4. Kapitel

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Ein Jahr später:

»Los, Lexa! Wer als erstes an der Grenze zu Mount Weather ist, oder kneifst du?«, brüllte ich gegen den Wind.
Ich rannte durch den Wald, mein Schwert in der rechten Hand.
»Kneifen? Redest du von dir oder wie?« Ich hörte Lexa laut lachen.
Sie lief einige Meter neben mir entfernt und hielt ebenfalls eine Waffe in der Hand.
Vor mir tauchte eine niedriger Ast auf. Ich steckte mein Schwert in die Halterung, ergriff ihn und schwang mich hastig auf den Baum. Nun schwang ich mich von Ast zu Ast, während Lexa unter mir rannte.
Ich hörte schon das Rauschen des Flusses, was mich noch mehr anspornte. Als ich ihn endlich sah, sprang ich vom Baum und landete leichtfüßig auf dem mit Laub bedeckten Waldboden.
»Erster!«, riefen Lexa und ich gleichzeitig, die neben mir stand, und wir lachten daraufhin.
»Weiter geh ich nicht«, meinte ich und drehte meine Schwert in der Hand.
»Hast du etwa Angst?«
»Nein ...«
Lexa hob eine Augenbraue und sah mich misstrauisch an.
»Okay, okay. Ein wenig schon. Ich meine: die Geschichten, die wir von den Mountain Men gehört haben …«
»Dann lass uns zurückgehen«, meinte Lexa und ergriff mein Handgelenk.
»Wollen wir vorher noch irgendetwas tun? Jagen, Wettrennen, Landschaft erkunden?«, fragte ich.
»Anya erwartet uns sicher schon«, meinte Lexa und wir machten uns auf den Rückweg - dieses Mal gingen wir.
»Wir müssen aufpassen«, sagte ich und sah mich um. »Hier können überall unsere Feinde lauern.«
»Meinst du mit »unsere Feinde« jemanden von den anderen Clans?«, hakte Lexa nach. »Ich verstehe nicht, wie Krieg zwischen Leuten gleicher Art herrschen kann.«
Diesen Satz kannte ich bereits von ihr.
Ich nickte. »Wir sind alle Menschen.«
Ich vernahm aus meinen Augenwinkeln eine Bewegung und zuckte zusammen, als etwas aus dem Gebüsch geschossen kam. Erschrocken sprang ich zurück und klammerte mich an Lexas Arm.
In diesem Moment erklang ein warmes Lachen und ich erkannte Mayk, der mit Pfeil und Bogen vor uns stand. »Na, kleiner Angsthase. Schon dein Grünzeug heute gegessen?« Er grinste mich breit an und ich ließ Lexa augenblicklich los.
»Verzieh dich, Mayk!«, knurrte ich und meine Hand fuhr zum Heft meines Schwertes.
»Hey, bleib ruhig!« Beschwichtigend hielt der Junge die Hände vor dem Körper. »Darf ich dich Damen begleiten?«
»Natürlich.« Lexa lächelte und straffte ihre Haltung.
Ich verdrehte genervt die Augen, sagte jedoch nichts. Zusammen mit dem siebzehnjährigen Jungen liefen wir zurück zum Lager. Dort angekommen, verabschiedete er sich von uns und ging.
»Du kannst es einfach nicht lassen«, meinte ich.
»Ich will nichts von ihm.«
»Als ob ich etwas von ihm will«, sagte ich, woraufhin Lexa mich angrinste. »Wann kommt Costia eigentlich wieder?«
»Ich habe keine Ahnung, doch ich hoffe, bald.«
Wir beide gingen zusammen zu Anya, die in ihrem Zelt auf ihrem Stuhl saß.
»Na, Spaß gehabt?«, fragte sie sofort mit einem spöttischen Unterton.
Lexa und ich sahen uns an, wussten aber nichts darauf zu sagen. Abrupt erhob sich der Commander und uns wütend an. »Ihr, als meine Sekundanten, habt Aufgaben zu erledigen und nicht in der Weltgeschichte herumzurennen!«
»Tut uns leid, Heda«, sagte ich ehrfürchtig.
»Das solltet ihr auch!«, wies Anya uns zurecht. »Ihr habt heute Nachtwache!«
Wir nickten und verließen eilig das Zelt.

Rosana - Das Leben einer Grounderin || The 100 [Vorgeschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt