Adventure Arx - Held der Finsternis

EINS: Das Spiel beginnt

»Willkommen, Fremder, in Adventure Arx. Mein Name ist Adis und ich bin dein treuer Wegbegleiter in diesem Spiel, wenn du Fragen hast, kannst du mich mit der Flöte in deinem Itembeutel rufen. Hast du eine Frage?«

Jeremias betrachte den Vogel skeptisch und war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Ein Vogel war nicht gerade sonderlich einfallsreich, aber besser, als gar keinen Begleiter einzubauen.

»Kannst du mir sagen, in welche Richtung die nächste Stadt liegt?«

»Die nächstliegende Stadt befindet sich im Osten. Hast du noch eine Frage?«

»Nein«, antwortete Jeremias und der Falke verschwand.

In seinem Itemmenü überprüfte er die Aussage des Vogels und dort fand sich tatsächlich eine Flöte, die eher an eine Pfeife erinnerte. Sozusagen eine Hundepfeife für Falken. Jeremias drehte sich um und machte sich in die entgegengesetzte Richtung auf. Gar nicht so übel, dass dieser Vogel vorbeigeflogen war, so war er zumindest nicht ziellos umhergeirrt und musste für den Anfang auch nicht weiter laufen als nötig.

Bereits nach dem ersten Hügel, den er erklommen hatte, konnte er schon die Zinnen der Stadtmauer erkennen, und da sein Ausdauerbalken noch voll war, fiel er in einen Laufschritt. Kontinuierlich senkte sich der Stand des Balkens, als er fast den Nullpunkt erreicht hatte, verlangsamte Jeremias seine Schritte. Weit war es nicht mehr, nun konnte er sogar schon das große Stadttor erkennen und er sollte es in den nächsten Minuten erreicht haben. Bisher waren ihm allerdings weder andere Spieler, noch Gegner über den Weg gelaufen. Er fragte sich, ob er so Abseits gerespawnt wurde, dass er dort völlig allein gewesen war. Dies sollte sich aber in der Stadt nun ändern, neben den NPCs, sogenannten Non-Play-Characters, die von dem Programm selbst gesteuert wurden und keine Spieler waren, sollten sich auch andere Spieler dort aufhalten.

Er betrat das Stadttor, doch auch dort war noch niemand in Sicht. Merkwürdig, normalerweise standen Wachen an solchen Toren, die ihn entweder grüßten, wenn er das Tor passierte oder aber daran hinderten. Nichts von beidem geschah.

Jeremias machte sich auf den Weg zum Stadtzentrum und je näher er dem Marktplatz kam, desto lauter wurde das Stimmengewirr, welches allerdings nur gedämpft zu ihm durchdrang. Als er sah, was der Grund war, ging er schnell in Deckung. Im Marktplatz standen tausende von Usern, die innerhalb einer virtuellen Barriere gefangen waren. Ein schattenhaftes Wesen, hatte sich über der Kuppel materialisiert und sprach zu den Spielern. Jeremias versteckte sich hinter einer kleinen Mauer und schaute darüber hinweg, sodass er sehen konnte, was sich dort abspielte. Die Mitspieler waren panisch und er konnte sich gut vorstellen, dass es nicht gerade angenehm war, dort eingepfercht zu sein.

Der Schatten sprach: »Willkommen in Adventure Arx. Ich freue mich, dass ihr euch alle hier versammelt habt.« Er wurde unterbrochen, denn Unmut machte sich in der Menge breit und wütende Rufe drangen zu Jeremias hindurch: »Gefangen hast du uns! Lass uns wieder gehen!«

Viele weitere stimmten in die Protestrufe mit ein und ein Laut, wie ein Donnergrollen, rollte über die Menge hinweg.

»Ruhe!« Das Schattenwesen waberte unruhig und es sah aus, als wäre es aufgewühlt.

»Ich werde euch erklären, was dies hier zu bedeuten hat, aber dafür müsst ihr mir auch zuhören«, säuselte es nun wieder mit angenehmer Stimme. Wie eine Sirene, die ihre Beute nur noch tiefer in die Abgründe der See locken wollte.

Jeremias überlegte, wie er noch etwas näher an das Geschehen herankommen konnte, ohne dass man ihn entdeckte. Er ging an der Mauer entlang und überwand sie an einer Ecke, die von einer Häuserseite verdeckt wurde. Dann schlich er wieder nach vorne und bewegte sich geduckt von dort aus zu einem Stapel Kisten, der ihm nun Deckung bot.