(7) neue Wege

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(17.03.2019)

Seit einigen Tagen war ich wieder zu Hause. Meine Eltern hatten mich über einiges aufgeklärt, weswegen mir jetzt noch der Kopf schwirrte. Meine Mutter benahm sich wie üblich, doch mein Vater distanzierte sich etwas von mir. Die Frage, weshalb er das tat, brannte mir auf der Zunge, doch ich stellte sie nicht. Ich hatte viel zu große Angst vor der Antwort. Sie hatten mir einiges über meine leiblichen Eltern erzählt und mir endlich echte Bilder von ihnen gezeigt. Ich hatte die blonden Haare meiner Mutter. Ihre zarte Gestalt wirkte neben der robusten Statur meines Vaters fast fragil. Die spitzen Ohren meiner Mutter stachen durch ihre langen Haare heraus. Beide lächelten glücklich in die Kamera.

"Dieses Foto entstand an dem Tag, als deine Mutter erfuhr das sie mit dir schwanger ist.", hatte meine Mutter mich aufgeklärt. Seitdem stand dieses Bild in einem silbernen Bilderrahmen auf meiner Kommode. Es war eins meiner Lieblings Bilder. Auf dem zweiten hielt mein Vater mich in den Armen, während meine Mutter erschöpft in die Kamera lächelte. Einige Tage später hatten sie mich an Maya und Xavier übergeben. Einige Wochen später wurde das Königreich meiner Mutter angegriffen und beide starben bei diesem Angriff. Die Überlebenden verteilten sich im ganzen Land. Seitdem war das Königreich unbewohnt. Niemand wollte in die Ruinen zurückkehren, sagten zumindest meine Eltern.

Obwohl sie nicht meine leiblichen Eltern waren, würde ich sie weiterhin Mutter und Vater nennen. Immerhin hatten sie mich aufgezogen und geliebt. Außerdem hatten sie mich nicht entführt, sondern meinen leiblichen Eltern geholfen. Es gab keinen Grund warum ich sie jetzt plötzlich Maya und Xavier nennen sollte.
"Olivia?", hörte ich die Stimme meiner Mutter von unten. Ich legte das Buch in dem ich gerade lass auf den Tisch und lief die Treppe herunter.
"Ja?" Meine Eltern saßen auf dem Sofa, der Fernseher war Stumm geschaltet.
"Setzt dich, Olivia." Meine Mutter deutete auf den Sessel und ich setzte mich.
"Wir wollten etwas mit dir besprochen."
"Ok."
"In letzter Zeit hat sich sehr viel für dich verändert Olivia. Wir haben zwar versucht dich vor der mystischen Welt zu beschützen, aber es ist uns leider nicht gelungen." Beide wechselten einen Blick und schauten wieder zu mir.
"Wir wissen, dass dein Gefährte nicht lange von dir wegbleiben wird und niemand wird das ändern können. Deshalb haben wir uns gedacht, dass du vielleicht die Zeit, die du nicht mit ihm vereint bist, deinen Träumen nachgehen möchtest."
"Was?" Ich schaute meine Eltern an und fragte mich im Geheimen ob sie durch andere Menschen ersetzt wurden. Früher hätten sie mir nie so etwas erlaubt.
"Und was heißt das genau?"
"Wir wissen dass du an der Westwood University studieren möchtest. Auch das du gerne alleine Leben würdest. Aber auch dass du gerne in andere Städte und Länder reisen möchtest, haben wir mitbekommen."
"Aber wieso durfte ich das denn früher nicht? Außer das ich jetzt weiß wer meine leiblichen Eltern sind und das ich Noahs Gefährtin bin, hat sich nicht viel geändert. Warum habt ihr eure Meinung geändert?" Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Ich hatte mir nichts sehnlicher gewünscht als Freiheit, doch jetzt wo sie zum Greifen nah war, verspürte ich Angst.
"Wir wollten immer nur, dass du Sicher und Glücklich bist, obwohl es für dich nicht immer so aussehen musste." Ich ließ ihre Worte auf mich wirken. Passierte das gerade wirklich? Oder lag ich noch in meinem Bett und träumte?
"Bedeutet das etwa, dass ich ausziehen kann und an eine Gemischte Universität gehen darf? Ohne das ihr etwas dagegen sagt?" Meine Eltern schienen mit den Worten zu ringen, schauten sich hilfesuchend an und richteten ihre Blicke schließlich auf mich.
"Es wird uns zwar schwer fallen zurückzutreten um dich deinen eigenen Weg gehen zu lassen, doch wir sind uns sicher das Noah ausgezeichnet für deine Sicherheit sorgen wird."
"Ok." Mehr sagte ich nicht dazu. Wusste ehrlich gesagt auch nicht was.
"Wir wissen das kommt unerwartet, deshalb kannst du dir Zeit lassen und entscheiden was du möchtest. Und um dir zu zeigen, dass wir es ernst meinen, haben wir für dich ein Konto eingerichtet. Wir werden dich so lange unterstützen, bis du auf eigenen Beinen stehst." Baff saß ich da und starrte sie an. Das war noch so eine Überraschung mit der ich nicht gerechnet hatte. Meine Mutter nutzte diesen Moment aus und kramte in ihrer Handtasche, dann zog sie einen Brief heraus, denn sie mir reichte. Der Briefkopf führte die Adresse unserer Bank und so wie es sich anfühlte, enthielt der Brief eine Karte.

captured by a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt