Kap. 2

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.. Von nun an würde er regieren, sich tagaus und tagein um die Belange seines Volkes kümmern. Politik betreiben, alte Handelswege aufrechterhalten und Neue erschließen lassen. Die Sicherung der Landesgrenzen gewähren.

Sjór sah sich plötzlich vor seinem geistigen Auge im Zeitraffer altern. Sah seine Muskeln schwinden und seine Leibesfülle anwachsen, sah  -  sich schwer atmend im Thronstuhl mehr hängend als sitzend, mit einer Hammelkeule in der Hand. Das Fett lief ihm aus dem Mundwinkel sein Doppelkinn herunter. Er sah müde aus vom ständigen Bankett geben und das oftmals nur, um wieder eine Allianz mit einem Nachbarstamm zu erneuern oder einfach nur zur Unterhaltung seiner Gemahlin.

Er sah sie neben sich sitzend, kostbar gekleidet. Doch auch an ihr war die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen. Ihr Körper war aufgedunsen von den vielen Festgelagen und durch die zahlreichen Geburten hingen ihre einst festen und drallen Brüste bereits erschlafft und wurden nur durch die Schnürung ihrer aufwendig verzierten Tunika nach oben gedrückt. Zu sagen hatten sie sich nie besonders viel, was Sjór jedoch anfangs auch nicht sonderlich störte. Doch jetzt.. ?

Bei diesen Gedanken schnürte es ihn die Brust zusammen und er fühlte sich wie ein Gefangener, wie ein Bär, der seiner Freiheit beraubt in Ketten gelegt und als Tanzbär vorgeführt wurde. Ein Schauer durchlief ihn. Er blinzelte kurz und blickte wieder in die Runde. Die Siegesfeier war noch in vollem Gange. Seine Gefährten waren gut versorgt worden und ihre Wunden heilten schnell. Sie waren mit dem Leben davon gekommen. Wieder einmal. Schweigend schaute Sjór sich um. War das hier wirklich seine Welt?

Aira, die Tochter des Königs sah ihn an und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Sie lächelte höflich und er seufzte leise. „Du bist eine liebes Weib", dachte er, „aber verstehen wirst du mich nie!"





Sjór  - a piece of a viking saga -Where stories live. Discover now