Kapitel 1

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„Schatz, wo hab ich denn nun schon wieder die Schlüssel hin gelegt?" rief ich quer durchs Haus zu Shelly. Statt einer Antwort, erntete ich erst mal ein Lachen. „Hey, beruhige dich." rief sie, während sie auf mich zu kam. Sie nahm mich bei den Schultern und drehte mich um, mit dem Gesicht zum Sideboard hinter mir. Natürlich lagen sie dort die Schlüssel, wie immer. Ich musste über mich selbst lachen. Ich war außer mir vor Vorfreude und konnte es kaum mehr abwarten. Heute würde Sandrine endlich kommen und uns in Kanada besuchen. Ich hatte sie so sehr vermisst, dass an diesem Tag jede Sekunde in Zeitlupe zu vergehen schien. „Du bist so süß, wenn du so aufgeregt bist." lachte Shelly und küsste meinen unruhigen Geist zur Besinnung. „Ich freue mich so sehr auf sie." sagte ich und Shelly nickte zustimmend. „Ich würde gerne mitfahren zum Flughafen, aber es geht leider nicht." Shelly musste zum Dreh und hatte versucht, daran etwas umstellen zu lassen. Aber das war nicht möglich. Sie war der Hauptcast und ein Dreh ohne sie war inzwischen fast unmöglich geworden.

Nach dem versuchten Anschlag auf sie und mich, hatten sich die Pressemeldungen überschlagen und die Zuschauerzahlen waren ein weiteres Mal explodiert. Die vierte Staffel der Serie wurde durch den Sender sofort eingekauft und wurde mit Nachdruck produziert. Die Autoren überschlugen sich vor Ideen und hatten zwei neue Mitarbeiter bekommen, die geradezu strotzten vor Energie. Alle waren aufgeputscht durch die erneute Welle des Ruhms, die die Serie und eben auch Shelly überrollte. Inzwischen wurde sie synchronisiert in fünfzehn Sprachen und würde bald in diesen Ländern auf Sendung gehen. In Deutschland wurde viel Werbung für die Serie gemacht und sie bekam einen neuen Sendeplatz in der Primetime, bei einem der marktführenden Sendeanstalten.

Die Serie war der Hit und durch diese Vorfälle bekam sie die Aufmerksamkeit, die sie verdiente. Ich beantwortete fleißig die wahnsinnigen Berge an Fanpost. Ich musste lernen mich kürzer zu fassen, manchen nur den Wunsch eines Autogramms zu erfüllen, um das alles bewältigen zu können. Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass viele Rat suchten und ich tat mein Bestes, um diesen Schreibern eine Unterstützung zu sein.

Für Shelly wurde der Weg zum Studio in den letzten Wochen zum Spießrutenlauf. Ihre Nominierung für den leo award stand und jeder wollte mit Fotos von ihr das große Geld machen. Wenn ich unterwegs war, hielt es sich in Grenzen, mit Shelly zusammen brachten wir regelmäßig Unruhe in Restaurants, auf Gehwegen, auf der Straße. Wir erreichten zunehmend mehr Bekanntheitsgrad und wuchsen beide nach und nach hinein in eine Beziehung in der Öffentlichkeit. Uns beiden war das neu. Shelly hatte sich nie zuvor mit einer Frau in die Öffentlichkeit gewagt. Ich schon, allerdings war ich nie prominent. Es war alles anders und die Namensverschmelzung zu „Frashell", die im Internet kursierte amüsierte uns und störte nicht wirklich. Die Facebook-Seite von Shelly, die ebenfalls ich pflegte, musste ich inzwischen für private Nachrichten sperren, weil der Postkorb regelmäßig übergelaufen war und ich einfach nicht die Kapazität hatte, allen gerecht zu werden und selbst wenn Shelly mit die Fanpost bearbeitete, waren es einfach zu viele. Der Weg war kurz, um Shelly vermeintlich nahe zu sein und wurde deshalb auch oft genutzt. Viele nutzten ihre Chance, ihr ihre Liebe zu gestehen, manche, um obszöne Dinge zu schreiben, andere wiederum, zum Glück nur sehr wenige, um uns anzugreifen. Das Internet gab zu vielen den Raum, ihr krankes Denken unerkannt an den Adressaten zu senden. Die meisten jedoch waren Fans von Shelly und wieder andere vor allem an uns als Frauenpaar interessiert. Private Selfies von uns mochten die Leser wohl am liebsten. Da konnte ich immer wieder zuschauen, wie die Zahl der Likes unaufhörlich in die Höhe schnellte.

Ab heute hatte ich mir allerdings frei genommen für die nächsten drei Wochen. Es war kurz vor der Sommerpause und auch Shelly würde in einer Woche Urlaub haben. Sie würde die nächsten drei Monate dann nicht drehen müssen, nur hin und wieder eine Veranstaltung.

„Bye mein Schatz, ich wünsche dir einen wunderschönen Tag mit Sandrine. Bis heute Abend." verabschiedete sich Shelly und fuhr Richtung Studio. Ich machte mich auch auf den Weg zum Flughafen.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt