachten müssen.
Jahrelang gab ich Dad die schuld, und dachte, er sei ein Arschloch. Aber er war nicht schuld, Mum war diejenige, die alles kaputt machte. Verstehen würde ich sie nie. Wie kann sie ihm fermd gegangen sein. Sie waren doch glücklich. Oder nicht? In dem Moment fiel meine Zimmertür auf und Mum steht mitten im Raum.
"Kate Schatz, du bist da, ich habe mir solche sorgen gemacht" sie sah besorgt aus, kam auf mich zu, wollte vermutlich mich umarmen, aber ich ging ein Schritt zurück und streckte meine Hand vor, um sie zurück zuhalten.
"Bleib wo du stehst mum" sie verstand nicht und zog ihre Augenbrauen zusammen.
"Was .. Ist etwas passiert?" fragt sie nervös und sieht mich verdutzt an.
Ich lachte. "Ob was passiert ist? Naja, was denkst du denn, wenn dir dein Dad sagt, dass nicht er fremd gegangen ist, sondern deine Mum?" meine Stimme wurde lauter.
"Sag mir Mum. Wie konntest du mir jahrelang ins Gesicht lügen? Seit fünf Jahren hast du was mit Joe? Ich hätte alles erwartet, aber nicht das du so eine Ehefrau bist, die ihren Mann betrügt" lachte ich kolossal.
"Lass es mir dir erklären" versucht sie mich zu beruhigen.
"Nein Mum. Noch eine weitere Lüge brauch ich nicht. Eine mehr oder weniger ist egal. Du hast mich angelogen und hast mir meinen Dad genommen, das verzeih ich dir nicht. Du hast dir das allein angetan" meine Stimme sank und ich sah sie nur noch mitleidig an.
"Tschüss Mum" mit Tränen in ihren Augen ließ ich sie in meinem Zimmer stehen und verschwand aus meinem ehemaligen Zuhause.
~
Ich machte es mir in meinem jetzigen Zuhause bequem, was hieß, eine Pizza im Backofen, ein Film auf dem Laptop und ein großes Sofa für mich ganz allein. Immer noch geschockt von Mums Verhalten und in Gedanken vertieft, merke ich nicht, dass es an der Tür klingelt.
Ich ignoriere es, sagte ich zu mir selbst. Aber es klingelt wieder und gezwungen stand ich vom Sofa auf und ging zur Tür.
Eigentlich dachte ich, es wäre jemand für Tante Lily gewesen. Oder der Nachbar der nach Zucker oder sonst was fragt, aber nein, ich täuschte mich.
"Hey" er hatte eine Hand in seiner Hosentasche und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare
"Was .. Woher weißt du das ich hier bin?" ich dachte nach, ob ich ihm je von Tante Lily erzählt habe.
"Ich wusste es einfach" seine Stimme war ruhig, und so gar nicht hart. Einfühlsam.
"Ich hab grad wichtigeres zu tun, also was willst du?" mit wichtig war meine Pizza gemeint, was den sonst.
"Mit wichtig meinst du wohl dir Pizza die im Ofen steht und der ganze Geruch in der Wohnung verteilt ist?" lächelt er leicht und ich wurde rot.
"Was wills--"
"Ich liebe dich"
Steif stehe ich da, denke nochmal an die Wörter, die er gesagt hat, an die drei Wörter, die ich lange nicht gehört habe, die mich immer weich gemacht habe, und die mir am Ende doch das Herz gebrochen haben.
"Das tue ich wirklich. Habe ich immer und werde ich immer machen. Das solltest du wissen" er kam auf mich zu , gab mir ein Kuss auf die Wange und ging.
Diese kurze Berührung seiner Lippen auf meiner Wange bereitet eine Gänsehaut auf meinem Körper.
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GETTING OVER ✔️
ChickLitTeil 1. Sie wollte einfach die Schule beenden, aufs College gehen und ihr Leben leben. Sie war nicht beliebt, sie hatte nicht viele Freunde, ihr reicht eine, um den Schultag zu meistern. Sie verliebt sich in den Neuen der Schule, der von jedem Mädch...
