At the end of the day you're the one that I want

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All I know at the end of the day is you want what you want and you say what you say
And you'll follow your heart even though it'll break
Sometimes.

Eleanor

○○○

Die Stille in der Küche machte mich unfassbar verrückt. Es war keine von der angenehmen Sorte. Im Gegenteil. Louis starrer Blick machte mich nervös. Mit dem Finger zog ich kleine Kreise am Rand der Tasse.

Der Darjeeling dampfte und war noch viel zu heiß, um ihn direkt zu trinken. Jedoch schien die aufsteigende Wärme des Getränkes etwas an sich zu haben, das mich trotz allem beruhigte. Zumindest ein klein wenig. Es war eine widersprüchliche, seltsame Situation. Genauso widersprüchlich, wie meine Gemütslage heute.

Irgendwann hielt ich es allerdings nicht mehr aus. Louis' Blick, der auf mir zu kleben schien, gemischt mit der bedrückenden Stille - die gesamte Situation war bis zum Zerreißen angespannt. Ich schob die Tasse von mir weg und stand auf.

„Ich gehe dann mal meine Sachen holen." Meine Stimme klang nicht einmal halb so sicher, wie ich es gerne gehabt hätte. Der Stuhl kratzte über das Laminat, als ich ihn an den Tisch stellte. Louis rührte sich nicht, bis ich einen Fuß auf die erste Treppenstufe setzte. Ich hörte das Rücken eines Stuhles und vernahm die Schritte, die ich ohne ihn sehen zu müssen, Louis zuordnen konnte. Eigentlich hätte ich direkt weiter gehen können. Louis schien nicht den Mumm zu haben, das zu sagen, was ihm durch den Kopf ging und er mir schon längst sagen wollte, zumindest waren das Liams Worte. Also hätte es mir egal sein können.

Doch das war es nicht. Er war mir nicht egal und es machte mich wahnsinnig.

„Ellie-" Er stockte, blieb vor mir stehen und räusperte sich. „Eleanor. Bitte, ich-"

„Du, was?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Auf einen Schlag war all die Unsicherheit verflogen und die über Monate angestaute Wut kam wieder hoch. Inständig hoffte ich, dass sich diese nicht in Tränen entlud. Nervös, unsicher von einem Fuß auf den anderen tretend, an seinen Fingerkuppen spielend stand Louis vor mir. Es erinnerte mich an Jay, die tadelnd vor Phoebs gestanden hatte. Doch in genau diesem Moment hatte ich mir vorgenommen, nicht länger in der Vergangenheit zu graben. Am Ende würde ich noch schwach werden.

„Eleanor, es tut mir Leid."

„Es tut dir also Leid?" Ich konnte mir ein Schnauben nicht verkneifen. Was war los mit mir?

„Ich, du weißt, dass ich dich-" „Stopp! Wehe du wagst es diesen Satz über deine Lippen zu bringen, Louis Tomlinson!" Nervös rieb sich Louis im Nacken. Als ich ihn scharf unterbrach zuckte er zusammen und sah mich aus großen Augen an. War ich ihm gegenüber jemals laut geworden? Warum tat ich es jetzt überhaupt? Warum schwappten meine Emotionen immer in den ungünstigsten Momenten derart über?

Ich sah Louis tief in die Augen. Der Glanz war verschwunden, einfach gegangen, so wie auch ich einfach gegangen war, nachdem ich ihn gesehen hatte. Er musterte mich, aber seine Mimik blieb verschlossen. Vielleicht gab das den Ausschlag, ihm einmal alles vor den Kopf zu werfen, was ich dachte. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes. Vielleicht war es der hochexplosive Gefühlscocktail, den die Farben seiner Augen hervorriefen. Was auch immer es war. Es fühlte sich befreiend an. „Du hast mich verletzt, Louis. Hast du auch nur den leisesten Hauch einer Ahnung, wie ich mich gefühlt habe?"

„Eleanor, du weißt, dass ich das niemals freiwillig getan hätte, wenn ich-"

„Wenn was, Louis? Wenn du nicht ausversehen mit deinem Penis in sie reingestolpert wärst?" Unbändige Wut kam in mir hoch. Wut, die ich so unfassbar lange unterdrückt hatte. Auch, wenn ich in dieser Situation das Versprechen, welches ich zuvor Liam gegeben hatte, brach, es fühlte sich unglaublich befreiend an. „Es ist ja nicht so, als wäre es irgendwer gewesen, Louis. Mit jemand gänzlich Fremden wäre ich vielleicht besser klar gekommen. Aber du hast einfach mit der Schwester deines besten Freundes geschlafen, Louis! Du hast eiskalt zwei Menschen gleichzeitig hintergangen. Du hast mich, vor allem aber Harry, deinen Bruder, verletzt."

Louis blieb stumm. Es folgte keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung. Er sah mich einfach nur schweigend an. Ich wusste nicht, wie lange wir einfach dastanden. Jedoch schien er auf weitere Sätze und weitere Vorwürfe von mir zu warten, während ich stumm blieb und auf seine Reaktion wartete. Irgendwann seufzte ich einfach auf und ging die Stufen nach oben. Wieder blieb ich auf der Hälfte stehen und sah nach unten.

„Eleanor-" Im selben Moment, wo ich meine Stimme wieder erhob, sprach Louis meinen Namen mit solch gebrochener Stimme aus, dass mir beinahe das Blut in den Adern gefror. Ein Schmunzeln schlich über unsere Lippen. Ein ehrliches Schmunzeln. „Du zuerst." „Nein, du." „Nein, du." „Nein, komm schon, sag du."

Und mit dieser sinnlosen Diskussion hatte er mich wieder soweit, dass ich meine Wut runterschluckte. Ich hasste es. Ich hasste mich dafür, dass mein Herz sämtliche Prinzipien knallhart über Board warf, wenn es um Louis ging. Alles hatte ich damals bereitwillig in seine Hände gelegt. Mein Selbstwertgefühl, mein Herz, meine Prinzipien. Alles. Und in dem Moment, in dem ich alles in seine Hände gelegt hatte, hatte ich auch die Kontrolle abgegeben. Ich konnte machen, was ich wollte, er änderte alles. Mit Enttäuschung und Angst war ich hierhergekommen, hatte Wehmut und Sehnsucht zugelassen, um wütend zu explodieren und mich nun wieder in Wehmut und Sehnsucht zu baden. Mit dem Tag unseres ersten Kusses hatte Louis das Steuer übernommen und mich über Berg und Tal gejagt. Achterbahnen der Gefühle hatte ich selbst immer nur in Hollywood-Filmen für möglich gehalten. Bis zu dem Zeitpunkt, an welchem ich auf ihn traf.

Obwohl Louis mir mittlerweile zugestanden hatte, zuerst zu reden, blieb ich still. Ich schaute auf ihn herab und gab mich durch sein Lächeln für einen klitzekleinen Moment der Illusion hin, dass es vielleicht gar nicht schlimm gewesen war, hier her zu kommen. Bis ich den Stoff meiner Tasche in der rechten Hand wieder bewusst wahrnahm. Sie erinnerte mich an den Sinn meines Besuches. Betreten räusperte ich mich und nahm meinen Blick von ihm. Mein Blick rutschte automatisch auf die Treppenstufen. Fester umklammerte ich den Stoff der Tasche und drehte mich um.

„Eleanor!" Er rief meinen Namen. Laut und verzweifelt. Ich hörte, wie Louis die wenigen Stufen nach oben stieg, es klang als würde er zwei Stufen auf einmal nehmen und ich tat es ihm gleich. Erst, als ich wieder vor seiner Schlafzimmertür stand, hatte er mich eingeholt. Er drehte mich zu sich. Ruckartig und abrupt. Dieses Mal, als ich ihn ansah, als ich mich an all die Momente erinnerte, die mit ihm in diesem Haus stattgefunden haben. Dieses Mal stoppte ich meine Tränen nicht. Er tat es für mich.

„Eleanor. Bitte bleib."

Langsam schüttelte ich meinen Kopf. Nicht einmal halb so entschlossen, wie ich es gerne getan hätte. „Ich kann nicht."

„Dann bleib' wenigstens heute Nacht."

Mit großen Augen sah ich ihn an. Das konnte nicht sein ernst sein. Obwohl alles in mir „Ja!" schrie, drehte ich mich schnaubend wieder um und ging auf die Schublade zu. Schon wieder klemmte sie und durch die Tränen, die immer noch nicht aufhören wollten, sah ich leicht verschwommen. Ich zog an dem Griff, doch dieses verdammte Möbelstück hatte sich gegen mich verschworen.

„Das ist ein Zeichen, Ellie." Louis Atem war gefährlich nah an meinem Nacken und ich konnte einfach nicht fassen, was er sich nach dieser seltsamen Diskussion, diesem mehr als widersprüchlichen Nachmittag heraus nahm. Machte er das mit Absicht?

love you goodbye » ltWhere stories live. Discover now