Kapitel 6 - Love Actually?

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Die Tür öffnet sich einen Spalt breit und ein Lockenkopf kommt zum Vorschein. "Stör ich?" 

Harry steht immer noch im Gang, nur sein Kopf schaut ins Zimmer. Plötzlich merke ich, dass ich ja nur das blöde Minnie Maus T-Shirt anhabe und verschränke die Arme vor der Brust, um das peinliche Bild zu verdecken. Meine Haare sind auch total verstrubbelt. Oh mann, warum ausgerechnet jetzt? Und was will er mitten in der Nacht in meinem Zimmer? 

"Äh, nee passt schon." 

"Darf ich reinkommen?" - "Äh, na klar!" Schnell lasse ich die unordentliche Tasche unter der Bank verschwinden und versuche meine Haare mit meinen Fingern zu bändigen während er die Tür hinter sich schließt. 

"Tut mir wirklich Leid, dass ich keine Zeit hatte. Es ist nur ziemlich stressig und so."

"Ja, hab ich mitbekommen. Is doch nicht so schlimm!" 

"Also... ich dachte als Entschädigung könnten wir uns einen Film anschauen?" Er wedelt mit einer DVD in der Luft herum. Erst jetzt merke ich, dass er sie schon die ganze Zeit in der Hand hatte, genauso wie die Chips. "Also nur wenn du willst." 

Ich muss lächeln und spiele mit einer Haarsträhne um meine Unsicherheit zu überspielen. Ich würde so gerne einen Film mit ihm anschauen... Nur wir zwei... 

"Was ist es denn für ein Film?" 

"Love Actually?" Er hält sich die Hülle vors Gesicht. Langsam lässt er sie wieder sinken und ein grinsender Harry kommt zum Vorschein. 

!Ist das nicht ein Weihnachtsfilm?" 

"Ach, Love Actually geht immer! Also, wollen wir?" Ich nicke und er macht lächelnd die Hülle auf, um die DVD in den an der Wand hängenden Flachbildfernseher einzulegen. Ich schlüpfe auf die linke Seite des Bettes, stopfe mir das große flauschige Kissen hinter den Rücken und schaue ihm dabei zu wie er den Film anmacht. Mit seiner großen Hand umfasst er die DVD und schiebt sie in den dafür vorgesehenen Schlitz. Er drückt ein paar Knüpfe, aber ich weiß nicht welche, denn mein Blick ist viel zu sehr auf sein konzentriertes Gesicht fixiert. Er beißt sich auf die Unterlippe, die Augenbrauen leicht zusammengekniffen... Als er fertig ist und der Vorspann beginnt, dreht er sich zu mir um und reißt mich aus meiner Starre.  

"Hier." Er wirft mir die Chips zu, ich fange die Tüte mit beiden Händen und reiße sie auf. Der salzige Geruch von Paprika-Chips steigt mir in die Nase. Meine Lieblings-Chips. 

"Hey, machts dir was aus, wenn ich mich auf die andere Seite setze?" Er? Hier? 50 Zentimeter von mir entfernt? Aber natürlich, ich mein, wo soll er sich denn sonst hinsetzten. 

"Ne, ähm, ist gut. Kuschel dich her." Was? Oh mein Gott, hab ich gerade gesagt 'kuschel dich her'? Geht's noch peinlicher?! Ich merke, wie meine Wangen immer röter und heißer werden.  

Er trägt jetzt ein frisches, weißes T-Shirt und schwarze Jeans. So wie es aussieht hat er sich noch nicht schlaffertig gemacht. 

Bevor er ins Bett kommt, geht er zum Lichtschalter und schaltet das Licht aus. Nur die kleine Nachtischlampe auf seiner Seite und das Licht des Fernsehers bieten noch genug Licht, damit er zum Bett findet. Bei jedem Schritt beobachte ich ihn. Is das komisch? Jap, wahrscheinlich schon.... 

Er setzt sich neben mich und ich spüre wie die Matratze unter seinem Gewicht nachgibt. Er schwingt seine Beine unter die Decke, rutscht ein Stück näher zu mir und schaut mich an. 

"Was?", sagt er unter einem kleinen Lachen, als er sieht, dass ich ihn anstarre. 

"Oh , nichts..." 

Na klar, ich mache mich nur zum Affen. Schnell versuche ich mich auf den Film zu konzentrieren. 

Die Chips Tüte steht zwischen uns und wir greifen uns ab und zu ein paar. Damit er besser rankommt rutscht er immer weiter zu mir bis sich unsere Oberschenkel fast berühren und die Tüte bei der kleinsten Bewegung knistert.  

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