Kapitel 8 - Nachhilfe bei Mr. McGray

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London, 04.09.2015

'Jake trat näher auf mich zu. Er war jetzt so nahe, dass mich seine hellbraunen, verwuschelten Haare im Gesicht kitzelten. Er beugte sich zu mir herunter, so dass ich seine goldenen Augen mit dem lustvollen Funkeln darin erkennen konnte. Uns trennten nun nur noch Zentimeter und ich konnte nicht anders, als meinen Blick zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her huschen zu lassen. Wie es sich wohl anfühlt, sie zu küssen?

Jake schien zu bemerken, dass ich ihn anstarrte, denn sein Grinsen wurde noch breiter. Aufeinmal nahm er mein Gesicht in seine warmen Hände und schloss den Abstand, der unsere Lippen noch trennte...'

Schweißgebadet setzte ich mich in meinem aufgewühlten Bett auf. Was war das denn gerade? Hatte ich ernsthaft davon geträumt, wie Jake und ich uns küssten?! Oh Gott, das war echt nicht gut! Ich fand Jake doch nicht etwa attraktiv und-... Ok, stop jetzt Reyna. Das war nur ein Traum, nicht die Realität. In ihr ist er immer noch ein Playboy und ich kann ihn zum Tod nicht ausstehen!

Um mich abzulenken, und weil ich wissen wollte, wie spät es war, schaute ich auf den Wecker auf meinem Schreibtisch. 06:53 Uhr. 'Na gut, jetzt lohnt es sich auch nicht mehr zu schlafen', dachte ich mir und stand quälend langsam auf. Ich schlurfte zu meinem Kleiderschrank, nahm einfach die obersten Klamotten raus, schnappte mir mein Waschzeug und machte mich auf den Weg ins Gemeinschaftsbad. Eine warme Dusche konnte ich jetzt wirklich gebrauchen.

~*~~*~

Frisch geduscht und in eine graue Jeans und einen dunkelgrünem Pulli gekleidet, betrat ich den bereits überfüllten Speisesaal der Akademie. Mit einem ständigen 'Entschuldigung?' auf den Lippen, bahnte ich mir einen Weg zum Buffet durch und belud meinen Teller mit allerlei Rührei und Speck, bis mir eine tiefe Jungenstimme von hinten etwas ins Ohr raunte. Vor Schreck sprang ich  einen halben Meter in die Luft.

"Na, heute sind wir aber schreckhaft, was?", lachte Jake mir leise zu. "Vergiss nicht, heute um 16:00 Uhr in der Sporthalle." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging mit seinen Freunden zu ihrem Stammtisch. Ach ja, die Nachhilfestunden, die hatte ich ja ganz aus meinem Kopf verdrängt. Da stand mir heute Nachmittag ja noch was bevor!

Als ich mich zum Gehen wenden wollte und Ausschau nach meinen Freunden hielt, die irgendwie immer früher beim Frühstück waren als ich, blieb mein Blick an einer tuschelnden Gruppe Mädchen hängen, die schnell ihre Blicke abwandten, als ich in ihre Richtung schaute.

'Nicht das die jetzt noch denken, dass zwischen mir und Jake was läuft', schoss es mir panisch durch den Kopf. Als Außenstehender hätte man die Situation gerade eben auch ganz anders interpretieren können. In dem Moment, als ich zu den kichernden Mädchen hingehen wollte, um ihnen zu erklären, was es mit dem Ganzen auf sich hatte, ertönte Leos unverkennbar laute Stimme über der Menge. "Reyna, steh da nicht so doof in der Gegend rum. Komm, setzt dich endlich zu uns!"

Mit hochrotem Kopf, ging ich zu den anderen und hoffte einfach, dass die Tratschtanten das Gesehene für sich behalten würden.

"Was war das denn gerade mir dir und Jake?", fragte Liz neugierig, als ich mich neben sie setzte. "Läuft da etwa was?"

Ich verschluckte mich prompt an meinem Orangensaft. "W-was?", brachte ich empört zwischen zwei Hustenanfällen hervor. "Nein, natürlich nicht! Er hat mich nur an unseren Nachhilfeunterricht heute nachmittag erinnert, sonst nichts!"

"Davon hat Nico uns gerade erzählt. Mein Beleid. Ich möchte echt nicht in deiner Haut stecken", mampfte Leo und sah mich mitleidig an.

Auch die anderen am Tisch nickten zustimmend. Mein Blick schweifte zu Nico, der die ganze Zeit über noch nichts gesagt hatte. Er schien meinen Blick nicht zu bemerken, denn er stocherte weiterhin auf seinem Rührei herum, als hätte dies ihm gerade den Krieg erklärt und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin. Ich blickte zu Liz, doch diese zuckte auch nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, was mit ihm los ist, er ist schon den ganzen Morgen so. Aber mach dir keine Sorgen, jeder hat mal einen schlechten Tag", flüsterte sie mir zu und lächelte mich dann aufmunternd an.

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