captured by a wolf

(2) Eine wilde Nacht

(02.03.2019)

Das war der beste Abend in meinem ganzen Leben! Der Türsteher ließ uns sofort rein, kaum dass wir uns in die Warteschlange eingereiht hatten. Die Atmosphäre des Clubs war unvergleichlich. Noch nie waren so viele unterschiedliche Eindrücke zur gleichen Zeit auf mich eingeprasselt. Der Geruch, die Menschenmenge, das wechselnde Licht, die laute Musik. Begeistert drehte ich mich einmal im Kreis und schaute mir alles genau an. Wer konnte schon sagen wann ich das nächste Mal die Möglichkeit bekommen würde in einen Club zu gehen? Die Menschen in der Mitte des riesigen Raumes drängten sich aneinander, bewegten ihre Körper im Takt der Musik. Die Bewegungen wirkten hypnotisierend auf mich und ich wollte mich diesen wiegenden Körpern anschließen, doch Clara zog mich an der Hand zum hinteren Teil des Clubs.

"Wir sollten uns erstmal was zu trinken besorgen.", schrie sie über die laute Musik zu mir rüber. Ihre schwarzen, glatten Haare spiegelten die bunten Lichter. Die Hüfte schwingend trat sie an die Bar und beugte sich über die Theke, streckte ihre Brüste heraus und winkte einen jungen Mann hinter der Theke zu sich heran. Sie sagte ihm etwas ins Ohr und er verschwand wieder. Ich drehte mich ein weiteres Mal um mich selbst und saugte den Anblick in mich auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Doch diesmal schaute ich mir die Männer an und nicht den Club. Es war ganz merkwürdig. Ich hatte noch nie so viele Männer in einem Raum gesehen. Richtig gut aussehende Männer, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließen.

"Hier." Clara stand wieder neben mir und reichte mir einen bunten Drink.

"Was ist das?" Neugierig roch ich zuerst daran, bevor ich einen Schluck nahm.

"Das ist ein Cosmopolitan. Mein Lieblings Cocktail."
"Der ist echt lecker." Ich trank noch einen Schluck und leckte mir über die Lippen. Am liebsten würde ich ihn hinunter stürzen, doch meine Eltern hatten mich davor gewarnt, dass Alkohol ganz komische Dinge mit einem anstellte. Doch bis jetzt merkte ich nichts. Ganz im Gegenteil. Ich war glücklich, mein Körper bewegte sich ganz automatisch zur Musik und dieser Cocktail schmeckte überhaupt nicht nach Alkohol.

"Clara!!!" Ich hörte eine Männerstimme hinter mir und drehte mich neugierig um. Ein großer junger Mann kam auf uns zu und zog Clara in eine stürmische Umarmung. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss und ich wandte mein Gesicht ab um ihnen etwas Privatsphäre zu geben.

"Das ist Jayden, mein Freund. Und das sind Andre, Collin und Greg." Clara deutete zuerst auf den Mann der sie umarmt und geküsst hatte, dann auf seine Freunde. Mein Blick blieb an dem jungen Mann namens Collin hängen. Seine schwarzen Haare standen ihm verwuschelt vom Kopf ab und seine grünen Augen waren auf mich gerichtet. Ich schenkte ihm probeweise ein Lächeln und bekam sofort eine Reaktion. Er kam auf mich zu, beugte sich zu mir und drückte mir zwei Küsschen auf die Wangen. Überrascht wich ich zurück.

Clara schrie mir ins Ohr: "So begrüßen wir uns. Küsschen auf die Wangen." Ach so. Also beugte ich mich ebenfalls vor und drückte ihm auch Küsse auf die Wangen. So, das war mein erster Kuss. Zwar auf die Wange, aber trotzdem der Erste den ich je einem männlichen Wesen, mit dem ich nicht verwandt war, gegeben hatte. Etwas schüchtern stand ich neben ihm während Clara mit Jayden an die Bar gingen. Ich wusste einfach nicht, was ich in so einer Situation tun sollte und war erleichtert, als er mich in ein Gespräch verwickelte und ich erfuhr, dass er ebenfalls zum Shine-Clan gehörte, 26 Jahre alt war und als Banker arbeitete. Da es nicht viel von mir zu erzählen gab, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und bat ihn mit mir tanzen zu gehen.

Während sich mein Körper zum Rhythmus der Musik hin und her bewegte, beschloss ich, das Tanzen ab heute zu meinem neuen Hobby werden würde. Die Musik durchströmte meinen Körper und wie unter Zwang bewegte ich mich. Es machte viel mehr Spaß als das ewige Wühlen im Dreck. Ich liebte zwar die Gartenarbeit, doch dieser Beschäftigung konnte man ja nicht zu jeder Jahreszeit nachgehen.