Kapitel 1

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Die Straße war vollkommen ruhig, die letzte Kutsche die vorbeigefahren war war schon einige Minuten her. Ich wagte mich ein Stück vor und blickte um den Stein herum, hinter dem wir saßen. Auf der Straße war immer noch nichts zusehen, die Burgmauer war unbewacht und die Wache am Tor saß mit gerade aus gerichtetem Kopf dort und starrte auf die Bäume gegenüber von ihm. Ich drehte mich zu Hazel um und nickte mit dem Kopf, dann schlichen wir zu den Bäumen gegenüber der Wache. Wir verschmolzen mit den Bäumen, mit den Schatten und den tanzenden Lichtpunkten die zwischen den Blättern hindurch fielen. Die Wache gähnte und blickte in den Himmel und richtete den Blick wieder nach vorne. Eine Hand mit einem kleinen silbernen Messer darin näherte sich von hinten und schnitt dem Mann blitzschnell die Kehle durch. Ich zwinkerte Hazel zu und während sie den Schlüsselring aus der Jackentasche des dunkelblauen Mantels herausholte und die Schlüssel nach Ausschlussverfahren aussortierte stand ich Wache, in jeder Hand einen silbernen Dolch. Mein Blick viel wieder auf die Wache: armes Schwein, einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Wir töten nicht viele Leute, nur wenn es nötig ist. Die meisten bemerken uns nicht aber an einer Wache kommen wir nicht vorbei, wir brauchten die Schlüssel. Dunkelrotes Blut tropfte auf dunkelblauen Samt, eine typische Robe des Ordens der Wächter. Schutzgeistmagie beherrschen sie wunderbar, aber ansonsten sind sie so aufmerksam wie Gina, die fette Katze unserer Köchin. „Hast du's?" zischte ich Hazel leise zu, in dem Moment gab das Schloss ein leises 'Klick' von sich. Wir öffneten leise die Tür, gingen leicht in die Hocke und schlichen durch die ewigen steinernen Gänge. Die Burgen der Orden waren wirklich trostlos gestaltet, kein einziges Bild hing in den Gängen. Ich schüttelte den Kopf, hier konnte man doch nicht leben. Wir schlichen an einigen eingeschlafenen Wachen vorbei, töteten leise und von hinten einige weitere und kamen schließlich in einem Raum neben der großen Halle an. Jede dieser Orden-Burgen hatte eine große Halle in der sich die Ordensmitglieder versammelte, tranken und mit einander redeten wenn sie nicht auf Einsätzen waren. Direkt daneben lag der Trophäenraum in dem alle Trophäen, gewonnenen Relikte und besondere Waffen aufbewahrt wurden. Ich wusste dies, es war nicht das erste Mal das ich in eine Ordensburg eingebrochen war und den Trophäenraum leergeräumt hatte. „Na los!" flüsterte Hazel mir zu, ich hatte wohl etwas länger überlegt. Ich zückte meine beiden Dolche und stand wieder einmal Wache während Hazel die Schlüssel durchprobierte. Kurze Zeit später waren wir drin und schlossen hinter uns die Tür. Hazel lächelte mir zu, an ihren Wangen bildeten sich Grübchen. Sie traten immer nur dann auf, wenn sie stolz war oder Bewunderung empfand. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung eines Regales, wir wussten das wir wenig Zeit haben würden. Bald schon würde man die toten Wachen bemerken und bis dahin sollte der Trophäenraum leer sein. Hazel machte ihre n dunkelbraunen Leinenrucksack auf und packte systematisch alle wertvollen alten Bücher und Schmuckstücke ihn ihn. Ich nahm meinen eigenen Rucksack und schlug das Glas der Vitrine ein und nahm zwei Pokale heraus, einen hübschen Saphirbesetzten Goldpokal und einen kleineren Silberpokal mit Gravierungen. Beide hatte der Orden bei Einsätzen gewonnen, wenn ein Ordnen für etwas beauftragt wird winkt meist eine Summe Geld, Ehre oder Juwelenbesetzte Diademe, Kronleuchter oder eben Pokale.

Ich schlug weitere Vitrinen ein und steckte Goldene Statuen und riesige Edelsteine in meinen Rucksack, dann sah ich in die Mitte des Raumes und schlug die größte Vitrine ein die es in diesem Raum gab. Die Scherben glitten an einer weißen Marmorstatue herunter, die Statue eines Mannes der sich in einer schleichenden Position befand. Seine Augen waren aus Smaragden, das sah mein geübter Blick sofort. Sie funkelnden wie Sterne und für einige Sekunden konnte ich an nichts mehr denken als in diese Augen zu sehen. „Wird's bald? Du hast es selbst berechnet, wir dürfen nicht länger als 5 Minuten in diesem Raum bleiben bevor man uns bemerkt." sagte Hazel zu mir, schulterte ihren Rucksack und reichte mir meinen. Endlich konnte ich mich von den strahlenden Augen lösen, ich wusste nicht was es war aber ich musste diese Statue unbedingt mitnehmen. Sie sah nicht besonders wertvoll aus, da gab es bestimmt hochwertigeres in diesem Raum aber sie hatte etwas besonderes an sich. Ich nickte Hazel nur kurz zu, dann traten wir beide die Tür mit einer Wucht auf, dass die Ordensmitglieder die vor der Tür standen bei Seite flogen und auf dem Boden landeten. Wir rannten auf Kommando los, ich vorne weg, da Hazel keine Waffe hatte. Ich hatte es versucht ihr beizubringen, aber sie hatte es tatsächlich geschafft sich bei einem Wurf am eigenen Messer zu schneiden und seitdem gaben weder ich noch Travis ihr eine Waffe in die Hand. Sie war schnell und wendig, konnte leicht Pfeilen oder Wurfmessern ausweichen und schaffte es so selbst ohne Waffe aus einer Situation zu entkommen. Ich dagegen war zwar ebenso schnell, schlitzte Feinden aber lieber die Kehle auf ehe sie die Chance hatten etwas zu tun gegen das ich ausweichen müsste.

Raven - Tochter des SchicksalsWhere stories live. Discover now