Ein düsterer Wunsch

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Und was sind das für Gründe? Du weißt es, oder? Dich weiht Dumbledore doch natürlich immer in alles ein!" Harry war wirklich sauer.

"Das ist eine Sache zwischen den beiden, die ich nicht näher erläutern werde." Rosalie blieb standhaft und wehrte jeden Angriff von Harry auf ihren Geist ab. Sie beherrschte die Kunst der Okklumentik perfekt. "Würdest du mal damit aufhören?!", fuhr sie ihn an.

"Das ist nicht fair. Ich bin für dich wie ein offenes Buch, aber deine Gedanken bleiben mir verwehrt? Es sei denn, du willst es, wenn ich etwas erfahre. Dann zeigst du mir nur das, was ich deiner Ansicht nach erfahren darf.

Du und Dumbledore behandelt mich wie ein Kleinkind, dem man die unschönen Details vorenthalten sollte. Ich komme mit der Wahrheit zurecht. Also wieso erfährst du immer alles und ich so gut wie gar nichts?!", schrie Harry Rose wütend an.

"Unwissenheit ist manchmal ein Segen. Glaub mir, einige Sachen hätte ich auch am liebsten niemals erfahren und das ich mit diesem Wissen leben muss, zerfrisst mich.

Dumbledore erzählt mir alles, weil er es mir geschworen hat. Es war nicht meine Idee, sondern seine. Er hat mir vor Beginn des 5. Schuljahres den Unbrechbaren Schwur geleistet.", gestand Rosalie.

Alle bis auf Harry schnappten entsetzt nach Luft, da er nicht wusste, was das war. "Der Unbrechbare Schwur?!"

Als Harry von den anderen erklärt bekam, was der Unbrechbare genau war und welche Konsequenzen er mit sich zog, starrte er seine Schwester auch entsetzt an.

"Dafür braucht man doch auch einen Dritten. Jemanden, der den Zauber ausführt ..."

"Snape.", antwortete Rose knapp mit verschränkten Armen. "Ich beantworte keine weiteren Fragen, was den Schwur betrifft."

Sie beließen es dabei. Aus Furcht, da sie nicht alle Einzelheiten, was die Verpflichtungen des Schwurs betraf, kannten.

***

Rosalie suchte gerade in den Zimmern nach ihrem verlorenen Ohrring, als sie ein Schulbuch unter Harry's Kopfkissen fand. Warum hatte ihr Bruder das mitgenommen? Und dann auch noch ausgerechnet ein Buch über sein Hassfach Zaubertränke, in dem er unerklärlicherweise in letzter Zeit wirklich gut war?

Sie klappte es auf und las den Vermerk auf den Besitzer. Der "Halbblutprinz". Wer zum Teufel sollte das sein?! Sie blätterte das Buch durch und dann wurde ihr alles klar. Das Buch war voller genialer handschriftlicher Randnotizen, die ihrem Bruder zu seinem Erfolg in Zaubertränke verhalfen.

Rosalie las sich alle Anmerkungen durch und prägte sie sich mit ihrem fotografischen Gedächtnis ein. Da waren auch einige Zaubersprüche mit dabei, von denen sie bisher noch nie gehört hatte.

Dann ging sie mit dem Buch wieder runter zu den anderen. "Und? Hast du deinen Ohrring gefunden?", fragte jemand beiläufig.

"Nein, aber dafür etwas anderes ... Harry, wer ist der Halbblutprinz?" Rose sah ihren herumdrucksenden Bruder abwartend an und hielt das abgenutzte Zaubertrank-Schulbuch hoch.

"Ich hab wirklich keine Ahnung, wer das ist.", antwortete er ihr dann ehrlich.

"Der was?!", fragten einige nach.

"Der Halbblutprinz.", wiederholte Rosalie langsam, klar und deutlich, sodass es auch der Letzte verstehen konnte.

Harry erzählte den anderen alles über das Buch, doch keiner konnte sich darauf einen Reim machen. Niemand wusste, wer dieser geheimnisvolle Halbblutprinz war. Es war jedenfalls kein offizieller Adelstitel, sondern wahrscheinlich nur der Spitzname eines brillanten Zaubertrank-Schülers.

***

Ein wahnsinniges Gelächter, das Rosalie schon einmal gehört hatte, drang an ihre empfindsamen Ohren. Bellatrix Lestrange. Sie saß sofort kerzengerade auf ihrem Bett.

Der ungezähmte Hass auf diese fanatische Todesserin flammte in ihr auf. Sie hatte nicht nur unzählige unschuldige Menschen auf dem Gewissen, sondern auch Neville seiner Eltern beraubt. Sie hätte ihnen fast auch noch Sirius genommen und Rose wäre auch beinahe durch ihren Zauberstab gestorben.

Hass ist wie Liebe ein sehr mächtiges Gefühl. Hass kann einen richtig vereinnahmen, wenn man ihn nicht im Zaum hielt. Deswegen ließ Rosalie es eigentlich nie soweit kommen, dass sie jemanden wirklich abgrundtief hasste.

Doch Bellatrix Lestrange und Lord Voldemort waren die einzigen Ausnahmen. Vielleicht auch Pansy Parkinson, obwohl es bei ihr sich noch in Grenzen hielt.

Doch auf Bellatrix Lestrange verspürte Rose einen solchen Hass, dass in ihr erstmals der düstere Wunsch geweckt wurde, einen Menschen zu töten. Sie. Ohne es verhindern zu können, setzte sich dieser Wunsch in ihr fest und entschlossen schnappte sie sich ihren Zauberstab, bevor sie kopflos hinunter rannte.

Zur selben Zeit fühlte Harry Potter genau dasselbe wie seine Schwester und tat es ihr gleich. Ginny folgte ihm besorgt.

"Rose! Harry! Ginny!", schrien mehrere Stimmen ihnen hinterher, als sie aus dem Haus stürmten.

Eine Feuerbarriere versperrte ihnen den Weg. Das ganze Grundstück wurde damit eingekreist. Inzwischen waren alle aus dem Haus nach draußen gekommen. Ein grüner Blitz verfehlte Rosalie knapp. Molly keuchte erschrocken auf. Um ein Haar wäre Rose gestorben.

Bellatrix Lestrange, Fenrir Greyback und ein paar andere Todesser erschienen vor ihnen. Bellatrix feuerte wieder mit hasserfüllter Miene einen Todesfluch auf Rose ab, den diese abwehrte.

Ein Zauberspruch für Feinde, den sie durch den Halbblutprinzen aufgeschnappt hatte, kam ihr in den Sinn. Sie wusste zwar nicht, was der Fluch genau bewirkte, aber sie feuerte ihn trotzdem auf ihre Feindin ab. "Sectumsempra!"

Der Fluch verfehlte knapp ihre Brust und traf sie auf ihrem nackten Arm, der mehrfach aufgeschlitzt wurde und aus dem nun Blut strömte. Bellatrix kreischte vor Schmerz und sank vor ihr auf die Knie. Erbarmungslos erhob Rose wieder den Zauberstab gegen sie und die Mordlust stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.

Alarmiert versuchte Remus an Rosalie's Verstand zu appellieren, welcher sie gerade verlassen hatte: "Rose, du willst das nicht tun! Wenn du sie jetzt umbringst ... Du weißt nicht, was das mit dir anstellen wird. Es wird dich bis an dein Lebensende verfolgen. Egal, ob sie es verdient hat oder nicht."

"Na mach schon!", grinste Bellatrix. "Dann bist du nicht besser als ich. Wenn ich so darüber nachdenke, könnte der Dunkle Lord solch unzimperliche Mädchen wie dich gut gebrauchen."

Diese Worte waren wie ein Eimer kaltes Wasser für Rosalie. Oh Merlin! Was tat sie da nur? Sie ließ den Zauberstab entsetzt über sich selbst sinken und atmete schwer.

Die Todesser disapparierten wieder und Rosalie brach in Tränen aus. °Ich hätte sie fast getötet ... Ich ... Das bin doch nicht ich! ...°

°Ehrlich, Rose ... Diese Schlampe hat es auch nicht anders verdient.°

°Es geht hier doch nicht um sie. Sondern es geht hier um mein Denken. Allein der Wunsch, jemanden töten zu wollen ... Ich wollte ... Nein, ich WILL sie töten. Ich hasse sie so sehr und ...°

°Mir geht es genauso.°, gab Harry kleinlaut zu.

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt